Der Iran hat seine Drohung wahrgemacht und erstmals in der Geschichte von seinem Staatsgebiet aus Israel direkt angegriffen. In der Nacht vom 13. zum 14. April hat der Iran mit mehr als 300 Drohnen und Raketen auf Israel gefeuert. Teheran hatte die Drohnen- und Raketenangriffe als Vergeltung für einen Israel zugeschriebenen Angriff auf das iranische Konsulatsgebäude in Damaskus bezeichnet. Doch trotz hunderter in der Nacht auf Sonntag abgefeuerter Geschosse konnten nach israelischen Angaben „99 Prozent“ abgefangen werden. US-Präsident Joe Biden lobte die „bemerkenswerte Verteidigungsfähigkeit“ Israels. Ein wichtiger Grund dafür ist - neben der Unterstützung durch die USA und andere Verbündete - vor allem der israelische Raketenabwehrschirm namens Iron Dome.
Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari hat den iranischen Drohnen- und Raketenangriff auf Israel als beispiellosen Angriff bezeichnet, der auf eine beispiellose Verteidigung gestoßen sei. „Dies war das erste Mal, dass eine solche Koalition gegen die Bedrohung durch den Iran und seine Stellvertreter im Nahen Osten zusammenarbeitete“, sagte er über die Zusammenarbeit mit internationalen Verbündeten bei der Abwehr der Raketen, „angeführt von den Vereinigten Staaten – zusammen mit Großbritannien, Frankreich und anderen Partnern.“ Auch Jordanien unterstützte den Abschuss iranischer Drohnen. Die saudi-arabische Regierung weist eine Unterstützung zurück, obwohl es zuvor israelische Berichte über eine angebliche mithilfe Saudi-Arabiens gegeben hatte.
In Israel laufen die Beratungen hochrangiger Regierungsvertreter und des Kriegskabinetts seit dem Angriff auf Hochtouren. Wie eine mögliche Reaktion Israels konkret aussehen könnte, ist aber noch unklar. Ein israelischer Gegenschlag im Iran selbst könnte wiederum eine neue, vermutlich deutlich härtere Reaktion Teherans auslösen. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu betonte am Dienstag einem Bericht zufolge, die Reaktion des jüdischen Staates müsse klug sein. Teheran solle nervös warten müssen, wann die Gegenreaktion erfolge, so wie es Israel ergangen sei.
Die G7-Staaten (Deutschland, Kanada, die USA, Frankreich, Italien, Japan und Großbritannien) verurteilen den iranischen Angriff. "Mit seinem Vorgehen hat der Iran einen weiteren Schritt zur Destabilisierung der Region unternommen und riskiert, eine unkontrollierbare regionale Eskalation zu provozieren", heißt es in einer Erklärung nach einer Videokonferenz der Staats- und Regierungschefs. Diese müsse abgewendet werden. Außenministerin Annalena Baerbock sagte, man wolle verhindern, „dass aus der brandgefährlichen Lage in Nahost ein regionaler Flächenbrand wird“. Sie fügte hinzu: „Als G7 sprechen wir mit einer Stimme: Alle Akteure in der Region sind zu maximaler Zurückhaltung aufgefordert.“ Vor dem Treffen der G7 auf Capri war Baerbock zu Krisengesprächen in Israel.
Quellen: Red. / dpa / reuters / afp / ap / epd / kna
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