Dies sei ein erster wichtiger Schritt der russischen Biathlon Union, "um der IBU und der Welt des Sports zu zeigen, dass die aktuelle Situation sehr ernst genommen" werde, erklärte IBU-Chef Anders Besseberg nach einer Vorstandssitzung in München. Auch auf die Austragung der Junioren-WM verzichten die Russen. Die für 2021 geplante Weltmeisterschaft in Tjumen wurde zunächst nicht angetastet.
Boykott zuvorgekommen
Russlands Verband RBU reagierte erleichtert auf die Vorgehensweise der IBU. "Das ist eine positive Entscheidung", sagte der ehemalige RBU-Vorstand Alexander Tichonow nach Angaben der Agentur Tass in Moskau. "Ich hatte vor allem befürchtet, dass unsere Sportler disqualifiziert werden.". Mit dem Verzicht auf den Weltcup und die Junioren-WM kamen die Russen auch einem Boykott anderer Länder zuvor. Im Vorfeld des Treffens in München hatte es massiven Druck der Verbände aus Norwegen, Tschechien und Großbritannien gegeben. Alle drei Nationen drohten, dem Weltcup in Tjumen sowie weiteren internationalen Rennen in Russland fernzubleiben.
Die IBU leitete zudem "formelle Untersuchungen" gegen Russlands Verband und 29 der im sogenannten McLaren-Report genannten Sportler ein. Auf eine Suspendierung wurde hier aber zunächst verzichtet. Die Namen der beiden vorläufig gesperrten Sportler wurden nicht bekannt. Insgesamt werden 31 russische Skijäger im McLaren-Report als dopingverdächtig genannt. Das Internationale Olympische Komitee begrüßte die Entscheidungen. "Sie steht im Einklang mit den Empfehlungen des Olympic Summit und des IOC-Vorstandes", sagte ein Sprecher.
Vorwürfe seit wenigen Tagen öffentlich
Erst am Donnerstag vor einer Woche hatte IBU-Chef Besseberg die Doping-Vorwürfe öffentlich gemacht. Eine fünfköpfige Expertengruppe aus fünf Nationen hatte danach die Indizien aus dem WADA-Bericht überprüft. Nach der Ergebnispräsentation sagte Besseberg: Die Ergebnisse des McLaren-Berichts würden schwere Probleme im russischen Sport und im Anti-Doping-Kontrollsystem zeigen. Doch allein der Verdacht reiche nicht aus, um zu sanktionieren. Die Regeln müssten "für die Schuldigen und für die Unschuldigen" gelten.
Mehr als 1000 russische Sportler waren nach Ermittlungen der Welt-Anti-Doping-Agentur zwischen 2011 und 2015 Teil der staatlichen Dopingpolitik. Es wurden Beweise gefunden, dass Dopingproben von insgesamt zwölf Medaillengewinnern der Sotschi-Spiele 2014 manipuliert wurden. Vier Olympiasieger seien dabei gewesen, hatte WADA-Chefermittler Richard McLaren am 9. Dezember in London mitgeteilt. Von den 33 russischen Olympia-Medaillen in Sotschi gingen vier an die Skijäger. Einmal war auch Biathlon-Gold dabei.