Der FC Bayern geht mit viel Unruhe nach dem wilden 5:4 im DFB-Pokal gegen Heidenheim ins Bundesliga-Topspiel gegen den Tabellenführer. Uli Hoeneß fordert vom verunsicherten Personal: „Gegen Dortmund muss geliefert werden.“
Der FCB-Präsident wich den Fragen nach dem Kaderumbruch zuletzt gerne aus. Er wolle nicht zu viel darüber sprechen, schließlich brauche man das aktuelle Personal ja noch. Manchmal blickte der Präsident aber doch so drohend wie vollmundig voraus. „Wenn Sie wüssten, was wir alles schon sicher haben für die kommende Saison“, betonte er zuletzt und kündigte „das größte Investitionsprogramm, das der FC Bayern je hatte“ an.
Mit Millionen Euros auf Erfolgskurs?
Mit Gesamtausgaben von 200 bis 300 Millionen Euro wird gerechnet. Rund 115 Millionen Euro wurden bereits in die französischen Weltmeister und Abwehrspieler Lucas Hernández von Atletico Madrid (80 Mio.) und Benjamin Pavard vom VfB Stuttgart (35 Mio.) investiert. Doch natürlich muss es die aktuelle Belegschaft beschäftigen, wenn ihr Arbeitgeber offenbar nicht mehr lange auf sie setzen will. Das gilt besonders für die beiden 30 Jahre alten Innenverteidiger Mats Hummels und Jérôme Boateng, von denen sich Letzterer schon zum Abschied im Sommer entschlossen haben soll. Es gilt aber auch für viele andere, die das Misstrauen spüren – und die eigene Verunsicherung.
Vor dem Liga-Gipfel rückt die Transferoffensive aber erst einmal in den Hintergrund. „Am Samstag, 18.30 Uhr, darf es keine Ausreden geben. Da muss gegen Dortmund geliefert werden“, betonte Hoeneß. An eine Niederlage denke er gar nicht: „Wir müssen gewinnen, dazu gibt es für mich keine Alternative. Unsere Mannschaft muss mit einem Sieg gegen Dortmund zeigen, dass sie Meister werden will.“ Der Ton wird schärfer, rau ist das Binnenklima schon länger. Nach dem jüngsten 1:1 in der Liga beim SC Freiburg und vor allem nach dem grotesk wilden 5:4 (1:2) im Pokalviertelfinale gegen den Zweitligisten Heidenheim wurde das noch deutlicher.
Kovacs Kicker wie Kinder
„Will ich verteidigen oder nicht? Bin ich mir zu schade oder nicht?“, waren nur zwei der vielen Fragen, die Trainer Niko Kovac mit Blick auf seine Spieler kurz vor dem Liga-Gipfel aufwarf. Seine Kicker verglich er dabei mit Kindern, denen man manche Dinge auch immer wieder argumentativ erklären müsse. „Natürlich wird man wahnsinnig“, sagte Kovac nach dem wiederholt instabilen Vortrag und bemängelte die Einstellung seiner Profis, „aber ich werde nicht aufgeben.“
Und nun gegen den BVB (ausführlicher Spielbericht mit Analyse und Interviews am Samstag ab 23 Uhr im aktuellen sportstudio). „Eines ist klar: Wir müssen die Kompaktheit herstellen“, hatte Kovac direkt nach dem Viertelfinale maximal verärgert gesagt und seine unsouveräne Belegschaft angezählt: „Dass man vier Stück kassiert, geht bei allem Respekt vor Heidenheim nicht.“ Tagtäglich versuche er seinen Spielern seine Vorgaben „einzuimpfen“, sagte der frühere defensive Mittelfeldakteur, schließlich brauche auch die Abwehr „ein gutes Gefühl“. Aber, ergänzte er zum Verteidigen mit dem Verweis auf „Verantwortung und Disziplin“: „Man muss es auch aus sich heraus wollen.“
Auch der Trainer in der Kritik
Offenbar findet er wenig Gehör. Davon kündeten auch seine Stimmbänder, die er fast schon verzweifelnd schreiend während des aberwitzigen Spiels gegen Heidenheim strapaziert hatte, wie schon in Freiburg. Nach dem zwischenzeitlichen Aufschwung steht der 47-jährige Kroate nun wieder in der Kritik. Im Herbst 2018 hatte der BVB neun Punkte Vorsprung. Am Samstag könnten es deren fünf werden, falls sich Bayerns Instabilität fortsetzen sollte. Hoeneß, der zuletzt auch vollmundig eine Meisterschafts-Entscheidung gegen Dortmund angekündigt hatte, will daran nun lieber nicht denken. Zumal vor dem Kaderumbruch, der auch noch Kovac erfassen könnte.