Mercedes-Pilot Lewis Hamilton steht beim Großen Preis der USA vor seinem sechsten Titelgewinn. Die unglaubliche Erfolgsbilanz von Mercedes und Hamilton hat mehrere Gründe.
Lewis Hamilton wird am Sonntag in Austin mit ziemlicher Sicherheit vorzeitig seinen sechsten Weltmeistertitel unter Dach und Fach bringen. Denn selbst wenn sein einziger verbliebener Titelrivale, Teamkollege Valtteri Bottas, den Großen Preis der USA gewinnen sollte, reichen dem Briten Platz acht, um alles klar zu machen.
Es wäre dann der fünfte Fahrertitel in sechs Jahren für Mercedes – nur einmal, 2016, musste sich Hamilton seinem damaligen Teamkollegen Nico Rosberg geschlagen geben.
Die unglaubliche Erfolgsbilanz von Mercedes und Hamilton hat Gründe. Es gibt einige Punkte, in denen Mercedes seinem Hauptkonkurrenten Ferrari ein ganzes Stück voraus ist:
Die Teamführung
Teamchef Toto Wolff hat seit seinem Amtsantritt bei Mercedes Anfang 2013 zusammen mit Niki Lauda kontinuierlich das am besten funktionierende Team der Formel 1 aufgebaut. Auch durch seinen besonderen Führungsstil, der eine Atmosphäre schafft, die sehr konstruktives Arbeiten ermöglicht.
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"Wir haben keine Kultur, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Fehler können offen angesprochen werden. Leute bekommen bei uns Verantwortung. Und das leben wir auch", so Wolff. Dazu kommt seine extreme Motivation, die sich auch auf das Team überträgt: Nie nachlassen, sich nicht mit dem Erreichten zufrieden geben, stets neue Herausforderungen suchen und bewältigen. Und mit scheinbaren Kleinigkeiten die Stimmung um Werk verbessern. Das reicht vom privaten Parkplatz für jeden Mitarbeiter über die hochwertigen Kaffeemaschinen überall bis zur außergewöhnlich guten Firmenkantine.
Die Technik
Mercedes ging von Beginn der Hybrid-Ära im Jahr 2014 mit einem gewaltigen Vorsprung im Antriebssektor ins Rennen. Schließlich hatte Mercedes in den entscheidenden Phasen der Ausarbeitung des damals neuen Reglements mit Hilfe des damaligen Technikchefs Ross Brawn viele eigene Vorstellungen durchsetzen können.
Durch diesen Vorteil im Antriebsbereich konnte man sich dann über die Jahre immer mehr darauf konzentrieren auch ein perfektes Chassis zu bauen. So dass man selbst jetzt, wo Ferrari zumindest im Qualifying über eine Runde im Bereich Leistung nicht nur aufgeholt sondern Mercedes sogar überholt hat, immer noch auf die Rennperformance bauen kann.
Rennspeed und geringerer Reifenverschleiß sprechen da meistens immer noch für Silber. Dazu kommt: Mercedes kann es sich leisten, seit Mitte des Jahres nur noch sehr wenig Entwicklungsarbeit am diesjährigen Auto zu betreiben. Das komplette Engagement der Ingenieure und Designer gilt schon jetzt dem Modell für 2020 – um auch da wieder mit Vorsprung starten zu können.
Die Fahrerpolitik
Nach den intensiven teaminternen Duellen zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg schwenkte Teamchef Toto Wolff um: Mit der Verpflichtung von Valtteri Bottas neben Hamilton wurden die Rollen klar abgesteckt: Hamilton ist die Nummer 1 – und Bottas sein Adjutant.
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Der Finne darf zwar auch schon mal gewinnen, wenn es sich ergibt und Hamilton nicht weiter schadet, wie etwa kürzlich in Japan. Ansonsten hat er sich aber brav hintenan zu stellen und tut das auch. Ein gewaltiger Unterschied speziell gegenüber Ferrari. Dort bekam Sebastian Vettel schon nicht mit Kimi Räikkönen im Team in entscheidenden Momenten die Priorität. Jetzt ist die Situation zwischen ihm und dem aufstrebenden Supertalent Charles Leclerc noch schwieriger – und Teamchef Mattia Binotto tut sich schon jetzt mehr als schwer, die beiden in den Griff zu bekommen.
Sollte Ferrari in der kommenden Saison tatsächlich in der Lage sein, Mercedes technisch herauszufordern, könnte dieses Problem den Silbernen und Hamilton wieder in die Hände spielen: dass man sich bei Rot gegenseitig die Punkte wegnimmt oder gar von der Strecke schießt.