34, 33 und 24 Jahre alt: Herthas Sturmtrio Ibisevic, Kalou und der junge Selke hat eine Art Generationenvertrag geschlossen, der bisher treffsicher funktioniert. Das soll gegen Borussia Dortmund am Samstag(18.30 Uhr) so weitergehen.
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"Er hat das Training überlebt und ist wieder eine Option", sagte Hertha-Trainer Pal Dardai am späten Donnerstagnachmittag sichtlich erleichtert. Die Rede ist von Davie Selke, 24 Jahre alt, schnell, groß (1,95m), kopfballstark. Eine Hüftprellung hatte den torgefährlichen Konterstürmer zehn Tage lang außer Gefecht gesetzt. Am Samstag ist der U21-Europameister im Spiel gegen Borussia Dortmund also wieder am Ball und das sorgt bei der Hertha für jede Menge Optimismus.
Aktuell im Niemandsland
Hertha BSC befindet sich in dieser Saison in einer Übergangsphase, und Davie Selke steht dafür. Die in den vergangenen Jahren fußballerisch immer etwas spröde anmutende "Alte Dame" gibt es nicht mehr. Aber die neue Hertha auch noch nicht so ganz. Es ist irgendetwas dazwischen und das ist das große Dilemma in dieser Spielzeit. Nach der Niederlage am vergangenen Spieltag in Freiburg sind die Berliner vollends im Niemandsland der Bundesliga gelandet, nämlich auf Rang zehn.
Dennoch hat so gut wie jeder Hertha-Fan in der Hauptstadt das Gefühl, dass sein Verein die beste Saison seit langem spielt. Dafür sorgte nicht nur der Heimsieg gegen Bayern (2:0), der Punktgewinn auswärts in Dortmund in der Hinrunde (2:2) sowie der 3:0-Auswärtserfolg in Mönchengladbach vor knapp einem Monat. Genügend Anlass zum Jubeln geben auch die neben Selke in der Sturmspitze so famos auftrumpfenden Salomon Kalou und Vedad Ibisevic. Das Altstarduo symbolisiert zwar mit seinen 33 und 34 Jahren die Hertha der vergangenen Jahre. Beide harmonieren jedoch glänzend und effektiv wie nie mit dem Youngster Selke zusammen.
Vom Alter profitieren
Der Hertha-Coach schickt das Angriffstrio in den unterschiedlichsten Varianten aufs Feld und das schöne für die Berliner ist, es funktioniert fast immer. Mal spielen alle drei gemeinsam, mal sind sie zu zweit aktiv, mal kickt nur einer aus diesem Angriffs-Dreigestirn. Zusammen haben Ibisevic/Kalou/Selke immerhin 15 Tore erzielt, wobei Ibisevic mit neun Treffern die interne Torjägerliste souverän anführt. Mit welcher Angriffsformation Dardai das Flutlichtspiel im ausverkauften Berliner Olympiastadion gegen Dortmund beginnt, lässt er wie eigentlich immer im Dunkeln.
Fest steht, dass Selke gerade durch seine eher betagten Mitstreiter Ibisevic und Kalou eine weitere Entwicklungsstufe genommen hat. Der Angreifer, der in der vergangenen Saison von RB Leipzig an die Spree wechselte, gilt als kommender Nationalspieler. Erst Recht nach der Ausbootung des Bayern-Stürmers Thomas Müller durch Bundestrainer Joachim Löw. Das hat natürlich Herthas Manager Michael Preetz auch längst erkannt. Kalous Vertrag läuft 2020 aus. Danach wird der spielstarke Angreifer wohl seine Bundesliga-Karriere beenden. Ibisevics Kontrakt ist noch bis zum Ende dieser Saison gültig. Hinter den Kulissen wird bereits seit geraumer Zeit kräftig um eine Verlängerung des Angestelltenverhältnisses des Bosniers gerungen. Wenn Ibisevic die Berliner Sturmabteilung jedoch im Sommer verlassen sollte, ist die Balance in Herthas Sturm nachhaltig aus den Fugen geraten. Und das wird zuallererst Davie Selke zu spüren bekommen.
Jugend zählt
Der 24 Jahre alte Stürmer mit einem äthiopischen Vater und einer tschechischen Mutter ist in dieser Spielzeit unbestritten der Star einer "jungen Mannschaft, die Fehler macht", wie Dardai sein Team jüngst und durchaus selbstkritisch charakterisierte.
Dabei gibt es mit Maximilian Mittelstädt, Arne Meier und Jordan Torunarigha noch drei weitere entwicklungsfähige Spieler, die allesamt auf dem Sprung zum Stammspieler sind. Hertha BSC ist im vergangenen Jahr immerhin Deutscher A-Jugend Meister geworden und verabschiedet sich nun langsam aber stetig vom Image der "Alten Dame".