Nach zwei Spielzeiten im Abstiegskampf fühlt sich Mainz 05 vor dem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach (18:30 Uhr) derzeit im Tabellen-Niemandsland wohl. Um sportlich weiter zu wachsen, passt der Klub seine Transferstrategie künftig den neuen Marktverhältnissen an.
Mit 30 Punkten nach 24 Spieltagen stabil im Mittelfeld der Liga zu rangieren, wertet Schröder nach zwei Jahren im Abstiegskampf als "gute Leistung". Im sogenannten Niemandsland der Tabelle Aufmerksamkeit zu erregen, ist aber auch nicht so einfach. Deshalb fordert Schröder: "Wir wollen die Saison nicht austrudeln lassen und bestmöglich abschneiden."
Kampf um Zuschauer
Ein Sieg gegen den aktuell schwächelnden Champions-League-Kandidat aus Gladbach würde die Neugier der Fans wohl steigern und wäre nach zuletzt vier Niederlagen in fünf Spielen auch wichtig für das Selbstvertrauen der Spieler. Zumal endlich einmal wieder über 30.000 Zuschauer in der Mainzer Arena erwartet werden. Der rückläufige Stadionbesuch ist in Mainz Dauerthema. Nachdem der Zuschauerschnitt bis zur Saison 2015/16 offiziell noch bei stabil rund 31.000 lag, nahm er in den vergangenen Spielzeiten um rund 2000 ab, in dieser Runde sank er noch einmal auf aktuell 25.655. Mit diesem Phänomen kämpfen allerdings nicht nur die Rheinhessen.
Es mag viele Gründe für leere Tribünenabschnitte in Mainz geben, aber ein Argument lässt Schröder nicht gelten: Mangelnde Identifikation, weil der Klub jede Saison Leistungsträger abgibt. "Weil der Diallo nur ein Jahr in Mainz gespielt hat, identifiziere ich mich nicht mit dem Klub - so argumentiert doch kein richtiger Fan", sagt Schröder: "Unsere Mannschaft bietet spannende Spieler, Profis, die seit Jahren im Kader stehen, und starke Talente aus dem Nachwuchs."
Spieler früh sichern
Vergangenen Sommer verkauften die Nullfünfer den Verteidiger Abdou Diallo für 28 Millionen Euro nach Dortmund, ein Jahr zuvor hatten sie den Hochbegabten für fünf Millionen aus Monaco geholt. Zwar suchen die Mainzer immer zuerst auch nach deutschsprachigen Profis, aber um diese werben mittlerweile auch Klubs mit höheren Budgets. "Der Markt wird deutlich umkämpfter", findet Schröder: "Man muss sich Spieler früher sichern."
Auch in Ländern wie den Niederlanden, Spanien oder Frankreich, wo Mainz zuletzt erfolgreich aktiv war, ist das so. Doch der FSV, Jahresumsatz 110 Millionen Euro, kann es sich mittlerweile auch erlauben, einmal nein zu sagen: Nach dem Abgang von Diallo lehnte Schröder eine Offerte aus England für Mittelfeldspieler Jean-Philippe Gbamin über rund 35 Millionen Euro ab. Der Sportvorstand stellt klar: "Wir hätten Diallo nicht abgegeben, wenn er nur die Hälfte oder Dreiviertel des erzielten Erlöses gebracht hätte. Die Ablösesumme muss immer den Gesamtverein anschieben."
Weniger Profis abgeben
Obwohl Nullfünf im letzten Sommer vier der fünf teuersten Transfers der Klubgeschichte tätigte, floss nicht alles von den 25 Millionen Euro Transferüberschuss zurück in den Markt. Rund vier Millionen wurden in die Infrastruktur investiert.
Zudem verlängerte Schröder seinen Vertrag und jüngst auch Trainer Sandro Schwarz, beide bis Mitte 2022. Der Verein hat also auf den Schlüsselpositionen für Kontinuität gesorgt. Um sportlich Stabilität zu sichern, will Mainz künftig weniger Profis in einer Transferperiode abgeben. "Unser Ziel ist es, nicht drei oder vier Spieler zu verlieren, sondern vielleicht nur einen", sagt Schröder. Neben Diallo verließen Mainz letzten Sommer ja auch Suat Serdar (Schalke) und Yoshinori Muto (Newcastle). Nach der geförderten Kontinuität im Verein täte diese sicher auch der aktuellen Mannschaft gut - und möglicherweise auch dem Interesse der Fans.