Mit Horst Heldt und Markus Gisdol hat der 1. FC Köln in dieser Woche seine sportliche Führung neu aufgestellt. Am Samstagabend gastieren die abstiegsbedrohten Domstädter in Leipzig - und geben sich vorab nicht nur betont demütig, sondern auch ein bisschen forsch.
Als Sportchef hat Horst Heldt in den vergangenen 14 Jahren schon einige Erfahrungen gesammelt, lernte nacheinander die Verhältnisse in Stuttgart, Schalke und Hannover kennen. In dieser Woche wurde der gebürtige Rheinländer nun als neuer Sport-Geschäftsführer des 1. FC Köln vorgestellt - und legte gleich fest, aus welcher Warte er sein persönliches Einstiegsspiel beim abstiegsgefährdeten Aufsteiger verfolgen wird.
Wohlgefühl am Spielfeldrand
Am Samstagabend (18:30 Uhr; erste Free-TV-Bilder im aktuellen sportstudio ab 23 Uhr) gastiert der Tabellenvorletzte beim torwütigen Spitzenteam RB Leipzig. Und Heldt sollte vorab verraten, ob er die Kölner Spiele fortan auf der Tribüne oder auf Grasnarbenhöhe neben dem Trainer verfolgt. "Ich habe", berichtete der 49-Jährige daraufhin, "als Manager schon beide Plätze eingenommen, fühle mich aber am Spielfeldrand wohler." Zusatzforderung an die eigene Adresse: "Ich muss mich nur selber im Griff haben."
Dass Heldt ab sofort versuchen wird, sich direkt neben ihm unter Kontrolle zu haben, begrüßte Markus Gisdol sofort aufs Wärmste. Der frühere Chefübungsleiter der Hoffenheimer und Hamburger, die er vor seiner Entlassung dort jeweils vor dem Abstieg bewahrte, ist schließlich ebenfalls ganz frisch am Geißbockheim. Er wurde am Dienstag parallel zu Heldt als neuer Bank-Vorstand vorgestellt.
Weg vom Nebengleis
Dabei pries der gebürtige Schwabe mit dem gemütlichen Singsang in der Stimme nicht nur die Vorzüge von Heldts Kölner Ortskenntnissen - der frühere Mittelfeldspieler kickte von 1990 bis 1995 für den FC in der Bundesliga. Sondern betonte auch seinen Wunsch nach viel Nähe zum Sportchef: "Wenn Horst gesagt hätte, dass er auf die Tribüne will, hätte ich ihn gebeten, mit runter zu kommen."
Schließlich bilden die beiden Herren im Kölner Grüngürtel ab sofort eine Schicksalsgemeinschaft - in der sie sich nach sieben (Heldt) respektive 22 Monaten auf dem beruflichen Nebengleis (Gisdol) wieder beweisen wollen. "Wer mich kennt, weiß, dass ich abgenommen habe. Ich habe seit April vieles umgestellt in meinem Leben - und jetzt wollte ich wieder arbeiten", erklärte Heldt, der in Köln vor knapp zwei Jahren schon mal loslegen sollte - damals als Nachfolger von Jörg Schmadtke.
Mehr "Wir" statt "Ich"
Hannovers Boss Martin Kind ließ den Wechsel des leitenden Angestellten von der Leine an den Rhein damals platzen. Doch Heldt, der vom "Gemeinsamen Ausschluss", einem der zahlreichen Gremien beim FC, diesmal zunächst abgelehnt worden war, schlüpfte nun flugs ins Büßerhemd und stellte klar: "Dass es 2017 nicht geklappt hat, lag nicht an Martin Kind allein. Ich habe auch meinen Teil dazu beigetragen."
Ein bisschen Demut kann nicht schaden - das dachte sich auch Markus Gisdol, der keineswegs als Topkandidat zu dem Job in Köln kam. Huub Stevens, sein früherer Chef auf Schalke und späterer Nachfolger in Hoffenheim, erwähnte gerade Gisdols übertriebenen Ehrgeiz und eine gewisse Illoyalität seines damaligen Assistenten in den gemeinsamen Gelsenkirchener Zeiten. Und eine von Gisdols zentralen Botschaften lautet nun: "Es darf kein 'Ich' sein. Es muss ein 'Wir' sein. Dieses 'Wir' wollen wir auf die Mannschaft übertragen."
Fortbildung in England
Auf Fortbildungsreisen durch englische Stadien oder durch Gespräche mit Spielanalysten habe er in den vergangenen zwei Jahren "versucht, ein besserer Trainer zu werden", erzählte Kölns neuer Chefcoach noch. Doch zu viel Bescheidenheit und Zurückhaltung mochte sich der 50-Jährige dann doch nicht auferlegen. Ebensowenig wie Horst Heldt.
Für die Partie in Leipzig, vor dem er auch die Meinung des Mannschaftsrates einholte, will Gisdol in seinem Team vor allem die Defensive stärken. Im Angriff könnte der zuletzt in den Hintergrund gerückte Anthony Modeste, mit dem Gisdol am Ende der gemeinsamen Hoffenheimer Zeit ein eher gespanntes Verhältnis verband, eine neue Chance in der Startformation bekommen.
Ein bisschen zündeln
"Ich muss etwas zusammenmixen, in dem sich die Mannschaft wiederfindet. Vielleicht muss man dabei auch Mut zur Lücke haben, ein bisschen mit dem Feuer spielen", zwinkert der FC-Trainer den Leipzigern und deren Coach Julian Nagelsmann, in Hoffenheim 2013 mal für neun Partien Gisdols Assistent, frech zu.
Und auch der neue Sportchef der Kölner lässt unter seinem Büßerhemd schon mal ein wenig die Muskeln spielen. "Wir haben nicht viel Zeit, aber wir müssen uns auch nicht neu erfinden", betont Heldt und bläst die Backen auf: "Erfahrung ist sehr hilfreich - um gleich in die Vollen zu gehen."