Mit vier Punkten aus den ersten beiden Partien ist der noch amtierende Vizemeister Schalke gut ins Jahr 2019 gestartet. Vor dem Bundesliga-Abendspiel am Samstag gegen Mönchengladbach überwiegen dennoch die Probleme bei S04.
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Platz zwölf mit lediglich 22 Punkten stellen beim Champions-League-Achtelfinalisten niemanden zufrieden - ganz egal, wie schön es in der letzten Saison gelaufen ist. Während Trainer Domenico Tedesco trotz seiner oft destruktiven Spielweise noch im ganzen Klub Rückendeckung genießt und nach zuletzt jahresübergreifend sieben Punkten hintereinander vom größten Druck befreit scheint, steht vor allem Manager Christian Heidel auf Schalke in der Kritik.
Vorwurf: Verfehlte Transferpolitik
Dem ehemaligen langjährigen Mainzer, seit 2016 in Gelsenkirchen, wird eine weitestgehend verfehlte Transferpolitik vorgeworfen. Nicht von ungefähr ließ daher Klubchef Clemens Tönnies in der Vorweihnachtszeit die Bombe platzen, man könne Heidel doch zur Unterstützung einen Assistenten an die Seite stellen.
Auch wenn sich die beiden Schalker Führungskräfte hernach beeilten, das Thema wieder herunter zu spielen, zumal Heidel eine solche Hilfestellung brüskiert von sich wies: Es war ein erster Riss in der bisher so starken Beziehung zwischen dem mächtigen S04-Aufsichtsratsvorsitzenden und dem Sportvorstand.
Statt aber teure Ladenhüter wie Franco di Santo (auf den letzten Drücker bei Rayo Vallecano gelandet) irgendwie auf den Markt zu bringen, musste Heidel als erste Personalie im neuen Jahr den Verlust von Publikumsliebling und Derbyheld Naldo (neu bei AS Monaco) verkünden.
Wieder im Verletzungspech
Weil sich zudem das Verletzungspech aus dem alten Jahr fortsetzte und die ohnehin auch aus Sparmaßnahmen stark ausgedünnte Truppe kaum mehr wettbewerbsfähig schien, geriet der Kaderplaner bis zum „Deadline Day“ richtig in Zugzwang.
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Das Ergebnis auf der Habenseite: ein junger Hoffnungsträger namens Rabbi Matondo und der zwar bundesliga-erfahrene Abwehrmann Jeffrey Bruma, der aber bei seinem Ex-Klub Wolfsburg nicht mehr als eine Ergänzung war.
Im Spiel gegen Borussia Mönchengladbach wird wohl noch keiner der beiden Zugänge in der Schalker Startelf stehen. Matondo ist ohnehin eher ein Versprechen für die Zukunft. Der für neun Millionen Euro vom kommenden Champions-League-Gegner Manchester City verpflichtete Flügelflitzer hat schließlich noch null Erfahrung auf Top-Niveau.
Bisher nur in der U23
In der Weltauswahl von Startrainer Pep Guardiola kam Matondo zu keinem Premier-League-Einsatz, sondern konnte bisher lediglich in der U 23 der "Citizens" sein großes Potenzial andeuten. "Schalke 04 ist die richtige Entscheidung für meine fußballerische Zukunft", sagt der erst 18-Jährige.
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Bruma bringt derweil die Referenz von 71 Bundesliga-Partien seit 2011 mit nach Schalke, schaffte es aber in der laufenden Saison lediglich zwei Mal in den Kader der "Wölfe" und blieb dabei ohne eine einzige Spielminute.
"Insbesondere nach der Verletzung von Benjamin Stambouli war es für uns wichtig, in der Abwehr eine weitere Option zu haben", sagt Tedesco über den 27-jährigen Niederländer: "Deshalb freuen wir uns, mit Jeffrey Bruma einen erfahrenen Innenverteidiger dazu bekommen zu haben, der die Bundesliga bereits gut kennt."
Mehr Qualität gewünscht
Dennoch: Natürlich hätte sich der junge Coach mehr Qualität für die angepeilte Aufholjagd in der Tabelle gewünscht. Stattdessen muss Tedesco nach den frischen Ausfällen von Kapitän Benjamin Stambouli, Allrounder Alessandro Schöpf und Angreifer Steven Skrzybski weiter improvisieren - und das nach wie vor in drei Wettbewerben.
Nur unerschütterliche Schalker Optimisten glauben daran, dass diese von Anfang an verkorkste Saison noch ein gutes Ende nimmt - zum Beispiel endlich mal wieder mit einem Pokalfinale in Berlin. Bis dahin ist es aber noch ein langer und mühsamer Weg durch die Bundesliga, ein Sieg über ein aktuelles Top-Team wie Gladbach könnte in dem oft so emotionalen Verein aber immerhin einige Wunden heilen.