Die Gladbacher Borussia hat im Februar ihren Erfolgsfaden verloren. Der komfortable Vorsprung im Rennen um die Plätze in der Königsklasse schmilzt dahin, deshalb hat Trainer Dieter Hecking seinen Spielern vor der Partie gegen Bayern München (Samstag, 18.30 Uhr) ins Gewissen geredet.
In den vergangenen beiden Heimspielen haben die Gladbacher Fans eine gewisse Übung in munterem Trotz entwickelt. Jeweils knapp zehn Minuten vor Schluss intonierten sie gegen Berlin und Wolfsburg fröhlich ihr Bekenntnis "Borussia, we love you." 0:3 lag ihr Team, in der eigenen Arena zuvor zwölf Mal in Folge erfolgreich, da bereits jeweils zurück.
Höhnische Fans
Und als die Zuschauer am vergangenen Samstag, direkt nach dem dritten Wolfsburger Treffer, scharenweise zu den Ausgängen strömten, sang der standfeste Teil der Gefolgschaft den Flüchtenden höhnisch hinterher: "Auf Wiedersehen."
Die Stimmung am Niederrhein ist nach zuletzt drei Partien ohne Sieg etwas angespannt, entsprechend musste Dieter Hecking in seinem Fohlenstall vor dem Wochenendbesuch der Bayern verstärkt für Ruhe und Ordnung sorgen.
Er werde nicht alles in Frage stellen, aber ein paar Dinge ansprechen, betonte Gladbachs Trainer - den nach dem Traumstart ins neue Jahr (drei Siege in den ersten drei Spielen) vor allem die aktuelle Ergebnis-Krise und deren Genese beschäftigt: "Der Verlauf ist das, was einen umtreibt."
Wild und wenig souverän
Denn bei allen vergebenen Topchancen: Hecking und auch seinem aufmerksamen Kapitän Lars Stindl ist nicht entgangen, dass die Gladbacher beim 0:3 gegen Hertha schon auf das erste Gegentor ungewohnt wild und wenig souverän reagierten.
Und dass sie beim 0:3 gegen Wolfsburg in der Offensive in den entscheidenden Situationen eine Umständlichkeit an den Tag legten, die ihnen in der famosen Hinserie völlig fremd war.
Quietschendes Scharnier
Den Stürmern Alassane Plea und Thorgan Hazard, die im Herbst noch wie auf Bestellung trafen, kam in den zurückliegenden Wochen der Torinstinkt erkennbar abhanden.
Beim belgischen Nationalspieler Hazard, vor kurzem zum dritten Mal Vater geworden, erkundigte sich Hecking unter der Woche sogar, ob er zu Hause gerade etwas zu wenig Schlaf abbekomme.
Zudem benötigt auch das quietschende Scharnier zwischen Angriff und offensivem Mittelfeld, in dem Vorrunden-Aufsteiger Jonas Hofmann zuletzt zwei Mal wegen einer Knöchelverletzung fehlte, wieder etwas Öl.
Ganz zu schweigen von den folgenschweren Tiefschlafphasen, die sich die Verteidiger Nico Elvedi und Oscar Wendt gegen Wolfsburg genehmigten - und über die Hecking sagt: "Solche Gegentore dürfen einer guten Mannschaft nicht passieren."
Unangenehmer roter Faden
Von den zarten Meisterschaftshoffnungen, die Anfang Februar noch keimten, ist deshalb nun keine Rede mehr. Sondern eher von dem Punktepolster, das man im Kampf um die Champions-League-Plätze auf die Konkurrenz noch immer habe. Das aber dünner geworden ist: Die kürzlich noch zehn Punkte Vorsprung auf Rang fünf sind in Windeseile auf die Hälfte zusammengeschmolzen, eine weitere Pleite gegen den FC Bayern könnte die aufkommende Nervosität zusätzlich anfachen.
Dabei sind Bank-Chef Hecking die Konzentrationsschwächen und die verlorengegangene Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit im Team nicht verborgen geblieben. "Das zieht sich wie ein roter Faden durch die letzten Spiele", bemängelte der 54-Jährige und verordnete sich vor dem Gastspiel der Bayern selbst klare Ansagen an sein Rasenpersonal: "Wir müssen die Jungs schon darauf einstellen, wieder die richtige Konsequenz an den Tag zu legen."