RB Leipzig kann dem FC Bayern München binnen 14 Tagen die vorzeitige Meisterschaft und den Gewinn des DFB-Pokals verderben. Doch nach einer grandiosen Spielzeit stört eine interne Machtdebatte bei den Leipzigern das Saisonfinale.
Die Dramaturgie dieser Saison wollte es so, dass Ralf Rangnick sein überaus erfolgreiches Jahr als Übergangstrainer von RB Leipzig mit zwei glanzvollen Matches beendet. In seinem - vorerst - letzten Heimspiel als Trainer kann Rangnicks Team am Samstag (15:30 Uhr) mit einem Sieg oder Punktgewinn gegen den FC Bayern das Fernduell mit dem BVB um den Meistertitel offen halten. "Wir wollen dieses Spiel aus ganz persönlichem Ehrgeiz heraus gewinnen", kündigte Rangnick an. "Ganz Deutschland wird hierher schauen, wie dieses Spiel verläuft und ausgeht." Kapitän Willi Orban betonte die "Verantwortung gegenüber den anderen Teams".
Zwei irre Wochen
Zwei Wochen darauf greift Leipzig dann im Pokalfinale in Berlin abermals gegen den Rekordmeister und -Pokalsieger selbst nach dem ersten Titel der erst zehnjährigen Klubgeschichte - und dazwischen das Saisonfinale bei Werder Bremen. Zwei irre Wochen, in denen der Dritte (aktuell 65 Punkte) die grandiose Bundesliga-Premierensaison (67 Punkte) sogar noch übertreffen kann. Egal, wie das Pokalfinale ausgeht - das üppige Feierprogramm mit Fanmärschen, Sonderzügen für Anhänger und Spieler und Saison-Abschlussfeierlichkeiten ist bereits geplant.
Doch bevor gefeiert wird, wollen Rangnick und sein Team die Münchner mit einem "couragierten Auftritt" bezwingen. "Die Bayern müssen dreifach punkten", sagte Rangnick und betonte: "Wir müssen nicht, wir wollen." Doch um den Ligakrösus nach dem Coup in der vergangenen Saison erneut zu schlagen, forderte Rangnick nach den zuletzt zu anfälligen Leistungen wieder eine Rückbesinnung auf die Tugenden als bestes Defensivteam der Liga mit Willi Orban, Lukas Klostermann, Ibrahima Konaté und Marcel Halstenberg - dem Fundament für die nun 14 ungeschlagenen Partien in Serie. Vereinsrekord für Leipzig in der Bundesliga.
Perfektes Team für Nachfolger Nagelsmann
Offensiv verlieh Spielmacher Emil Forsberg dem Team nach seinem Comeback nach langwieriger Schambeinverletzung wieder spielerischen Glanz. Timo Werner (16 Ligatore) und Yussuf Poulsen (15) schossen sich zu einem der treffsichersten Sturmduos der Liga. Früher oder später führte Rangnick fast jeden Spieler im Kader zu Topform - von Problemfällen wie Jean-Kévin Augustin einmal abgesehen. Dem Dänen Poulsen etwa traut Rangnick die Entwicklung zum internationalen Topstürmer zu: "Ich sehe bei ihm in den nächsten Jahren keine Grenzen."
Große Fußstapfen also, die der 60-Jährige seinem knapp halb so alten Nachfolger Julian Nagelsmann (31) hinterlässt. Aber auch eine perfekt harmonierende Mannschaft im besten Alter, die wohl bis auf Timo Werner auf allen wichtigen Positionen beisammenbleibt. Rangnick kündigte bereits an, einen Werner-Nachfolger im Visier zu haben, der 15 bis 20 Tore pro Saison garantiere.
Noch aber ist nach wie vor offen, ob der Nationalstürmer überhaupt im Sommer einen Klub findet, der bereit ist, um die 40 Millionen Euro Ablöse zu zahlen. Ein Angebot oder konkrete Gespräche gibt es nicht. Einen "möglichen Wechsel" zu Bayern München nannte Rangnick "reine Spekulation". Er sagte: "Wir wissen nicht, ob sie entschieden haben, dass sie ihn wollen."
Rangnicks Zukunft noch ungewiss
Interne Unruhe gibt es zum Saisonfinale lediglich in Bezug auf Rangnicks Zukunft. Wie das der "kicker" zuerst berichtete, gibt es zwischen Klubboss Oliver Mintzlaff, Investor Dietrich Mateschitz und Rangnick unterschiedliche Ansichten über Rangnicks künftige Aufgaben- und Machtfülle. Rangnick würde gern neben seinem Job als Sportdirektor auch die Geschicke der Red-Bull-Ableger in Brasilien und den USA stärker lenken.
Das soll aber nicht im Interesse von Rangnicks Ex-Berater Mintzlaff sein. Eine Debatte mit Potenzial, das so erfolgreiche Duo der vergangenen Jahre zu entzweien. Rangnick betonte am Donnerstag mehrfach, seinen noch zwei Jahre laufenden Vertrag erfüllen zu wollen: "Es wird nicht mein letztes Heimspiel sein. Ich gehe mal davon aus, dass noch viele weitere dazukommen." Er geht davon aus. Einhundertprozentig sicher klang das nicht.
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