Die Fußball-Bundesliga schließt am Samstag ihre 55. Spielzeit ab. Ein augenzwinkernder Rückblick auf eine Runde mit bekannten Gesichtern, neuen Familienmitgliedern und Duellen fürs Gefrierfach.
Zankapfel Videobeweis
Die Welt gerechter zu machen, ist ein edles Ziel, auch in der Fußball-Welt. Der Videobeweis sollte der Bundesliga mehr Gerechtigkeit bringen, wurde in seiner Testsaison wegen diffuser, mitunter sehr langatmiger Entscheidungen aber häufig zum Zankapfel. Im Herbst sah mancher schon seinen frühen Tod nahen, inzwischen will ihn die große Mehrheit der deutschen Profiklubs offiziell in der Familie begrüßen. Auch im Regelwerk der Fifa ist der Videobeweis nun verankert, kommt bei der WM im Sommer zum Einsatz. Die Saat für Diskussionen babylonischen Ausmaßes? Es bleibt spannend.
Großväterchen Jupp und seine Enkel
Das allerletzte, zudem spektakuläre Bundesligaspiel bei seiner ersten Liebe Mönchengladbach, dazu ehrliche Abschiedstränen, Beifall von Journalisten, kurz danach noch das Triple mit den Bayern. Großartiger kann das Adieu für Jupp Heynckes nicht ausfallen, dachten alle – damals, im Mai 2013. Doch im Oktober letzten Jahres rief Freund Uli Hoeneß wieder aus München. Und Heynckes, der Kollegen wie Julian Nagelsmann oder Domenico Tedesco als Enkel haben könnte, kehrte von Frau, Hund und Bauernhof noch mal zurück auf die große Bühne und reüssierte mit seiner großväterlichen, auf Harmonie bedachten Art erneut. Allein das zweite Triple blieb dem 73-Jährigen verwehrt – wäre ja auch fast zu kitschig gewesen.
50+1 oder: Wieviel Scheich darf es sein?
Ende März stimmten die 36 Klubs der ersten und zweiten Liga mehrheitlich gegen eine Komplettübernahme von Vereinen durch externe Investoren – und damit für eine Beibehaltung der sogenannten 50+1-Regel. Seitdem liegen der Fall und die Frage, ob es nach Bayer Leverkusen, 1899 Hoffenheim und dem VfL Wolfsburg weitere Ausnahmegenehmigungen geben wird, bei den Juristen. "Ich glaube, wir wollen keine Scheichs", betonte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl gerade wieder. Nun geht es darum, den durchaus charmanten deutschen Sonderweg 50+1 zukunftsfähig zu machen.
Clasico interrupto
Hach, was war das schön, als die Bundesliga noch ihren Clásico hatte. Die Bayern im Titanenwettstreit mit den Dortmundern – das war Real gegen Barcelona auf Deutsch. Als Bajuwaren und Westfalen sich vor fünf Jahren im Wembleystadion gar um die Krone in der Champions League balgten, schien die deutsche Doppelmonarchie endgültig manifestiert. Ein Trugschluss – mit seinem Blitzstart in die Saison zwang der BVB die Münchner nun aber immerhin zu einem früheren Trainerwechsel. Seitdem plagt die Schwarz-Gelben ein Dauerkater, und der nationale Clasico ist erst mal auf Eis gelegt. Es könnte etwas länger dauern, bis er wieder aufgetaut wird.
Dinosaurier immer trauriger
Nach wissenschaftlichen Berechnungen dominierten die Dinosaurier die festländischen Ökosysteme rund 170 Millionen Jahre. Beim letzten Urviech des deutschen Fußballs, dem Hamburger SV, kann von Dominanz schon seit einiger Zeit nicht mehr die Rede sein. Doch er hat die Bundesliga als Einziger überlebt, Jahr für Jahr, seit 1963 geht das nun schon so. Am Samstag gegen 17.20 Uhr könnte damit endgültig Schluss sein – und der HSV seine verdiente Reha in der zweiten Liga antreten dürfen. Ein Fall für den Tierschutz sind die Hanseaten für die Mehrheit der Deutschen jedenfalls längst nicht mehr.
Dein Freund, der Ball
Die Liga des amtierenden Weltmeisters musste sich im letzten Dreivierteljahr viele unangenehme Diskussionen über ihren Qualitätsverlust gefallen lassen. Unter die zahlreichen Kritiker mischte sich auch Bundestrainer Joachim Löw, dem speziell der in der Bundesliga grassierende Hang, gegen den Ball zu arbeiten, missfällt. Seine Idee: Mit dem runden Ding auch mal was Schönes anstellen. Die jüngste Europapokalbilanz der deutschen Vereine ist alarmierend – und ob das allein durch Rückkehr von Klubs wie Schalke oder Leverkusen (statt Köln, Berlin oder Freiburg) wieder besser wird, bleibt abzuwarten.