Als Trainer in Regensburg erwarb Achim Beierlorzer den Ruf, die Gegner mit der aggressiven Spielweise seines Teams zu stressen. Mit Bundesliga-Aufsteiger Köln hat der 51-Jährige nun Ähnliches vor. Nach dem Derby gegen Gladbach spricht er darüber im aktuellen sportstudio.
Der 18. Januar 2014 nimmt im Trainerleben von Achim Beierlorzer einen ganz speziellen Platz ein. Es war zwar nur ein Testspiel, in dem Red Bull Salzburg die Münchner Bayern – damals immerhin amtierender Champions-League-Sieger – mit 3:0 vermöbelte. Für den jüngeren Bruder des früheren Bundesligaprofis Bertram Beierlorzer aber wurde dieser furiose Abend in der Mozartstadt zum fußballerischen Erweckungserlebnis.
Faszinierender Mut
Der Mut, mit dem die Österreicher den großen Bayern gegenübertraten, faszinierte den gebürtigen Erlangener, der zu diesem Zeitpunkt die U17 von Greuther Fürth trainierte. Ein halbes Jahr später übernahm Beierlorzer die U17 von RB Leipzig, im Februar 2015 dann für drei Monate das damals noch zweitklassige Profiteam der Sachsen.
Es folgten zwei weitere Spielzeiten im Nachwuchsbereich der Leipziger; als Cheftrainer von Zweitligist Jahn Regensburg lebte er seinen Hang zum mutigen, aktiven Fußball dann so richtig aus. Und weckte dadurch im zweiten Jahr das Interesse des Ligakonkurrenten Köln, der ihn kurz nach vollzogenem Bundesliga-Aufstieg an die Angel nahm – und am Ufer des Rheins aus dem Wasser zog.
Kleine Charmeoffensive
Bei seiner Vorstellung Ende Mai überzeugte der 51-Jährige gleich mit kölschem Basiswissen („Et kütt, wie et kütt“ – „Es kommt, wie’s kommt“). Parallel dazu startete er eine kleine Charmeoffensive und schüttelte, ehe er sich neben Sport-Geschäftsführer Armin Veh auf seinen Stuhl setzte, allen Anwesenden („Hab‘ ich auch keinen vergessen?“) erst mal die Hand. Und als ein paar Meter neben ihm ein Teller zu Bruch ging, säuselte Beierlorzer in die Runde: „Scherben bringen bekanntlich Glück. Dankeschön dafür.“
Die freundliche, umgängliche, aber auch sehr bestimmte Art des unkomplizierten Mittelfranken – in der Kombination mit seiner offensiven Fußballphilosophie – überzeugten die Verantwortlichen in der Domstadt. „Er hat starke Führungsqualitäten und ist sehr integrativ, indem er viel kommuniziert“, sagt Sport-Boss Veh über den Gymnasiallehrer für Mathematik und Sport, der den Verlust seines Beamtenstatus zum 1. August mit feiner Ironie („Das ist dramatisch“) zur Kenntnis nahm.
Positiver Grundansatz
Nach den Auftaktniederlagen in Wolfsburg und gegen Dortmund und seinem ersten Sieg als Bundesligatrainer vor zwei Wochen in Freiburg strebt Beierlorzer, Vater von drei Söhnen, nun auch den ersten Heimerfolg mit dem FC an – im allzeit brisanten Derby gegen Gladbach. Das ist das nächste Etappenziel, den Hauptauftrag für seine Zeit in Köln hatte sich der bodenständige Coach dagegen schon bei seiner Ankunft im Rheinland erteilt: „Ich möchte authentisch bleiben.“
Dieser Wesenszug, gepaart mit dem positiven Grundansatz des neuen Übungsleiters, gefällt Veh, dem Stuttgarter Meistertrainer von 2007, besonders gut. Von Titeln sprechen sie im leicht euphorisierbaren Köln noch nicht. Doch so forsch, wie die Spielweise des Aufsteigers daherkommen soll, formuliert Achim Beierlorzer auch seine sportlichen Pläne.
Kurzfristig etablieren
„Wir wollen so schnell wie möglich den Klassenerhalt schaffen und dann schauen, wie viele Spiele noch übrig sind“, betont der jüngste Spross aus einer Großfamilie mit neun Kindern. Sagt’s und macht anschließend unmissverständlich klar: „Das Etablieren soll das kurzfristige Ziel sein.“
Mehr dann am Samstag, 23:30 Uhr im aktuellen sportstudio.