Die deutsche Nationalmannschaft hat einen Sieg im Länderspiel-Klassiker gegen Argentinien verpasst. Das personell stark geschwächte Team von Bundestrainer Joachim Löw musste sich nach einer 2:0-Führung zur Halbzeit am Ende mit einem 2:2 zufriedengeben.
Serge Gnabry von Bayern München in der 15. Minute und Kai Havertz von Bayer Leverkusen in der 22. Minute erzielten in Dortmund die deutschen Tore. Die Argentinier, die unter anderem ohne ihren gesperrten Weltfußballer Lionel Messi auskommen mussten, kamen durch Lucas Alario (66.) und Lucas Ocampos (85.) zum Ausgleich.
"Wir hätten natürlich gerne gewonnen, aber am Ende hat man gemerkt, dass wir eine neue Mannschaft waren", sagte Julian Brandt: "Da kann noch nicht alles klappen. Schade." Bundestrainer Joachim Löw erklärte: "Wir wollten von Anfang an im Spiel sein und unsere Chancen suchen. Wir konnten das leider nicht halten über 90 Minuten. Aber wie die neuen Spieler sich gezeigt haben, damit bin ich schon zufrieden."
DFB-Elf überzeugt im Umschaltspiel
Nicht nur die sehenswerten Treffer rissen die lediglich 45.197 Zuschauer in der ersten Halbzeit von den Sitzen. Die deutsche Elf, eine wahrscheinlich einmalige Verlegenheitslösung und erstmals ohne einen einzigen deutschen Weltmeister von 2014 auflaufend, spielte riskant und attraktiv, geriet in der Schlussphase aber heftig unter Druck - und hielt nicht stand. Nach der grundsätzlich dennoch überzeugenden Vorstellung des DFB-Teams, bei dem mit Robin Koch, Luca Waldschmidt, Nadiem Amiri und Suat Serdar gleich vier Spieler zu ihrem Länderspieldebüt kamen, kann die Auswahl von Bundestrainer Löw mit viel Energie nach Tallinn zum EM-Qualifikationsspiel beim punktlosen Tabellenletzten Estland am Sonntag (20:45 Uhr) reisen.
Löws Notelf agierte im inzwischen bewährten 3-4-3-System und überzeugte von Beginn an mit einem guten Umschaltspiel. Marc-André ter Stegen, der im deutschen Tor seine Chance bekam, war zunächst kaum gefordert. Gnabry vollendete eine Flanke des auffälligen Lukas Klostermann technisch stark, kurz vor der Pause scheiterte er knapp (45.). Den Treffer durch Havertz, der seine Qualitäten als Spielmacher aufblitzen ließ, bereitete der Münchner Vierfach-Torschütze aus der Champions League lehrbuchhaft vor. An der Entstehung war wieder Klostermann beteiligt. Der Außenverteidiger von RB Leipzig konnte sich auf der rechten Seite immer wieder energisch ins Angriffsspiel einschalten.
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Stark muss passen, Koch debütiert
Der Bundestrainer stand zwischenzeitlich hoch zufrieden an der Seitenlinie, die Sorgen der vergangenen Tage schienen plötzlich weit weg - schließlich hätte er allein mit den verletzt oder krank fehlenden Spielern eine überaus konkurrenzfähige Mannschaft aufstellen können. Unter anderem Langzeitpatient Leroy Sané, Ilkay Gündogan, Leon Goretzka und Toni Kroos hatten absagen müssen. Timo Werner plagt eine Grippe, Marco Reus saß "ein bisschen angeschlagen" (Löw) auf der Bank.
Von dem kurzfristigen Ausfall des eigentlich für die Startelf eingeplanten Berliners Niklas Stark (Magen-Darm-Infekt) profitierte Koch als zentraler Innenverteidiger neben Niklas Süle und Emre Can, der in der 55. Minute an Argentiniens Torwart Agustin Marchesin scheiterte. Der 23 Jahre alte Koch erledigte seine Aufgabe unaufgeregt und umsichtig - beim Gegentor durch den Leverkusener Alario zahlte der SC-Freiburg-Profi allerdings Lehrgeld und kam im Zweikampf zu spät.
Halstenberg knallt Freistoß an die Latte
Waldschmidt konnte sich neben seinen schnellen Sturmpartnern Gnabry und Julian Brandt nicht oft in Szene setzen. Kurz nach dem Wiederanpfiff traf er das Außennetz (47.). "Sie sind motiviert und haben keine Angst", sagte Löw über die Neulinge 102 und 103 seiner Amtszeit. Der Leverkusener Nadiem Amiri kam in der 66. Minute als Debütant Nummer 104, der ebenfalls nachnominierte Schalker Serdar folgte in der 72. Minute. Auf der Ehrentribüne feierte derweil der neue DFB-Präsident Fritz Keller als dritter Freiburger sein Debüt bei der Nationalmannschaft. Er sah in der 31. Minute des bis dahin unterhaltsamen Spiels einen Freistoßknaller von Marcel Halstenberg, der aber nur die Latte traf. Auf der Gegenseite scheiterte Rodrigo de Paul am linken Pfosten (33.).
Die ebenfalls ohne zahlreiche Stars angereisten Argentinier, die sich unter Trainer Lionel Scaloni fast noch mehr als die deutsche Mannschaft im Umbruch befinden, wurden nach dem Anschlusstor immer stärker. Die Gastgeber konnten kaum noch für Entlastung sorgen. Der auffällige Alario verfehlte das Tor von ter Stegen noch knapp (78.), Ocampos machte es besser und erzielte den Treffer zum 2:2-Endstand, der sich etwas abgezeichnet hatte.
Quelle: dpa, sid