Dicke Luft auf Schalke: Nach dem 0:2 im Hinspiel bei Ajax Amsterdam stehen die Knappen im Viertelfinale der Europa League (21:05 Uhr) vor einer Herkulesaufgabe. Für die Schalker ist es die wohl letzte Chance, eine verkorkste Saison noch zu retten.
"Dass der Druck ziemlich groß ist, sollte jedem klar sein", sagte Nationalspieler Leon Goretzka vor der Partie gegen die im ersten Spiel in allen Belangen klar überlegenen Niederländer. Die Niederlage am Wochenende beim Bundesliga-Letzten Darmstadt 98 hat die Situation noch zusätzlich erschwert. Den Gelsenkirchenern droht der Worst Case: das Verpassen sämtlicher Saisonziele.
Völlig überfordert
Kein Wunder also, dass neben Trainer Markus Weinzierl inzwischen auch Manager Christian Heidel immer mehr hinterfragt wird. Inklusive der bereits feststehenden Verpflichtungen der bisherigen Leihspieler Nabil Bentaleb und Jewgeni Konopljanka hat der neue Sportvorstand in seiner ersten Saison in Gelsenkirchen für über 70 Millionen Euro eingekauft - mit bescheidenem Erfolg.
Zuletzt wirkten die Profis, die den Klub im Jahr 85 Millionen Euro Gehalt kosten, völlig überfordert: In Amsterdam wurden sie von einer U23-Auswahl mit einem Altersschnitt von 22 Jahren fast schon vorgeführt, in Darmstadt blamierten sie sich gegen den praktisch feststehenden Absteiger. "Aktuell fehlt uns vielleicht ein bisschen Qualität, um Woche für Woche an die Leistungsgrenze zu gehen", gab Goretzka zu: "Wenn wir diese Grenze erreichen, sind wir gut. Aber wir machen es viel zu selten."
Große Personalsorgen
Heidel selbst kann angesichts der jüngsten Vorstellungen "verstehen, dass der Pessimismus bei vielen größer ist als der Optimismus. Aber man darf vor keinem Spiel die Einstellung haben: Das Ding ist schon gelaufen." Sportdirektor Axel Schuster erklärte, er habe "viel in die Fan-Szene reingehört. Die Aussage von vielen war: Wir können ausscheiden. Wichtig ist, wie wir uns präsentieren. Deshalb werden wir die Entscheidung über die Stimmung selbst treffen. Durch die Art und Weise, wie wir auftreten."
Allerdings plagen die Gastgeber vor dem Rückspiel große Personalsorgen - vor allem in der Abwehr: Rechtsverteidiger Coke ist im Europapokal nicht spielberechtigt, Allrounder Thilo Kehrer nach der dritten Gelben Karte gesperrt. Zudem ist der Einsatz von Weltmeister Benedikt Höwedes (Wadenprobleme) und Linksverteidiger Sead Kolasinac (Adduktorenprobleme) fraglich. "Wir machen uns viele Gedanken, wer da spielt", sagte Weinzierl.
Scharfe Kritik an Weinzierl
Der Coach, der längst um seine eigene Zukunft bei Königsblau kämpft, wird derweil von zwei Vereinsikonen ungewöhnlich scharf attackiert. "Wir können froh sein, wenn wir nicht absteigen. Mir blutet das Herz. Ich kann da nicht mehr hinschauen", sagte Klaus Fischer, bis heute erfolgreichster Torschütze der Schalker Bundesliga-Geschichte, in der "Sport Bild".
Für Ex-Coach und Vereinsmitglied Neururer ist Weinzierl gar nur noch Trainer von Managers Gnaden. "In keiner anderen Konstellation würde es den Trainer Weinzierl auf Schalke noch geben. Das hat er Christian Heidel zu verdanken", behauptete er. Bei Weinzierl sei "keine Linie drin". Schalke sei für ihn einfach eine Nummer zu groß: "Er hat in Augsburg gezeigt, dass er erfolgreich arbeiten kann. Aber Schalke ist eine andere Welt."