Mercedes ist das erste der drei Top Teams der Formel 1, das sein Auto für die Saison 2019 der Öffentlichkeit vorstellt. Ohne großen Glamour – ganz zweckdienlich und effizient, genau so wie sich der runderneuerte Flitzer auch regeltechnischen Änderungen stellen soll.
Die Zeiten der großen, Millionen teuren Präsentationen in der Formel 1 ist schon seit einigen Jahren vorbei. Keine Showevents mehr mit hunderten von Gästen, wenn, dann nur noch eher kleine Veranstaltungen, oft sogar nur noch die Vorstellung des neuen Autos via Internet. Es geht sogar noch kleiner, noch sachlicher, noch zweckdienlicher – wie jetzt vom Weltmeister der letzten fünf Jahre, Mercedes, vorgeführt: Anlässlich der ersten Ausfahrt des Mercedes W10 im britischen Silverstone, am Vormittag mit Valtteri Bottas, am Nachmittag dann mit Weltmeister Lewis Hamilton am Lenkrad, die ersten Fotos mit der gegenüber dem Vorjahr leicht veränderten Lackierung, Stimmen und Hintergrund Informationen zu dem neuen Auto – das muss reichen. Schließlich geht es um Effizienz, die sich später in neuen Erfolgen zeigen soll.
Gerade in diesem Jahr ist der Zeitplan für alle Teams extrem eng. Die Saison beginnt eine Woche früher als in den letzten Jahren in Australien, damit auch die ersten Testfahrten – schon am kommenden Montag beginnen in Barcelona die ersten vier Testtage. Dazu kommt ein neues Aerodynamik-Reglement, das mit vereinfachten, dafür allerdings breiteren Frontflügeln und Einschränkungen im Heckbereich den Abtrieb der Autos verringern und damit bessere Überholmöglichkeiten schaffen sollte. Wobei aus Ingenieurskreisen schon letztes Jahr zu hören war, dass man trotz der neuen Bestimmungen schon wieder an den alten Werten dran sei.
Neues Aero-Reglement
"Die Saison 2019 stellt uns alle vor neue Herausforderungen", sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff. "Das Reglement hat sich erheblich verändert. Wir beginnen bei Null und müssen uns erneut beweisen - im Vergleich mit unseren eigenen Erwartungen, aber auch gegen unsere Konkurrenz. Wir gehen mit null Punkten in die Saison. Deshalb dürfen wir nichts als selbstverständlich ansehen und es gibt absolut keinen Grund dafür, automatisch anzunehmen, dass wir erneut vorne liegen werden. Tatsächlich hat durch die Regeländerungen für die neue Saison jedes Team eine Chance auf den Titel und wir sehen jeden als einen möglichen Konkurrenten an."
James Allison, technischer Direktor der Silbernen, sieht das ähnlich: "Regeländerungen stellen stets sowohl eine Chance als auch eine Gefahr dar. Sie sind eine Chance, weil alle bisherigen Annahmen darüber, was man braucht, um schnell zu sein, über Bord geworfen werden. Wer schnell reagieren und clever damit umgehen kann, erhält die Gelegenheit, sich besser als alle anderen Teams anzustellen, die sich den gleichen Änderungen gegenübersehen. Umgedreht stellt dies aber auch eine Gefahr dar, wenn man nicht so clever ist und nicht das Beste aus dem neuen Regelwerk herausholen kann. Dann kann einem das in der anstehenden Saison gehörige Kopfschmerzen bereiten. Eins ist aber sicher: Solche Regeländerungen stecken immer voller Spannung. Man verspürt dieses besorgniserregende Gefühl, dass man vielleicht nicht genug getan hat. Gleichzeitig sorgt es aber für einen einzigartigen Kick und die Vorfreude darauf, die Wahrheit herauszufinden."
Verbesserungen bei Gewicht und Antriebsstrang
Auch in anderen Bereichen will man bei Mercedes noch einmal zulegen: Obwohl ja in diesem Jahr das Mindestgewicht der Autos um zehn Kilogramm erhöht wurde, ist Gewichtseinsparung an strategisch wichtigen Stellen immer noch ein großes Ziel. Da ein paar Gramm, dort auch mal ein halbes Kilo – Kleinigkeiten, die sich am Ende zu wichtigen Hundertstel oder Zehntel Zeitgewinn summieren können. Das Grundkonzept des Autos, damit auch der in Abstimmungsfragen so wichtige Radstand, blieb gegenüber dem Vorjahr unverändert. Weitere Fortschritte soll es dagegen im Antriebsbereich geben: Noch mehr Zuverlässigkeit und noch mehr Leistung – und vor allem mehr Effizienz. Die erlaubte Spritmenge wurde ja für diese Saison von 105 auf 110 Kilogramm erhöht. „Aber wenn man das nicht ausnutzen muss, sondern mit weniger ins Rennen gehen kann, ist das natürlich ein Vorteil“, sagt Motorenchef Andy Cowell. „Fünf Kilo weniger bringen zwei Zehntel pro Runde.“