Mit Bremen, Leverkusen und 1860 München haben die Sportfreunde Lotte bereits drei höherklassige Gegner aus dem Pokal geworfen. Im Viertelfinale wartet der BVB. Die Partie am 28. Februar musste allerdings wegen Unbespielbarkeit des Platzes abgesagt werden.
Wegen starken Schneefalls ist das für Dienstagabend (20.45 Uhr) angesetzte Viertelfinalspiel zwischen Fußball-Drittligist Sportfreunde Lotte und Bundesligist Borussia Dortmund rund 40 Minuten vor dem geplanten Anpfiff abgesagt worden. "Diese Entscheidung hat das Schiedsrichterteam um Felix Brych in Absprache mit beiden Vereinen getroffen", sagte DFB-Vertreter Stephan Eiermann. Über einen Nachholtermin soll am Mittwoch beraten und die Entscheidung anschließend schnellstmöglich kommuniziert werden.
Lotte will auf Sieg spielen
Gerrit Nauber muss schmunzeln, wenn er an den hungrigen Teamkollegen André Dej denkt. In dem Infokasten hinter der Haupttribüne des Lotter Stadions berichtet der gebürtige Kölner, er pendle immer 203 Kilometer zwischen der Domstadt und der Heimstätte der Sportfreunde hin und her. Oder dass er in der Pizzeria Soave, dem bevorzugten Treffpunkt der Lotter Fußballer, schon „mindestens 250 Gerichte“ verspeist habe.
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„Ich glaube, so viele gibt’s da gar nicht“, grinst Kapitän Nauber beim Gespräch mit zdfsport.de, dann stellt er klar: „Eigentlich haben wir zwei Nudelgerichte, die wir öfter essen. Ansonsten gönnen wir uns vielleicht mal eine Pizza.“ Auch jetzt ist der 24-Jährige wieder mit einem Mitspieler verabredet, diesmal zum Frühstück. Am Tag vor dem großen Pokalduell mit Borussia Dortmund, vor dem Trainer Ismail Atalan sagt: „Auch da sind wir nicht chancenlos. Wir spielen auf Sieg.“
Selbst ist der Vorstand
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Die Erstligaklubs Bremen und Leverkusen sowie zuletzt Zweitligist 1860 München hat sein Team immerhin schon aus dem Cup gekegelt. Auf „fünf Prozent“ taxiert Abwehrchef Nauber nun die Chancen, gegen den BVB das Halbfinale zu erreichen. Kaum auszudenken wäre dieser Erfolg für den Klub, dessen Vorstandsmitglieder schon mal selbst den Rasen freiräumen oder Kleinigkeiten am Stadion reparieren müssen.
Auch jetzt sieht es dort wieder aus wie in der Werkstatt eines Hobbybastlers. Hinter den besten Plätzen der 10.000 Zuschauer fassenden Arena steht ein Holztisch, darauf liegt ein Schild – und seitlich darunter bilden Bohrer, Hammer und eine Kabeltrommel ein buntes Durcheinander. „Das sind schon alles Eigenbrötler hier“, sagt Nauber. „Aber das macht ja auch den Charme des Vereins aus.“
Landleben in Reinkultur
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Weniger charmant war zuletzt das Wetter in Lotte – das für Samstag angesetzte Punktspiel gegen Chemnitz fiel den intensiven Regenfällen zum Opfer. „Gegen Dortmund wird der Boden tief und der Platz nicht optimal sein. Für uns ist das vielleicht ein kleiner Vorteil – weil wir das gewohnt sind“, sinniert Gerrit Nauber nun.
Einstellen können sich die Dortmunder beim Besuch auf dem Hügel oberhalb der 14.000-Einwohner-Gemeinde auch auf Landleben in Reinkultur. Am Ende des sanften Anstiegs, vorbei an einem Supermarkt, einer Grundschule und einem Acker, steigt einem der Geruch von Kühen und Düngemittel in die Nase. Auf der linken Seite liegt der Ersatztrainingsplatz des Drittligisten – auf den Lottes Kicker zuletzt mal wieder ausweichen mussten. Der Partie gegen die „Löwen“ Anfang Februar sei Dank.
2,4 Millionen Eure Einnahmen
„Wenn wir im DFB-Pokal spielen, wird aus unserem normalen Trainingsplatz ein Parkplatz. Danach fühlten wir uns dort wie auf einer Kuhwiese – und es dauert ein, zwei Wochen, bis der Platz wieder halbwegs bespielbar ist“, erzählt Lottes Spielführer, der aus dem 25 Kilometer entfernten Bad Iburg stammt, seit letztem Sommer aber direkt vor Ort in Lotte wohnt. Wie weit über die Hälfte des Teams.
Das Kollektiv mache die Mannschaft stark – sagt der Kapitän, der angesichts der Pokaleinnahmen von bislang 2,4 Millionen Euro einen dringenden Vorschlag an die Vereinsführung hat. „Da könnte man sich“, findet der blonde Innenverteidiger, „schon mal überlegen, uns in naher Zukunft noch einen anderen Rasenplatz hinzubauen.“