Lewis Hamilton hat den Großen Preis von Brasilien gewonnen. Damit sicherte der Engländer, der seit zwei Wochen als Weltmeister feststeht, seinem Mercedes-Team auch den Konstrukteurs-Titel in der Formel 1.
Gefeierter Hamilton
Lewis Hamilton ließ sich von seiner Crew auf Schultern tragen und auf dem Podium zu einer kurzen Samba-Einlage mit knapp bekleideten Brasilianerinnen hinreißen. "Es war heute im besten Stil", sagte Hamilton, der diesmal um den Sieg kämpfen musste. "Es ist eine Wahnsinnsreise mit dem Team. Wir alle haben dafür die letzten Jahre so hart gearbeitet. Wir haben als Einheit zusammengehalten."
Hamilton setzte sich in einem Reifen- und Überhol-Krimi vor Mexiko-Sieger Max Verstappen im Red Bull durch, der durch ein haarsträubendes Manöver von Esteban Ocon um den Sieg gebracht wurde.
Zoff zwischen Ocon und Verstappen
"Der Wagen hat großartig funktioniert, das Team hatte die richtige Strategie. Und dann wirst du so rausgebracht. Mir fehlen die Worte", sagte der 21 Jahre alte Niederländer. Wie schon über Funk, beschimpfte er Ocon noch mal als Idioten. "Ich hoffe, er läuft mir im Fahrerlager nicht über den Weg", meinte er.
Sie begegneten sich aber ganz schnell. "Er hat mich beim Wiegen rumgeschubst", schilderte Ocon bei "RTL". Bilder des französischen Senders "Canal+" zeigten Handgreiflichkeiten, die von Verstappen ausgingen.
Hamilton hält die Pole
Auf der Fahrt zum Team-Titel im vorletzten Saisonrennen bewies das Silberpfeil-Duo zunächst mal seine Klasse. Hamiltons nobler Helfer Bottas schob sich an Vettel vorbei. Davor verteidigte Hamilton seine Pole Position souverän.
Ferraris vermeintlicher Gummi-Trumpf war schon nach wenigen der insgesamt 71 Runden verspielt. Vettel und Räikkönen hatten sich im entscheidenden Abschnitt der Qualifikation für die haltbareren Soft-Reifen entschieden. Hamilton und Bottas starteten auf den weicheren Supersoft-Mischungen. Bedeutete: Schnellerer Verschleiß, früherer Boxenstopp. Hinzu kam, dass die Asphalt-Temperaturen am Sonntag höher waren als bei den Runden an den Tagen zuvor.
Reifenfrage
Dem Red Bull machte das offensichtlich weniger zu schaffen als dem Silberpfeil. In Runde zehn schnappte sich Verstappen auch noch Bottas und machte sich auf die Verfolgung von Hamilton. Dahinter hielt Bottas seinen finnischen Landsmann Räikkönen ebenso auf Distanz wie Vettel. Die große Frage: Wann mussten Hamilton und Bottas in die Box und die Reifen wechseln?
Zunächst deutete überraschenderweise Ferrari einen Stopp an, tatsächlich ließen aber erst Bottas in 2,4 Sekunden und dann Hamilton in 2,6 Sekunden die vier Räder an ihren Autos wechseln. Beide bekamen Medium-Mischung. Würden sie das Rennen damit bis zum Ende durchfahren können?
Schneller Wechsel
Gut würden fühlten sie sich nicht an, monierte Hamilton schon nach kurzer Zeit und befürchtete, im Duell um den Sieg mit Verstappen zu früh die Reifen gewechselt zu haben. Fast zehn Runden nach dem Silber-Duo steuerte Vettel erst seine Rote Göttin an die Box und ließ ebenfalls die Medium-Gummis aufziehen - in sagenhaften 1,9 Sekunden.
Doch Vettel würde mit dem Sieg nichts zu tun haben, das war klar. Zum top-Kandidaten avancierte Verstappen, der nach seinem Reifenwechsel die Führung von Hamilton in der 39. Runde zurückeroberte. Kurz zuvor hatte der Mercedes-Mann einen Leistungsabfall beklagt und Regen herbeigefleht.
"Verdammter Idiot"
Regen war es nicht, der ihn wieder nach vorn spülte, sondern eine Kollision von Verstappen mit Ocon im Racing Point Force India in der 44. Runde. "Was für ein verdammter Idiot", fluchte Verstappen. Ocon bekam für das völlig unnötige Manöver eine Zehn-Sekunden-Strafe.
Verstappen war nun erst recht auf Touren. Während Vettel zum zweiten Mal die Reifen wechseln ließ, jagte der 21-Jährige den führenden Hamilton. Vergeblich, erstmals gewann der Brite ein Rennen nach einem vorzeitigen WM-Triumph. Es war der 72. in seiner Karriere.