Das Anschwitzen für den EM-Ernstfall verlief verheißungsvoll: Uwe Gensheimer und Fabian Böhm kombinierten sich ein ums andere Mal flink bis vors Tor, und am Ende richteten es wieder die Torhüter. Erst köpfte Jogi Bitter den Anschlusstreffer, mit dem Schlusspfiff drückte Andi Wolff das Leder mit der Fußspitze zum 2:2 über die Linie.
Christian Prokop bekam von dem Gejohle seiner Akteure beim Fußballspiel Jung gegen Alt nicht viel mit. Der Bundestrainer hockte am Spielfeldrand und tüftelte während des Trainings in der Spektrum-Arena im norwegischen Trondheim zunächst an der Taktik für den deutschen EM-Auftakt gegen Turnier-Neuling Niederlande am Donnerstag (18.15 Uhr/ZDF).
"Wir sind der Favorit, das ist kein Geheimnis", sagte Prokop später im Teamhotel: "Wenn wir unsere Leistung abrufen, dann haben wir gute Chancen das Spiel zu gewinnen. Darum geht es."
Golla vorerst gestrichen
Der DHB-Coach hat am Mittwoch wenig überraschend den vierten Kreisläufer Johannes Golla für das Auftaktspiel aus dem Kader gestrichen, versicherte aber: "Wir werden ihn im Turnier definitiv noch sehen."
Ein Jahr nach Platz vier bei der Heim-WM, die regelmäßig bis zu zwölf Millionen Zuschauer vor den Fernseher lockte, wollen die Handballer eine ähnliche Euphorie entfachen - und am Ende möglichst eine Medaille um den Hals hängen haben. Traum von Kapitän Gensheimer und Co. ist die Wiederholung des EM-Märchens von 2016.
"Absolut große Vorfreude"
"Es ist eine Mischung aus Kribbeln und absolut großer Vorfreude", sagte Rückraumspieler Böhm: "Wir freuen uns riesig, dass es jetzt endlich losgeht." Zum Duell gegen die Niederlande meinte er knapp: "Das müssen wir gewinnen."
Der Ausfall von sieben verletzten Rückraumspielern ist im deutschen Lager kein Thema mehr. Mit beinhartem Abwehrspiel, großem Teamgeist und blitzschnellem Tempospiel will die deutsche Mannschaft in den kommenden zweieinhalb Wochen erfolgreich sein. "Wenn wir bei 100 Prozent sind, können wir jeden Gegner schlagen", sagte DHB-Teammanager Oliver Roggisch.
Fünf Debütanten
Trotz einer starken Vorbereitung und zuletzt acht Siegen hintereinander gibt es vor Turnierbeginn aber auch noch ein paar Fragezeichen: Wie gut funktioniert die Abwehr, das Prunkstück des deutschen Spiels? Wie fügen sich die fünf Debütanten ein? Wie stark ist die deutsche Offensive nach den vielen prominenten Absagen?
Erste Antworten wird die Partie gegen Oranje geben, erster echter Prüfstein dürfte aber erst das zweite Spiel am Samstag gegen Titelverteidiger Spanien sein. "Man darf nicht den Fehler machen, schon an Spiel Nummer zwei zu denken", warnte Prokop, der EM-Debütant Niederlande verfüge über "eine Mannschaft, die brennt und technisch versierten, schnellen Handball spielt".
Quelle: SID