Statement des IOC zum heute-journal-Beitrag vom 3. Februar 2017
Das internationale Ticketing-Programm für Olympische Spiele basiert auf Verträgen (Ticket Sales Agreements/TSA) zwischen dem jeweiligen Organisationskomitee der Olympischen Spiele sowie dem jeweiligen NOK unter Einbeziehung eines Partners, des sogenannten Authorised Ticket Resellers (ATR), der theoretisch auch das NOK selbst sein kann.
Für das Olympic Council of Ireland (OCI) lief das regelkonforme Verfahren vor den Spielen in Rio 2016 wie folgt ab:
1. Das OCI schlug dem OK Rio 2016 die Firma THG als ATR vor. Dieser Vorschlag ist vom OK unter Hinweis auf Unregelmäßigkeiten bei THG im Zusammenhang mit der Fußball-WM 2014 abgelehnt worden. Diese Entscheidung wurde vom IOC unterstützt, auch wenn das OK Rio 2016 keine rechtlich haltbaren Gründe für diese Ablehnung wie beispielsweise Informationen über ein laufendes Verfahren gegen THG präsentieren konnte. Das IOC wurde von beiden Seiten (OK Rio 2016 und OCI) gebeten, diese Auseinandersetzung moderierend zu begleiten. Die IOC-Administration hat diese Aufgabe übernommen.
2. Im nächsten Schritt schlug das OCI die Firma Pro 10 als neuen ATR vor. Dieses Unternehmen ist vom OK Rio 2016 einschlägig überprüft und schließlich vom OK Rio 2016 akzeptiert worden. Das IOC hat auch diese Entscheidung unterstützt, so wie zuvor bereits die Ablehnung von THG. So konnte das Ticket Sales Agreement mit langer Verzögerung unterschrieben werden. Dadurch war das OCI in eine schwierige Situation geraten und bat um zusätzliche Tickets unter anderem durch eine von Herrn Hickey an Herrn Bach gerichtete SMS. Die diesbezüglichen Gespräche wurden – wie bereits unter Punkt eins erwähnt – von der IOC-Administration mit dem OK Rio 2016 und dem OCI geführt. Schließlich stimmten OK Rio 2016 und das IOC einer zusätzlichen Zuteilung von Tickets in absolut legaler und regelkonformer Weise zu. Diese Tatsache ist bereits seit September 2016 durch eine entsprechende Kommunikation des IOC in der Öffentlichkeit bekannt.
3. Nun untersuchen die brasilianischen Behörden einen Verstoß gegen die IOC-Regeln und brasilianische Gesetze mit ihrer Anklage gegen Patrick Hickey, dem vorgeworfen wird, die dem OCI zugeteilten Tickets unter Verstoß gegen die Vereinbarungen mit dem OK Rio 2016 weitergegeben zu haben. In diese Weitergabe sind weder das OK Rio 2016 noch das IOC in irgendeiner Weise involviert gewesen.
Die ZDF-Beiträge haben in diesem Zusammenhang nichts Neues enthüllt, außer der exakten Zahl der Extra-Tickets, die das OCI erhalten hat. Die Zuteilung der Tickets ist, wie erwähnt, vollkommen legal und regelkonform gewesen. Von möglichen Regelverstößen beim Weiterverkauf der rechtmäßig zugeteilten Tickets durch die Firma Pro 10 hatten das IOC und das OK Rio 2016 bis zur Aufnahme der Ermittlungen keinerlei Kenntnis.
Das IOC oder Herr Bach sind zu diesem Thema niemals pro-aktiv von den brasilianischen Behörden direkt kontaktiert worden. Das IOC hat stets nur aus den Medien davon erfahren. Daraufhin hat das IOC über einen brasilianischen Anwalt im vergangenen September selbst Kontakt mit den Behörden aufgenommen. In der Folge erhielt das IOC Fragen und hat in seinen Antworten den Behörden den Prozess wie oben skizziert beschrieben und nach einer kurzen weiteren Nachfrage nichts mehr von diesen gehört. Im Gegenteil; der Anwalt des IOC hat am 1. Februar noch einmal selbst Kontakt mit den Behörden aufgenommen und die Information erhalten, dass es nichts Neues gibt. Die Behörden haben dem Anwalt zuvor bereits mitgeteilt gehabt, dass das IOC ein Opfer der vorgeworfenen Verschwörung ist. Es gibt keine Hinweise, dass das IOC gegen Regeln verstoßen hätte.
Lausanne, den 10. April 2017