Drei Monate Pause, Bedauern: Das reicht nicht. Schalke-Klubchef Clemens Tönnies muss jetzt wirklich klare Kante gegen Rassismus zeigen.
Clemens Tönnies lässt sein Amt als Aufsichtsratsvorsitzender von Schalke für drei Monate ruhen. Und er hat das Bedauern über seine Äußerungen wiederholt. So steht es im Wortlaut der Erklärung des Ehrenrats von Schalke 04. Nach den drei Monaten übernimmt Tönnies wieder die Aufgaben als Aufsichtsratvorsitzender. Reicht das? Nein, das reicht nicht.
Was für ein Menschenbild muss man haben, wenn man vorschlägt, in Afrika pro Jahr 20 Atomkraftwerke zu bauen, um folgende Kausalität zu erreichen: "Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn's dunkel ist, Kinder zu produzieren."
Geisteshaltung ist rassistisch
Rutscht einem das raus? Eine flapsige Bemerkung? Ein schlechter Scherz? Ich denke nicht. Solche Stereotypen sind tiefer verwurzelt und sie sind mit einem: "Oh, sorry, nicht so gemeint" auch nicht aus der Welt geräumt.
Eine solche Geisteshaltung rührt von einer Überheblichkeit und einem Überlegenheitsgefühl her. Sie unterscheidet nach Rassen. Das mag man in einem juristischen Sinn als "nur diskriminierend" ansehen, wie es der Ehrenrat getan hat, im allgemeinen Verständnis ist es rassistisch.
Fanszene erwartet mehr
Rassismus und Diskriminierung sind eine Geißel unserer Zeit. Der organisierte Fußball hat das seit langem erkannt und engagiert sich mit Kampagnen, Fernsehspots und deutlichen Erklärungen. Das ist richtig und lobenswert. In der Causa Tönnies überwiegt vom Fußball-Establishment aber bisher ein dröhnendes Schweigen. Der DFB-Interimspräsident Reinhard Rauball hat sich klar geäußert, viele andere nicht. Mit Schweigen wird das Problem des Rassismus' nicht bekämpft.
Große Teile der organisierten Schalker Fanszene erwarten mehr von ihrem Klubchef. Mit Recht. Clemens Tönnies muss aktiv deutlich machen, welche Geisteshaltung er hat. Mit Entschuldigungen und einem dreimonatigen Amtsverzicht ist es nicht getan.