Fortuna Düsseldorf hat Friedhelm Funkel viel zu verdanken. Seine Entlassung ist dennoch ein Schlussstrich, der gezogen werden musste. Das Wagnis mit Bundesliga-Novize Uwe Rösler ist besser als ein "Weiter so" mit Funkel.
Gestern noch als "Düsseldorfs Trainer des Jahres" ausgezeichnet, heute schon ist Friedhelm Funkel bei der Fortuna nur noch Ausstellungsstück in der Ahnengalerie. Mit 66 Jahren - frei nach Udo Jürgens - ist also früher Schluss als erwartet.
In knapp vier Jahren hat der gebürtige Rheinländer die Rot-Weißen zweimal vor dem Fall in die Drittklassigkeit bewahrt, ist ihm 2018 der Überraschungs-Aufstieg in die Bundesliga gelungen, gefolgt von einem völlig unerwarteten und sensationell souveränen Klassenerhalt - Platz zehn als bester Saisonabschluss in Düsseldorfs kunterbunter Erstliga-Geschichte seit Trainer-Zampano Aleksandar Ristic 1996. Dafür gebührt Funkel auf der historischen Düsseldorfer Dankbarkeitsskala ein Spitzenplatz auf Lebenszeit.
Ein würde-, ein respektloser Abschied also vom ältesten Fußballer-Dompteur der Bundesliga? Nein, ein Schlussstrich, der dringend gezogen werden musste!
Zweifel trotz Vertragsverlängerung
Im Dezember wurde Funkels Vertrag - für den Fall des Klassenerhalts – um ein Jahr verlängert. Die Zweifel und Zweifler, dass dieses Ziel mit ihm als Trainer erreicht werden kann, waren stets präsent. Die taktisch ein kleines bisschen couragiertere Ausrichtung nach der Winterpause hat daran nichts geändert, zumal die Ergebnisse gegen Werder (0:1) und Leverkusen (0:3) fürs Abrutschen auf den letzten Platz sorgten.
Die kämpferisch, läuferisch ordentliche Präsentation in Leverkusen wurde von Funkel als Hoffnungsschimmer viel zu hoch gehängt. Schon in der Hinrunde gab es zu viele Spiele mit dem Anstrich eines biederen Offenbarungseides. Und das nicht nur gegen die Luxuskader der Liga.
Funkel und Pfannenstiel, eine toxische Verbindung
Bei einem Verein mit einem vielleicht gerade mal so erstligareifen Aufgebot hat sich Funkel mehrfach angreifbar gemacht: Er hat nach fehlerhaften Vorstellungen zu lange an einzelnen Spielern festgehalten (Bsp. Niko Gießelmann zu Saisonbeginn), hat unter anderem Routinier Adam Bodzek trotz altersbedingtem Erstligalimit zum Stammspieler erhoben oder Mittelstürmer-Juwel Dawid Kownacki penetrant auf dem Flügel eingesetzt. Damit lag Funkel nicht nur mit diesen Einschätzungen konträr zu Sportvorstand Lutz Pfannenstiel.
Der "Neueinsteiger" auf Führungsebene und der Trainer-"Guru" - von Beginn an eine toxische Verbindung. Funkel hat - zwischen den Zeilen auch öffentlich – Pfannenstiel nie akzeptiert. Vielleicht weil er ahnte, dass dieser im Dezember 2018 - Fortuna war Letzter, es folgte das überraschende Punktehoch zum Hinrundenende - gekommen war, um ihn, den Trainer, zu entlassen. Nach der dann so erfolgreichen Ausnahmesaison samt Wintertheater aber war Funkel mächtigster Mann im Verein, allmächtig. Aus heutiger Sicht der Anfang vom Ende.
"All in" mit Bundesliga-Novizen Rösler
Spät, vielleicht zu spät, wagen Fortuna Düsseldorf und Pfannenstiel was: der Sportvorstand als "Königsmörder"? Mit dem Trainerwechsel von Funkel zu Uwe Rösler geht Pfannenstiel, der bei einigen Fans aufgrund seiner Sommertransfers selbst schwer in der Kritik steht, "all in". Ein Bundesliga-Trainernovize als Retter? Definitiv ein hochspannendes Experiment, allerdings unter Zeitdruck: die Mission Klassenerhalt startet am Samstag gegen Frankfurt, danach folgt das Pokal-Achtelfinale in Kaiserslautern.
Uwe Rösler ist seit mehr als 15 Jahren Trainer, in Norwegen, England und zuletzt erfolgreich in Schweden bei Malmö FF. Perspektivisch sinnvoll, dass sein Vertrag auch für die 2. Liga Gültigkeit besitzt. Aber seine Zukunft und vor allem die seines Chefs Lutz Pfannenstiel wird abhängig sein von einer Fortentwicklung der Fortuna: nicht zwangsläufig von einem Happy End samt Klassenerhalt, aber von einem Fußball mit Mut, der Aufbruchsstimmung erzeugen kann.
Beim Blick zurück gab es für die Fortuna bis zum Ende der vergangenen Saison keinen besseren Trainer als Friedhelm Funkel, mit dem Blick auf die akut alarmierende Aktualität und nach vorne aber sieht das anders aus. Das Wagnis mit Uwe Rösler - besser als ein "Weiter so" mit Friedhelm Funkel.