Für die einen geht es um Erfahrungen, für die anderen um Medaillen: 28 deutsche Leichtathleten starten ab Freitag bei der Hallen-EM in Glasgow. Das ZDF berichtet am Samstag und Sonntag im Livestream.
Eine "junge Mannschaft mit Routiniers", so beschreibt Idriss Gonschinska, der Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, sein Team für Glasgow. Zu den Routiniers zählt Titelverteidigerin Cindy Roleder (Halle/Hürdensprint/Finale Sonntag 19.25 Uhr). Aber natürlich auch die Freiluft-Europameister Mateusz Przybylko (Leverkusen/Hochsprung/Finale Samstag 19 Uhr) und Malaika Mihambo (LG Kurpfalz/Weitsprung/Finale/Sonntag 19 Uhr). Oder die Kugelstoßer David Storl (Leipzig, Finale: Freitag 21.35 Uhr) und Christina Schwanitz (Erzgebirge/Finale: Sonntag 13.20 Uhr).
Dreisprung-Titelverteidigerin Kristin Gierisch hat ihre Teilnahme kurzfristig abgesagt. Sie verletzte sich im Abschlusstraining am Knie. "Das medizinische Team hat sie direkt behandelt und alles versucht, sie an den Start zu bringen, aber das Risiko zu groß", sagte Gonschinska.
Europas Nummer 3
Das Prädikat "jung" erfüllt Sprinter Kevin Kranz (Wetzlar/Finale Samstag 21.50 Uhr). "Jung" ist beim 20 Jahre alten deutschen Hallen-Meister 2019 allerdings nicht unbedingt mit "aussichtslos" verknüpft.
Mit seinen 6,56 Sekunden, die er im 60-Meter-Vorlauf bei den deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig gerannt ist (bevor er das Finale in 6,59 Sekunden gewann), rangiert der Newcomer auf Rang drei der europäischen Jahresbestenliste. Und der Jahresschnellste, Reece Prescod (6,53) aus Großbritannien, geht in Glasgow nicht an den Start. Somit liegt in der Meldeliste nur der unter türkischer Flagge laufende Jamaikaner Emre Zafer Barnes (6,55) vor Kranz.
Christina Schwanitz ist nicht mehr ganz so jung, dafür aber reichlich routiniert. Die 33-Jährige hat fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Nach Glasgow reist sie als Europas Jahresbeste - und mit frisch gestärktem Selbstbewusstsein als Siegerin der World Indoor Tour des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF.
Wettkampf, ein Genuss für Schwanitz
Für die ehemalige Welt- und Europameisterin ist es die zweite Saison als Mama von Zwillingen. Und nachdem sie im vergangenen Jahr bei der Heim-EM in Berlin schon wieder Silber gewonnen hat, dürften ihre Ziele für Glasgow entsprechend hoch gesteckt sein.
Zudem genießt Schwanitz die Wettkampfphase - denn Wettkämpfe bedeuten weniger Training, und weniger Training bedeutet mehr Zeit für ihre Zwerge. "Da kann ich sie entspannt im Kindergarten abholen und habe etwas von ihnen. Oder sie von mir - je nachdem", erzählte sie kürzlich der "Rheinischen Post".
Lange WM-Vorbereitung
Nach der Hallen-EM in Glasgow beginnt dann schon bald die Vorbereitung auf die Sommersaison. Und die ist in diesem Jahr besonders lang, denn die Weltmeisterschaften im katarischen Doha starten erst Ende September.
Eine Großtat ist in Glasgow für Malaika Mihambo möglich. Als Europas Jahresbeste ist sie schon bis auf einen Zentimeter an die Sieben-Meter-Marke herangeflogen. Gelingt ihr nun ein Sieben-Meter-Sprung, wäre das der erste einer deutschen Weitspringerin in der Halle seit 1995.
Przybylko im Hintertreffen
Quelle: reuters
Für Mateusz Przybylko stehen die Vorzeichen weniger gut: Der 26 Jahre alte Hochsprung-Europameister rangiert mit 2,26 Meter lediglich auf dem mehrfach geteilten siebten Platz des eurpäischen Besten-Rankings. In Führung liegt der Italiener Gianmarco Tamberi mit 2,32 Metern.
Allerdings hat der Leverkusener in dieser Hallensaison auch mit Fußproblemen zu kämpfen. Bei der Hallen-WM im vergangenen Jahr gewann Przybylko mit Bronze seine erste internationale Medaille, damals war er zu Tränen gerührt. Es folgte Freiluft-Gold bei der EM in Berlin.
In Glasgow kann Przybylko nun erneut seine Wettkämpferqualitäten unter Beweis stellen. Und er gab sich zuletzt in Düsseldorf zuversichtlich: "Ich komme langsam rein. Es war ja erst mein dritter Saisonwettkampf. Ich denke, dass ich bei der Hallen-EM etwas rocken kann."