Keine zwei Wochen nach der letzten Medaillenvergabe bei den Winterspielen herrscht schon wieder Hochbetrieb an den meisten olympischen Wettkampfstätten. Unter den 670 erwarteten Athletinnen und Athleten hat das mit 20 Personen relativ kleine Häuflein der Deutschen überproportional gute Erfolgschancen.
Am Sonntag reiste die Mannschaft per Langstreckenflug aus Frankfurt an - angeführt von Anna Schaffelhuber, der fünffachen Goldmedaillengewinnerin der letzten Spiele von Sotschi, und verabschiedet von Bundespräsident Frank-Walter Steinmaier. Schaffelhubers Medaillenflut war 2014 in erster Linie dafür verantwortlich, dass die Bilanz mit 15 Medaillen noch einigermaßen ordentlich ausfiel. Diesmal scheinen die Erfolgsaussichten im Team gleichmäßiger verteilt zu sein.
Erfahrene Athleten und Newcomer
Im alpinen Bereich kommen mit Anna-Lena Forster und Andrea Rothfuss noch mindestens zwei Athletinnen dazu, die in der bisherigen Weltcupsaison zu den Besten gehörten.
Im nordischen Sektor, also bei Langlauf und Biathlon, hat die erfahrene Andrea Eskau bei ihren sechsten Paralympics auch mit inzwischen 46 Jahren noch gute Medaillenchancen, aber auch Martin Fleig möchte seine achten und neunten Plätze von Sotschi deutlich verbessern und hat nach zwei WM-Titeln im Biathlon letztes Jahr bei den Titelkämpfen in Finsterau im Bayrischen Wald auch alle Chancen dazu. Hinzu kommen Newcomer wie die sehbehinderte Clara Klug oder der teils gelähmte Steffen Lehmker.
Acht Wettbewerbe mehr als in 2014
Sowohl im alpinen wie auch im nordischen Bereich wird jede der Disziplinen für drei unterschiedliche Behinderungsklassen ausgeschrieben – sitzend, stehend, und sehbehindert. Eine weitere Differenzierung der doch individuell sehr unterschiedlichen Behinderungsgrade erfolgt nicht, was der Übersichtlichkeit guttut. Eine Flut von Behinderungsklassen, bei der kaum jemand den Durchblick behält, wird es also nicht geben. Stattdessen versucht man, über eine sogenannte Faktorzeit annähernd gleiche Bedingungen herzustellen, soll heißen: Für einen stärker behinderten Sportler laufen die Uhren einfach um einen vorher definierten Betrag langsamer.
Trotzdem wird es in Pyeongchang 80 Wettbewerbe geben, acht mehr noch als in Sotschi, weil Snowboard als neue Sportart dazugekommen ist. Dort jedoch wird kein Deutscher am Start sein.
Die beiden Mannschaftssportarten Curling und Schlitten-Eishockey runden die winterliche Paralympics-Palette ab. Beide finden in Gangneung statt, Curling erfreulicherweise mit einer deutschen Mannschaft, die allerdings nur Außenseiterchancen besitzt.
Hoffen auf faire Wettkämpfe
Nach der sicherlich sehr farbenfrohen Eröffnungsfeier (Freitag 9.3., 12:00 MEZ, live im ZDF und im Gebärdesprachen-Stream auf zdfsport.de) folgen insgesamt neun Wettkampftage. Russische Sportler werden auch hier unter dem Kürzel NPA (Neutrale Paralympische Athleten) teilnehmen dürfen, womit das Internationale Paralympische Komitee IPC dem "weicheren" Kurs des IOC gefolgt ist, während es für die Sommer-Paralympics Rio 2016 noch den völligen Ausschluss Russlands beschlossen hatte.
Mit dem Thema Russland verbindet sich der Wunsch nach fairen Wettkämpfen unter gleichen Vorzeichen. Auch im Behindertensport ist Doping nämlich kein Fremdwort, aber eine offensive Position dagegen scheint zumindest weiter verbreitet zu sein als bei den Nicht-Behinderten.