Europaweit veröffentlichen Zeitungen und Magazine gleichzeitig Dokumente über das Milliardenbusiness Fußball. Das größte Datenleck nach den "Panama Papers" gibt einen Einblick in die Machenschaften von Spielerberatern, in Transfers von Spielern und in die Steuermodelle der Superstars.
Die Treffen sind immer heimlich, konspirativ. Und jedes Mal in einer anderen europäischen Stadt. Meistens irgendwo in Osteuropa. Die Macher der Internetplattform "Football Leaks" haben Angst. Auch um ihr Leben. Und sie wussten, dass das Material, das sie in ihren Händen halten, brisant ist.
Ziel: Auf Missstände aufmerksam machen
Fast 19 Millionen Dokumente, 1,9 Terrabyte Material. Zu viel für die Internetaktivisten, die eigentlich aus Portugal stammen. Wie viele sie sind, das weiß man nicht so genau. Genausowenig, wie sie an den Dokumentenberg gekommen sind. Im Frühjahr hatte "Football Leaks" noch Aufsehen erregt. Auf ihrer Internetseite veröffentlichten sie damals nach und nach Details über spektakuläre Spielerwechsel. Vom Deutschen Toni Kroos etwa, auch vom Waliser Gareth Bale.In verschiedenen Interviews, die per Mail geführt wurden, hatten sie damals stets ihre Motivation beschrieben. "Unser Antrieb ist es, all denen das Handwerk zu legen, die sich zu Unrecht an dem Volkssport Fußball bereichern", schreibt der Kopf der Truppe dem Spiegel. Und weiter: "Durch unsere Veröffentlichungen fangen die Leute auf der ganzen Welt an, sich mit diesen Missständen zu beschäftigen."
Millionentransfers über geheime Netzwerke
Damit das gelingt, haben sie dem Spiegel bei den heimlichen Treffen das gesamte Datenmaterial übergeben. Gemeinsam mit dem Investigativnetzwerk "EIC" wurde es monatelang ausgewertet. Gemeinsam von 60 Journalisten in 12 Ländern, die nun koordiniert und zeitgleich Geschichten publizieren. Es sind Geschichten wie die über Cristiano Ronaldo, dem Superstar von Real Madrid. Aber auch über José Mourinho, dem Trainerstar von Manchester United. Was die Geschichten über beide verbindet, ist ein System von Briefkastenfirmen. Und dass beide vom selben Manager betreut werden. Jorge Mendes.
Über geheime Firmennetzwerke werden da Millionen hin und her transferiert. Meist geht es um die sogenannten Bildrechte der Personen, das heißt um die Rechte an Namen, Bild und Image. Cristiano Ronaldo etwa hatte wenige Tage vor dem 1. Januar 2015, dem Stichtag an dem in Spanien das Steuergesetz zu Ungunsten von Spielern wie dem Real-Star geändert wurde, noch schnell seine Bildrechte an zwei Firmen übertragen, die im Steuerparadies der britischen Jungferninseln ihren Sitz haben. Die Laufzeit der Vereinbarung liegt bei fünf Jahren, bis 2020 also. Gleichzeitig stellte er dafür im Voraus etwa 75 Millionen Euro in Rechnung, zahlbar auf eines der Konten Cristiano Ronaldos in der Schweiz. Steuergünstig konnte so ein Teil der Summen behandelt werden. Hinter dem Verbleib des Großteils der Summe in Höhe von 63,5 Millionen Euro stehen einige Fragezeichen.
Auch Bundesliga im Blick
Aber nicht nur von Ronaldo und Mourinho gibt es Material, das einen staunen und stutzen lässt. Auch das Geschäftsgebaren in der Bundesliga soll beleuchtet werden. Das Datenmaterial birgt noch viel Brisantes. In den kommenden Wochen und Monaten sollen nach und nach viele Geschichte publiziert werden. Das Ziel der Macher von "Football Leaks" war es ja, den Menschen die Augen zu öffnen. Darüber, wie sehr das Geld den Volkssport Fußball beherrscht, wer sich an ihm bereichert.