Paco Alcacers Bundesliga-Debüt gegen Frankfurt und Leverkusen war knackig. Nun soll der Kombi-Knipser für Borussia Dortmund auch in der Champions League gegen den AS Monaco (heute, 21 Uhr) für Furore sorgen.
In der alten Heimat registrieren sie stolz, mit welcher Wucht Paco Alcacer aktuell bei Borussia Dortmund einschlägt. „Paco thront schon über Deutschland“, jubelt die spanische Zeitung „AS“. „Paco verzaubert den BVB“, meldet „El Mundo Deportivo“ und rechnet erstaunt hoch, dass der Stürmer im Schnitt alle 17 Minuten trifft, während es in Barcelona nur alle 141 Minuten gelang.
Mit einem "Doppel-Paco" an die Tabellenspitze
Drei Jokertore in nur 50 Minuten für Schwarz-Gelb - der Einstand des Stürmers hätte nicht besser ausfallen können. Nach seinem Debüt-Treffer gegen Eintracht Frankfurt legte Alcacer bei Bayer Leverkusen nach. Mit zwei Toren schoss „Doppel-Paco“ den BVB fulminant an die Tabellenspitze. In dieser Frequenz und Dichte wird es aber kaum weitergehen. Schließlich soll der Spanier bald deutlich mehr Spielzeit bekommen. Vielleicht schon Mittwoch, wenn Dortmund im zweiten Spiel der Champions League gegen AS Monaco einen großen Schritt in Richtung Achtelfinale machen kann und nebenbei gegen die Geister der Vergangenheit anspielt. Das letzte Duell im April 2017 war vom Bombenanschlag auf den BVB-Bus überschattet.
„Für 90 Minuten würde Pacos Luft noch nicht reichen“, verriet Sebastian Kehl dem „kicker“. Aber schon nach der nächsten Länderspiel-Pause könnte aus dem Kurzarbeiter-King das zentrale Teil im Startelf-Puzzle von Trainer Lucien Favre werden. Der will den BVB dauerhaft auf Kurs bringen. Spektakel inklusive. Zwar blieben die Westfalen auch ohne ihren Neu-Knipser ungeschlagen. Aber mehrfach täuschte das Ergebnis über die Art der Auftritte hinweg. In Hannover, Hoffenheim, Brügge und selbst noch in der ersten Halbzeit in Leverkusen stockte die Offensive. Das weckte böse Erinnerungen an die Vorsaison. Maximilian Philipp und Marco Reus fühlten sich als Aushilfs-Stürmer unwohl und waren ihrer Kreativität beraubt. Beide sind auf den Flügeln wertvoller.
Das fehlende Puzzle in der Spitze
In Alcacer hat der BVB wieder einen echten Mittelstürmer, der zentral anspielbar ist und Bälle mit dem Rücken zum Tor verarbeiten kann. Ein Angreifer, der gegnerische Schwächen sofort bestraft. Der 25-Jährige besitzt weder Aubameyangs Antritt, noch Batshuayis Body. Aber er hat eine starke Schusstechnik, spielt beidfüßig und ist technisch wie taktisch top ausgebildet. Alles Vorzüge der klassisch spanischen Schule. In seinem Lebenslauf steht: Torschützenkönig für „La Roja“ bei der U17-EM, zwei Mal Europameister mit der U19 und bester Torjäger des A-Nationalteams in der Qualifikation für die EM 2016.
„Mit ihm kannst du zocken“, sagt Teamkollege Marius Wolf ehrfürchtig. Auch als Persönlichkeit passt er ins Anforderungsprofil. Alcacer ist höflich und zurückhaltend, ein Familienmensch, aber auf dem Platz geht er voran. Beim FC Valencia wurde er mit nur 22 Jahren Kapitän, nachdem er die Fledermäuse überraschend in die Königsklasse geschossen hatte.
Noch fehlt Alcacer die Spielpraxis
Er wartet nicht, mit Vorlagen gefüttert zu werden, sondern mischt sich intuitiv in den Spielaufbau ein. Zu sehen etwa gegen Frankfurt, als Alcacer einen Treffer per Traumpass aus dem Mittelfeld einleitete. „Er versteht Fußball. Mit ihm können wir kombinieren“, war sich Favre schon vor der Premiere seines Wunschspielers sicher. Bei anderen Topteams Europas mag ein Retro-Trend zum bulligen Stoßstürmer einsetzen - für die von Favre favorisierten flinken Flachpassorgien ist Alcacer ideal. Abgezockter Torjäger ist er ohnehin, wie beim 3:2-Treffer in Leverkusen klar wurde: Perfekt veredelte er Achraf Hakimis anspruchsvolle Flanke. Selbst bei Kopfbällen hat der 1,75 Meter kurze Stürmer eine gute Quote. Jedes fünfte Tor in der Primera Division erzielte er aus der Luft.
Allein, es fehlt die Spielpraxis. An die Dauerbelastung muss sich Alcacer erst gewöhnen, an alte Stärken erinnern. Favre bittet um Geduld: „Er hat zwei Jahre nicht regelmäßig gespielt.“ 2016 wechselte der Shooting-Star mit großen Ambitionen zum FC Barcelona, doch die Traumoffensive Neymar/Messi/Suarez bot null Raum zur Entfaltung. Selbst Neymars Abschied brachte keine Abhilfe. Ein Karriereknick für Alcacer, eine Chance für die Borussia: Denn nur so war es möglich, Barca die fixierte Ablöse von 100 Millionen Euro auszureden. Zwei Millionen Euro Leihe zahlt der BVB, bei einem Kauf im Sommer würden weitere 23 Millionen Euro plus bis zu fünf Millionen Euro Boni fällig. Im aktuellen Transfer-Wahnsinn fast ein Schnäppchen.
Fernziel ist Rückkehr ins Nationalteam
Beim BVB wird es Alcacer an Einsätzen nicht mangeln, es gibt keine ernsthafte Konkurrenz auf seiner Position. Mit guten Leistungen in der Liga, aber vor allem auf der großen Bühne Champions League möchte Spaniens einstige Hoffnung für die Sturmmitte die Laufbahn wieder in Schwung bringen. Fernziel bleibt das Comeback in der Nationalmannschaft. Nach mehreren Jahren Pause wäre das auch für die sprachgewaltigen spanischen Zeitungen eine schöne Geschichte.
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