Sieben Sieger in sieben Rennen, nur 21 Punkte Differenz vom Tabellenführer bis zum Zehnten, Fahrer, die härter denn je zur Sache gehen – die Formel bietet derzeit viel. Das 8. Saisonrennen steigt am Samstag, 16 Uhr (ZDF-Livestream ab 15.40 Uhr), in Paris.
Noch am Tag vor dem Rennen werden Sightseeing-Busse Touristen durch die Boxengasse kutschieren, dann startet die Formel E ihr Gastspiel in Frankreichs Hauptstadt. Der 1,920 Kilometer lange Kurs führt rund um den Invalidendom, in dem Napoleons Grab beheimatet ist. Der Eiffelturm, die Avenue des Champs-Élysées und die Seine liegen in unmittelbarer Nähe - tiefer im Herzen der Stadt kann man nicht sein.
Immer ein anderer vorne
Und so spannend wie in dieser Saison war die Formel E noch nie: Nach sieben Rennen standen sieben verschiedene Fahrer auf der Pole-Position, es gab sieben verschiedene Rennsieger - aus sieben verschiedenen Teams.
Die enorme Ausgeglichenheit des Feldes spiegelt sich auch in den Punkteständen wieder - zwischen dem derzeitigen Tabellenführer Jerome d'Ambrosio mit aktuell 65 Punkten und dem Zehntplatzierte Daniel Abt liegen nur 21 Punkte. In Sachen Meisterschaft ist also bei noch sechs ausstehenden Rennen alles weit offen.
Aus deutscher Sicht hat im Moment André Lotterer, der zuletzt in Rom den Sieg nur ganz knapp verpasste, als Dritter mit 62 Punkten die besten Aussichten. Aber auch Abt und Pascal Wehrlein als Tabellenelfter, der ja aus vertraglichen Gründen den Saisonstart in Saudi-Arabien auslassen musste, sind noch nicht völlig aus dem Rennen.
"Extreme Leistungsdichte"
Auch beim im vergangenen Jahr in der Teamwertung siegreichen Audi Sport Abt Team Schaeffler ist man sich der Enge der Konkurrenz bewusst: "Wir haben diese Saison gesehen, dass unser Auto und unser Team die Performance haben, ganz vorn zu sein. In Rom haben wir die 1.000-Punkte-Marke in der Formel E erreicht. Aber mit ihrem hohen Niveau und ihrer extremen Leistungsdichte verzeiht die Formel E nicht den kleinsten Fehler", sagt Teamchef Allan McNish.
Lucas di Grassi, Meister 2016/17 und Vizemeister 2017/18, trennen auf Position fünf derzeit nur sieben Punkte von der Spitzenposition, in der Teamwertung liegt man mit 14 Punkten Rückstand auf die führende Techeetah-Truppe und Rang drei ebenfalls in Schlagdistanz.
"Wir sind voll mit dabei, aber für einen Pokal in der Formel E brauchst du einen perfekten Tag. Jeder in unserer Mannschaft gibt alles dafür, damit wir den in Paris wieder erleben", so McNish.
Harte Fahrweise und viele Rote Flaggen
Quelle: ZDF
Noch etwas ist in diesem Jahr auffällig: Es wird härter und aggressiver gefahren - was dazu führte, dass es in den bisherigen sieben Rennen schon vier Mal einen Rennabbruch mit Roter Flagge gab. "Die Autos sind so robust, dass du vor allem als Hinterherfahrender viel Risiko gehen kannst. Bei Berührungen gehen die Autos nicht gleich kaputt, das wissen wir Fahrer," sagt André Lotterer.
Also wird auch härter gefahren. Das erhöht die Chance auf Kollisionen und Zwischenfälle. Und da sind es nicht nur die engen Stadtkurse, die wie zuletzt beim Massencrash in Rom, als die Strecke völlig verstopft war und es keine andere Möglichkeit als einen Abbruch gab, für Rote Flaggen sorgen.
Kaum mehr Fahrzeugwechsel
Es kommt noch ein zweiter Faktor hinzu: Erstmals können ja in dieser Saison die Fahrer mit einem Auto durchfahren. Energiesparen, eigentlich eine wichtige Charakteristik der Formel E, ist nur noch in wenigen Rennen ein Thema.
Vor allem dann nicht, wenn längere Gelbphasen die Autos einbremsen. Um die Fahrer dennoch beim Energiemanagement zu fordern, versucht die Rennleitung bei Zwischenfällen die Gelbphasen so kurz wie möglich zu halten. Und unterbricht das Rennen notfalls lieber mit der Roten Flagge - wenn auch zum Leidwesen der TV-Sender.