Auf dem 2,860 Kilometer langen Straßenkurs in der Cittadina dell’EUR im Süden von Rom will Antonio Felix da Costa seine Spitzenposition verteidigen. Der BMW-Pilot geht aber keinesfalls als Favorit ins Rennen.
Denn so richtige Favoriten gibt es eigentlich keine in der Formel E: Die bisherigen sechs Saisonläufe produzierten nicht nur sechs verschiedene Trainingsschnellste. Sondern auch sechs verschiedene Sieger aus sechs verschiedenen Teams. Soviel Ausgeglichenheit hat kaum je eine Rennserie hervorgebracht. Die Formel E ist und bleibt unberechenbar spannend.
Nissan in der Kritik
Vor den Toren des antiken Stadtzentrum der italienischen Hauptstadt könnte es am Samstag eine Fortsetzung der abwechslungsreichen Rennserie geben. Zuletzt im chinesischen Sanya startete Serien-Newcomer Oliver Rowland im Nissan von der Pole Position, nachdem Teamkollege und Ex-Meister Sébastien Buemi in allen freien Trainingssitzungen Schnellster war. Nissan befindet sich also in Hochform, steht aber in der Kritik: Grund ist die Auslegung des japanischen Herstellers bei der Motoren-Konfiguration. Per Reglement sind zwei Elektro-Aggregate im Heck gestattet. Allerdings: Durch sogenannte Rekuperation gewonnene Energie darf nur der Batterie zurückgeführt werden, aber nicht in einem anderen Zwischenspeicher gehortet werden. Genau dies vermutet die Konkurrenz im Fall Nissan. Denn bei der zweiten Elektro-Einheit soll es sich um eine diffizile Anordnung eines Schwungrades handeln. "Der Nissan ist illegal", behauptet der Vorjahres-Siebte Daniel Abt freimütig.
So oder so - das Rennen am Samstag ab 16.05 Uhr (ZDF SPORTextra ab ab 15.45 live, zuvor läuft ab 11.45 Uhr das Qualifying im zdfsport.de-Livestream) verspricht jede Menge Spannung. Virgin-Pilot Sam Bird, der in Sanya früh aus dem Rennen geboxt wurde, will sich die Tabellenführung zurückerobern. Derzeit liegt der Hongkong-Sieger acht Punkte hinter Felix da Costa, punktgleich mit Sanya-Triumphator Jean-Éric Vergne. Dazwischen, nur einen Zähler hinter Felix da Costa, hält Marrakesch-Gewinner Jerome D’Ambrosio wacker die Stellung.
Vier deutsche Fahrer am Start
D’Ambrosios Teamkollege, Formel-E-Neuling Pascal Wehrlein drängt sich nach seinen super Rennen in Santiago und Mexiko geradezu als kommender Sieger auf. Doch gleiches muss auch für seine beiden deutschen Rivalen André Lotterer und Daniel Abt oder auch die Nissan-Fahrer Rowland und Buemi gelten. „Mein Ziel ist ganz klar der Titel“, betont Abt, „in der zweiten Saisonhälfte ist noch alles drin.“
Vierter Deutscher im Bunde in Rom ist Maximilian Günther, der die beiden Rennen in Hongkong und Sanya pausierte, um im GEOX-Penske-Team dem Ex-Formel-1-Piloten Felipe Nasr den Vortritt zu lassen. Erstmals werden in dieser Saison alle europäischen Rennen (Rom, Paris, Monaco, Berlin und Bern) in einer eigenen Wertung namens „Voestalpine European Races“ zusammengefasst.
Motivation für BMW
„In Sanya hatte ich ein siegfähiges Auto, die Strecke passte zu uns. Aber ich durfte kein Risiko eingehen, denn ich brauchte unbedingt die Punkte“, erklärt Felix da Costa, „dass ich in Sanya wieder die Tabellenführung übernommen hatte, motiviert mich und das ganze Team. Der Kurs von Rom sollte uns wieder entgegenkommen."