Stark gekämpft, aber am Ende doch deutlich verloren: Die 25:31-Niederlage gegen Norwegen zerstörte die Hoffnungen auf den vierten WM-Titel für die deutschen Handballer. Nun geht es im kleinen Finale gegen Frankreich um Bronze (14.30 Uhr, live im ZDF).
Als die Schlusssirene ertönte, vergrub Fabian Wiede sein Gesicht in die Hände. Noch auf dem Spielfeld flossen Tränen bei dem Linkshänder aus Berlin, sein Kieler Kollege Steffen Weinhold kam, um ihn zu trösten.
Andere starrten apathisch auf den Boden nach der klaren 25:31 (12:14)-Niederlage im WM-Halbfinale gegen Norwegen. Torwart Andreas Wolff saß noch Minuten auf der Bank und haderte mit sich. "Es tut schon sehr weh", sagte Fabian Böhm, "wir hatten den Traum, hier Weltmeister zu werden, und dieser Traum ist jetzt geplatzt."
Schwachstelle Abwehr
Es war vor allem die Abwehr, die nicht ganz die Qualität der ersten acht Turnierspiele besaß. Immer wieder zogen die Norweger mit viel Tempo "an den Ketten", wie es Bundestrainer Christian Prokop formulierte.
Immer wieder stachen der überragende Spielmacher Sander Sagosen und der Flensburger Linkshänder Magnus Röd in die Lücken der deutschen 3:2:1-Abwehr – oder sie brachten einen Pass auf den sensationell aufgelegten Kreisläufer Bjarte Myrhol.
Kritik an Schiedsrichter
"Wir haben heute einfach nicht die Abwehr der letzten zwei Wochen hinstellen können", klagte Patrick Wiencek, der im Mittelblock wie eh und je geackert hatte. "Die Norweger waren stark“, gratulierte er als fairer Sportler. "So ist der Sport. Wir gewinnen und verlieren gemeinsam als Mannschaft."
Aber natürlich war er nicht einverstanden mit der Linie der tschechischen Schiedsrichter, die für seinen Geschmack der Sportart widersprechen. "Meiner Meinung nach gehört zum Handball die Härte dazu", so der Kieler Kreisläufer.
Die vielen Zeitstrafen hätten das Team etwas durcheinandergebracht, meinte auch Bundestrainer Prokop. "Wir haben dadurch die Kompaktheit verloren."
Furioser Start des Teams
Dabei war sein Team furios gestartet, als es in der vierten Minute durch Hendrik Pekeler (THW Kiel) 3:1 in Führung ging und die 12.500 Fans in der Hamburger Arena eine Lautstärke wie ein startender Düsenjet entfachten.
Doch dann bremsten die ersten Zeitstrafen diesen Lauf blitzartig. Die Norweger kamen zurück und zogen nach dem 7:7 (18.) kontinuierlich davon.
Zu viele Fehler
Es waren zu viele Kleinigkeiten, die schon in Halbzeit Eins nicht funktionierten. Neben den Zeitstrafen, die die Norweger durch ihr famoses Kreisläuferspiel bestraften, unterliefen Pekeler zwei technische Fehler, Torwart Wolff ließ ein paar haltbare Bälle durch, auch als Torwart Silvio Heinevetter kam, stieg die Fangquote nicht.
Besonders schmerzhaft war die Phase nach dem 11:13 (28.), als das deutsche Team eine 6:4-Überzahl nicht nutzen konnte. "Wir haben zwar richtig gefightet, aber wir sind einfach immer hinterhergelaufen, nie waren wir richtig dran", haderte Kapitän Uwe Gensheimer, der mit sieben Toren eine starke Leistung bot, mit dem Spielverlauf in der zweiten Hälfte.
Ein Nackenschlag war die dritte Zeitstrafe gegen Schlüsselspieler Pekeler (44.), der damit im Abwehrzentrum fehlte. Abgesehen vom kampfstarken Fabian Böhm (sechs Treffer), entfachte der deutsche Rückraum einfach zu wenig Durchschlagskraft - am Ende fehlte doch Julius Kühn (Kreuzbandriss), der einzige deutsche Shooter von Weltformat.
Kleines Finale - live im ZDF
Nun geht es im kleinen Finale gegen Frankreich (Sonntag, 14.30 Uhr/live im ZDF), das von den furiosen Dänen zuvor entzaubert worden war (30:38). "Wir sind Profis, wir wollen einen versöhnlichen Abschluss", versprach Prokop eine motivierte deutsche Mannschaft für das kleine Finale in Herning.
"Wir sind den deutschen Zuschauern etwas schuldig", sagte Böhm. "Wir werden alles geben, um die Bronzemedaille zu gewinnen." Damit wenigstens der Traum von einer Medaille in Erfüllung geht.