In den Sprint von Oberhof (Do., 14:15 Uhr/ZDF live) geht Franziska Preuß als beste DSV-Skijägerin im Gesamtweltcup - was auch daran liegt, dass Doppel-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier im Thüringer Wald bereits ihren dritten Weltcup in diesem Winter verpasst.
Franziska Preuß hat ein freundliches, ausgleichendes Wesen, das beim traditionellen Wiedereinstieg der Skijäger nach der Weihnachtspause immer vor einer besonderen Herausforderung steht. Denn das Wetter in Oberhof ist Anfang Januar selten freundlich. Ob im Thüringer Wald annähernd gleiche Bedingungen für alle Athleten herrschen, ist deshalb häufig Glückssache.
Blöder Beigeschmack
"Ich will, dass es fair zugeht. Damit man beim Start ins neue Jahr einfach gute Rennen machen kann", sagt die 24-Jährige, die im Gespräch mit zdfsport.de zum Beispiel mit Grausen an die Oberhofer Männerstaffel des letzten Winters zurückdenkt: "Da war es neblig ohne Ende. Und das hat immer so einen blöden Beigeschmack, wenn man nicht das zeigen kann, was man drauf hat - weil man einfach nichts sieht.“
Nichts zu sehen war bei den ersten beiden Weltcups im Dezember von Laura Dahlmeier, die wegen ihrer anfälligen Gesundheit auch in Oberhof wieder fehlt. "Weniger ist manchmal mehr!", erklärte die Doppel-Olympiasiegerin von Pyeongchang auf Facebook. Und fügte sicherheitshalber schon mal hinzu: "Ich muss in diesem Winter einfach von Tag zu Tag gucken, wie es mir geht und was möglich ist."
Ein Tipp unter Kolleginnen
Die Spitzenkraft des DSV-Teams erlebte einen problematischen Sommer, mit einer Radsport-Verletzung und einer Weisheitszahn-OP inklusive nachfolgender Infektion. Ende September lag sie für eine Woche im Krankenhaus, konnte nicht einmal aufstehen - und zweifelte daran, jemals wieder Leistungssport betreiben zu können.
Auf dem mühsamen Weg zurück bekam Dahlmeier dann einen Anstoß von Teamkollegin Preuß. "Ich habe mit ihr natürlich darüber gesprochen und ihr bei unserem Lehrgang im Oktober auch einen Tipp gegeben, der mir extrem geholfen hatte", erzählt Preuß. Über den Inhalt schweigt sie lieber, erklärt stattdessen: "Man schaut schon, wo man sich gegenseitig unterstützen kann - gerade, weil ich die Erfahrung selber schon gemacht habe."
Ganzheitlicher Weg
Die auf Rang zehn aktuell beste deutsche Biathletin im Gesamtweltcup erlebte ihren Karrieretiefpunkt vor zwei Jahren. Bei der aufreibenden Überwindung einer Steißbeinverletzung und diverser Viruserkrankungen fühlte sie sich zwischenzeitlich "wie ein Wrack". Mittlerweile kennt Preuß die Bedürfnisse ihres Körpers sehr genau, hat für sich auf medizinischer Ebene einen ganzheitlichen Weg entdeckt.
An ihren Erfahrungen ließ sie im Herbst nun Dahlmeier teilhaben, die kurz vor Weihnachten, drei Wochen früher als geplant, in Nove Mesto in die Saison einstieg. Bei ihrem ersten Start bescherte die 25-Jährige den DSV-Frauen, für die der nacholympische Winter unter dem neuen Trainergespann Kristian Mehringer und Florian Steirer schwierig begann, als Sprint-Zweite prompt den ersten Podestplatz.
Freundlich, aber bestimmt
Die entsprechenden Diskussionen um die Abhängigkeit der deutschen Skijägerinnen von der drahtigen Garmischerin gehen den Beteiligten seitdem gewaltig gegen den Strich - auch Dahlmeiers Tippgeberin Preuß. "Biathlon ist eine Einzelsportart. Ob Laura mit im Starterfeld steht oder nicht. Das spielt für dich in dem Moment, in dem du an der Startlinie stehst, keine Rolle. Für uns ist das eher ein bisschen nervig, ständig danach gefragt zu werden, weil es für uns einfach kein Thema ist", kommentiert die Staffelweltmeisterin von 2015 den langen Schatten der erneut pausierenden Teamkollegin.
Und verweist darauf, dass die Situation, ohne Dahlmeier in die Saison gestartet zu sein, keinesfalls neu für das Team gewesen sei. Bei der Thematik Verletzungen und Erkrankungen sieht sie sich deshalb auch nicht mit Dahlmeier verbunden, trotz ähnlicher Erfahrungen. "Sie hatte eine ganz andere Vorgeschichte als ich. Jeder Fall ist da irgendwie speziell und individuell", sagt Franziska Preuß - freundlich, aber bestimmt.