Mann gegen Mann - Frau gegen Frau: Das Team-Event bei der alpinen Ski-WM erlebt am Dienstag (16 Uhr live im ZDF) in Are seine siebte Auflage. Rückblick und Ausblick auf ein besonderes Spektakel.
Hilde Gerg und Martina Ertl jubeln, liegen sich im Freudentaumel in den Armen, als Felix Neureuther mit Bestzeit durchs Slalom-Ziel rast. Er ebnet den Weg zu WM-Gold im Teamwettbewerb. Minuten später sind am 13. Februar 2005 in Bormio sechs Weltmeister völlig losgelöst.
Parallel-Läufe
Es war die Geburtsstunde des Mannschaftswettkampfes, damals noch eine Kombination aus Super-G und Slalom.
Heute werden Parallel-Läufe ausgetragen, Frau gegen Frau und Mann gegen Mann. Jeweils zwei pro Geschlecht sammeln Punkte im Nationenkampf. Das Format: ein kurzer flüssiger Slalom. Die Sieger ergattern jeweils einen Punkt. Nach vier Fahrten steigen die Punktbesten in die nächste Runde auf bis zum Showdown im Finale.
Der Wettbewerb ist attraktiv, weil er der einzige im Alpinsport ist, bei dem zwei Konkurrenten gegeneinander fahren. Gewinner ist, wer als Erster über die Ziellinie fährt.
Spannung schon am Start
Die Zuschauer erleben ein direktes Duell, können unmittelbar mitfiebern. Spannung ist schon am Start garantiert. Eine Klappe fällt nach dem Countdown. Die Konkurrenten müssen sich reaktionsschnell von der Startrampe katapultieren und dann identisch gesetzte Kurse mit zwei Sprüngen bewältigen.
Besonders die Männer setzen in den mit Riesenslalom-Toren ausgeflaggten sehr direkt gesteckten Läufen eine spektakuläre Technik ein. Sie boxen die Doppelstangen mit ausgestreckten Armen weg, können dadurch direkter auf die Tore zufahren. Die ohnehin oft knappen Duelle werden dadurch noch wilder.
Die mannschaftliche Komponente bereichert einen Individualsport, während es in allen anderen Disziplinen nur um die Bestzeit geht. Auch bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang vor einem Jahr wurden im alpinen Team-Event erstmals Medaillen vergeben und es kam gleich zum Final-Duell der führenden Skinationen.
Schweizer favorisiert
In einer spannenden Entscheidung jubelte am Ende das Schweizer Team mit Denise Feierabend, Wendy Holdener, Luca Aerni, Daniel Yule und Ramon Zenhäusern über die Goldmedaille. Sie sind auch diesmal die Favoriten, wie die Österreicher, die auf Revanche für ihre Olympia-Finalniederlage sinnen.
Ohnehin war die Freude bei Katharina Gallhuber, Katharina Liensberger, Michael Matt, Marco Schwarz und Manuel Feller über die Silbermedaille groß. Marcel Hirscher, ohnehin nie Teil des ÖSV-Teams, wollte bei Olympia nicht und verzichtet auch in Are.
Unerwartete Niederlage
Felix Neureuther liebt das Format und steigt trotzdem nicht ein in die siebte WM-Auflage des Teamwettbewerbs, sondern legt seine ganze Konzentration auf Slalom am Sonntag. "Ich muss auf meinen Körper achten", sagte er im ZDF-Interview.
2005 bei der ersten Ausgabe hatte er überraschend die Goldene mitgewonnen, seine bisher einzige.
Vor zwei Jahren hatten sich die Trainer verzockt. Linus Straßer war nicht zum Einsatz gekommen. Cheftrainer Mathias Berthold hatte sich Straßer für die zweite Runde aufsparen wollen.
Dass Neureuther gegen den völlig unbekannten Slowaken Falat in der ersten Runde verlieren würde, hatte niemand erwartet. An einem Sprung war es ihm wieder einmal in den Rücken geschossen.
Neureuther: Kein Risiko
Nun hätte er nach unzähligen Verletzungen gegen Ende seiner wechselvollen Karriere noch einmal mit dem Team aufs Podest fahren können. Das hätte vielleicht den Druck vom Auftritt im Slalom genommen, in dem er neben Hirscher noch mindestens zehn gleichwertige Konkurrenten hat. Aber nach dem Flop von 2017 will Neureuther diesmal nichts riskieren.
In der Mannschaft müssen nun andere punkten. Lena Dürr und Linus Straßer haben in diesem Wettbewerb schon starke Leistungen gezeigt, trugen maßgeblich zum dritten Platz beim Saisonfinale letztes Jahr hier in Are bei.
Knappe Niederlage bei Olympia
Bei Olympia verloren sie im Viertelfinale zusammen mit Marina Wallner und Alexander Schmid nach 2:2 nur wegen der schlechteren Laufzeiten. Bei Gleichstand werden die jeweils schnellsten Läufe bei Frauen und Männern addiert, und da waren Wendy Holdener und Ramon Zenhäusern besser. Diesmal starten neben Dürr und Straßer die Slalom-Spezialistin Christina Geiger und Anton Tremmel.
Der 24-jährige Sportsoldat kann unbekümmert fahren. Immerhin hat er in einem Europacup Parallel-Slalom gerade Platz zwei belegt. Geiger ist derzeit in Topform, hat viel Erfahrung. Ergänzt wird das Quartett durch Marlene Schmotz und Johannes Stehle, die als Ersatzfahrer vorgesehen sind. Überraschungen hat es im Teamwettbewerb schon oft gegeben, auch bei der Premiere 2005 als Deutschland den Titel holte.