Ferrari-Boss Sergio Marchionne möchte den Vertrag von Sebastian Vettel so schnell wie möglich verlängern. Angeblich, so wollen gut informierte Ferrari-Insider wissen, liegt ein 120-Milllionen-Euro Angebot auf dem Tisch - für drei Jahre plus ein weiteres als Option. Teamkollege Kimi Räikkönen dagegen muss wieder einmal zittern.
Eigentlich ist Sebastian Vettel in einer glänzenden Ausgangsposition: Nicht nur, dass er in der WM-Wertung derzeit 20 Punkte Vorsprung auf Lewis Hamilton hat. Auch seine Zukunft könnte er quasi im Handstreich sichern.
"Sofort bereit"
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Ferrari-Präsident Sergio Marchionne hat zuletzt beim Österreich-GP noch einmal klar gemacht, dass alles nur an ihm hänge. "Ich habe ihm sehr deutlich gesagt, dass wir sofort bereit sind, wenn er bei uns bleiben will."
Marchionne will das Thema so schnell wie möglich erledigt haben, um die Verlängerung dann Anfang September beim Italien-GP in Monza offiziell bekanntgeben zu können. Doch der viermalige Weltmeister Vettel lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.
Vettel: Lieber Zeit lassen
Er möchte die Vertragsgespräche im Moment lieber aufschieben, um sich voll und ganz auf den WM-Kampf auf der Strecke zu konzentrieren. Dass er bei Ferrari bleiben wird, dürfte angesichts der dortigen Formsteigerung des gesamten Team allerdings kaum in Zweifel stehen. Die Frage ist nur, wann die Tinte aufs Papier kommt.
Unsicherer ist die Situation für Vettels Teamkollegen. Vor dem Monaco-GP, so hört man aus Italien, habe Ferrari Kimi Räikkönen einen Vertrag für ein weiteres Jahr angeboten. Für fünf Millionen Euro Gehalt. Nach dem Rennen, in dem sich der Finne darüber geärgert hatte, dass ihn die Ferrari-Strategen nach seiner Pole Position nicht vor dem deutlich schnelleren Vettel "beschützt" hatte, schraubte Räikkönen seine Forderungen in die Höhe, verlangte acht Millionen.
Kritik an Räikkönen
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Seitdem liegen die Gespräche wohl erst einmal auf Eis, auch wenn Sebastian Vettel immer wieder klar macht, dass er seinen guten Kumpel Kimi unbedingt als Teamkollegen behalten möchte, weil ihm die Harmonie im Team sehr wichtig sei.
Aber Marchionne setzt Räikkönen, der im Quali-Duell gegen Vettel mit 2:7, in der Rennbilanz sogar mit 0:9 hinten liegt, unter Druck, fordert vor allem mehr Leistung. "Ich denke, Kimi sollte sich engagierter zeigen. An manchen Tagen kommt er mir wie ein Nachzügler vor", kritisierte er in Spielberg.
Räikkönen versuchte, sich zu wehren: "Ich möchte natürlich besser abschneiden, genau wie mein Team. Ich kann aber nur mein Bestes geben. Es ist ja nicht so, als würde ich es nicht versuchen. Leider geht das manchmal nicht so einfach, ich hatte ja dieses Jahr auch einige Male wirklich Pech und technische Probleme."
Druckmittel: Der Youngster Giovinazzi
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Das Druckmittel von Marchionne gegen Räikkönen heißt Antonio Giovinazzi. Der junge Italiener aus dem Ferrari-Nachwuchförder-Programm ist offizieller Testfahrer der Italiener, kam zu Saisonbeginn als Ersatz für Pascal Wehrlein schon zwei Mal für Sauber zu einem GP-Start und soll jetzt in den kommenden Rennen mehrere Freitags-Einsätze beim Ferrari-Topkundenteam Haas erhalten.
Giovinazzi ist ein Liebling von Marchionne - noch mehr als der ebenfalls zum Ferrari-Programm gehörende derzeitige souveräne Formel-2-Spitzenreiter Charles Leclerc, dem viele Experten sogar noch einiges mehr an Talent bescheinigen. Was gegen eine Verpflichtung des 23-Jährigen spricht: Seit den 70er-Jahren, seit Gilles Villeneuve, hat Ferrari keinen Neuling mehr in Auto gelassen.
Absage an Alonso
Andere Kandidaten als Räikkönen-Ersatz neben Giovinazzo gibt es wohl keine. Nicht Fernando Alonso, der zwar zuletzt immer wieder durchblicken ließ, dass er sich Chancen auf eine Rückkehr zu Ferrari ausrechne, dem Marchionne jetzt aber öffentlich eine knallharte Abfuhr erteilte: "Er hat sich wohl gewünscht zurückzukommen, aber das beruht nicht auf Gegenseitigkeit. Wir sind nicht an Alonso interessiert."
Und Max Verstappen, der nach einer bisher eher durchwachsenen Saison bei Red Bull auch mit einem Auge nach Maranello schielte, kommt zumindest für 2018 nicht aus seinem Vertrag bei den Bullen heraus. "Nicht für 100 Millionen, keine Chance", wie Red Bull-Motorsportkoordinator Helmut Marko gerade noch einmal betonte.