Die US-Bundespolizei FBI hat Kontakt zu belgischen Ermittlern aufgenommen. Nach Informationen von "ZDF" und der "WELT" läuft aktuell auch ein Ermittlungsverfahren gegen den deutschen Spieler Max H. Auf Anfrage räumte der Tennisspieler das Verfahren ein, wollte sich öffentlich jedoch nicht dazu äußern.
Armenische Wettmafia im Fokus
Recherchen zeigen, dass zudem ein Spieler aus den Top 30 der Weltrangliste, der schon drei ATP-Turniere gewinnen konnte, in den Wettskandal verwickelt sein soll. Eric Bisschop, Vize-Generalstaatsanwalt Belgiens und beteiligter Ermittler, sagte: "In diesem Fall geht es um das Netzwerk einer armenischen Wettmafia, das sich über sieben Länder in Europa ausgebreitet und hochintelligent und im großen Stil betrogen hat."
Nicht nur die Dimension sei einzigartig, sondern auch das System der Wettmanipulatoren. Es seien teilweise Hunderte kleinere Beträge auf manipulierte Spiele gewettet worden, in enger Absprache mit den Tennisprofis auf dem Platz. In der Summe kämen so bei jeder Manipulation zehntausende Euro zusammen. Bisschop: "Diese Mafia arbeitet sehr strukturiert, sie hat Leute, die für die Konten zuständig sind, andere, die das Geld waschen und welche, die den Kontakt zu den Spielern aufbauen."
Betrug auf allen Ebenen
Sport ist längst zum Spielfeld für ein entfesseltes Milliardengeschäft mit Wetten geworden. Experten beziffern den weltweiten Umsatz im Jahr 2018 auf 1,6 Billionen Euro. Diesen Markt nutzen auch Kriminelle für sich - darunter Mafiagruppen und Syndikate - um Sportwettbewerbe zu manipulieren. In kaum einer anderen Sportart zeigt sich der Betrug so massiv wie im Tennis. Die Tennis Integrity Unit (TIU) sprach in diesem Jahr bereits Sperren gegen mehr als 20 Akteure, Männer und Frauen, aus.
Zwei Whistleblower aus der Tennisszene sprachen mit dem ZDF und der "WELT" über das kriminelle System. Einer von ihnen ist Marco Trungelliti, argentinischer Profi, der selbst von Manipulatoren kontaktiert wurde. Er hat seine Aussagen auch dem internationalen Tennisverband gemeldet. Trungelliti: "Es gibt unter den Top 50 der Welt Profis, die Spiele manipuliert haben. Man kann nicht sagen, es wird nur in den unteren Bereichen betrogen. Nein, es passiert auf allen Ebenen."
Ermittlungen kurz vor dem Abschluss
Auch Andrea Petkovic, deutsche Topspielerin und ZDF-Moderatorin, kennt Profis, die von Wettpaten angesprochen wurden. Oft würden Frauen und Männer aus ärmeren Ländern kontaktiert werden, Profis, "die sich das nicht leisten können zu reisen, die darauf angewiesen sind, Geld zu verdienen." Die Ermittlungen zum aktuellen Wettskandal stehen kurz vor dem Abschluss. In wenigen Monaten sollen Ergebnisse verkündet werden.