Was Sie zum Mega-Streik am Montag wissen müssen

    FAQ

    Ausstand hat begonnen:Was Sie zum Mega-Streik wissen müssen

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    In Deutschland bewegt sich am Montag nur wenig: Seit Mitternacht soll ein Streik den gesamten Verkehr lahmlegen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

    Nahezu der gesamte öffentliche Verkehr steht aufgrund eines Warnstreiks der Gewerkschaften Verdi und EVG weitgehend still. Der Fern- und Regionalverkehr auf der Schiene sind ebenso betroffen wie der öffentliche Nahverkehr in mehreren Bundesländern sowie fast alle Flughäfen. Was Reisende wissen sollten und wie es weiter geht:

    Wie lange dauert der Streik?

    In der Nacht auf Montag um 00.00 Uhr ging es los - 24 Stunden soll der Ausstand andauern.

    Welche Bereiche werden am Montag betroffen sein?

    Der öffentliche Verkehr wird in großem Umfang ausfallen - und mit bestimmten Autobahnen auch Teile des Autoverkehrs.
    • Die Deutsche Bahn stellt den gesamten Fernverkehr ein. "So gut wie kein Eisenbahnverkehr" werde möglich sein, sagt Bahn-Personalvorstand Martin Seiler. Auswirkungen werden auch am Dienstag noch zu spüren sein. Fahrgäste, die für Montag oder Dienstag eine Bahnreise gebucht haben, könnten das Ticket noch bis einschließlich zum 4. April flexibel nutzen, kündigte die Bahn an. Sitzplatzreservierungen könnten kostenlos storniert werden.

    Superstreiktag am Montag
    :Bahn stellt Fernverkehr ein, kaum Flugbetrieb

    Verdi und die Eisenbahngewerkschaft EVG wollen am Montag mit einem ganztägigen Streik den Verkehr in Deutschland weitgehend lahmlegen. Zu Lande, zu Wasser und in der Luft.
    Leerer Bahnsteig
    • Auch beim Nahverkehr soll in sieben Bundesländern so gut wie nichts mehr gehen: in Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und in Bayern. Bereits Anfang März hatte Verdi in diesen Ländern Busse, Bahnen, Straßenbahnen zum Stillstand gebracht. Die meisten Regional- und S-Bahnen fallen aus - unabhängig, für welches Unternehmen sie unterwegs sind.
    • Auf den Straßen dürfte es sehr voll werden. Zunächst war befürchtet worden, dass sogar Tunnel gesperrt werden müssten, weil diese nicht mehr überwacht werden könnten. Die Autobahngesellschaft wies diese Befürchtung aber zurück. "Insbesondere der Betriebsdienst auf den Bundesfernstraßen ist aufrechtzuerhalten", hieß es.

    Hierzu werden Notdienstvereinbarungen geschlossen, um zum Beispiel Tunnelschließungen zu vermeiden.

    Autobahngesellschaft

    • Stark eingeschränkt werden soll auch die Binnenschifffahrt. Schleusen auf wichtigen Wasserstraßen und etwa der Hamburger Hafen sollen bestreikt werden. Bestimmte Bereiche seien dann komplett blockiert, der Hamburger Hafen werde für große Schiffe teils nicht mehr erreichbar sein.

    Wie geht es am Tag danach weiter?

    Vielerorts werden die Auswirkungen des Warnstreiks auch am Dienstag noch zu spüren sein. Im Fernverkehr der Deutschen Bahn etwa wird es dauern, bis die ICE- und IC-Züge wieder dort sind, wo sie gebraucht werden.
    Es sei daher vor allem im Tagesanlauf weiter mit Zugausfällen zu rechnen, teilte die Bahn mit. Auch an den Flughäfen sind Auswirkungen noch am Dienstag möglich.

    Warum gibt es den Superstreiktag?

    Aus Sicht der Gewerkschaften zeigen die Arbeitgeber in mehreren Tarifrunden zu wenig Bewegung. Mit der Großaktion am Montag lassen sie pünktlich zur dritten Verhandlungsrunde für den öffentlichen Dienst die Muskeln spielen. Für die 2,5 Millionen Beschäftigte von Bund und Kommunen verlangen Verdi und der Beamtenbund dbb 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Die EVG kämpft derweil mit mehreren Unternehmen um mehr Geld - besonders im Blick: die Deutsche Bahn.
    Die Positionen von Gewerkschaften und Arbeitgebern liegen weit auseinander:

    Bleibt ein Streiktag dieses Ausmaßes einmalig?

    Der große gemeinsame Streiktag ist eine länger geplante, aber zunächst einmalige Aktion der beteiligten Gewerkschaften. Verdi will mit dem Warnstreik pünktlich zum Start der dritten Verhandlungsrunde für den öffentlichen Dienst am Montag in Potsdam den Druck auf die Kommunen und den Bund erhöhen.
    Wenn sich beide Seiten nun in Potsdam einigen, könnte die Eisenbahngewerkschaft EVG mögliche weitere Bahnstreiks ohnehin nicht mehr im Schulterschluss mit Verdi machen. Aber angesichts der konfrontativen Situation sind weitere Ausstände auch im öffentlichen Dienst längst nicht vom Tisch.

    Wie reagieren die Arbeitgeber?

    Mit heftiger Kritik. "Nicht ok" ist die massive Ankündigung für die Präsidentin der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), Karin Welge. Sie argumentiert, dass ein Ergebnis schließlich in der dritten Runde in Potsdam gefunden werden könne. Auch Bahn-Personalvorstand Seiler forderte "eine zügige Lösung" statt eines großen Warnstreiks.
    Bahn-Personalvorstand Martin Seiler nannte die Aktionen am Donnerstag "völlig überzogen, unnötig und "unverhältnismäßig". Er forderte die EVG auf, "unverzüglich" an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Dass die Gewerkschaft erst wieder bei der nächsten Verhandlungsrunde Ende April weiter verhandeln will, könnte nicht "der Ernst der Gewerkschaft sein".
    Für den öffentlichen Dienst erinnert Tarifexperte Schulten an den Ablauf bei der Post: Hier hatten sich die Verdi-Mitglieder bereits per Urabstimmung für einen unbefristeten Streik ausgesprochen. Doch dann folgte kurzerhand eine weitere Verhandlungsrunde - und eine Einigung. So etwas sei auch beim öffentlichen Dienst denkbar. Falls es in Potsdam kommende Woche keine Einigung gibt, würde aber wohl zuerst der Versuch einer Schlichtung unternommen, meint Schulten.
    Was ich als Arbeitnehmer zu Streiks wissen sollte:

    Ausstand im ÖPNV
    :Darf ich bei Streiks zu Hause bleiben?

    Streiks bei der GDL, der EVG und im öffentlichen Dienst haben schon mehrfach dazu geführt, dass Züge und der ÖPNV stillstanden. Wie sieht es dann mit Rechten von Arbeitnehmern aus?
    von Christoph Schneider
    Anzeige: Zug fällt aus
    FAQ

    Gab es schon einmal derartige Gemeinschaftsstreiks?

    Ja, Anfang der 1990er-Jahre. Damals wurden während eines sogar mehrwöchigen Streiks der Nah- und Fernverkehr sowie Flughäfen in ganz Deutschland gleichzeitig bestreikt. Dabei handelte es sich aber um einen regulären Arbeitskampf - nicht um Warnstreiks.
    Quelle: Matthias Arnold und Basil Wegener, dpa
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