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Schmerzhafte Nachwirkungen einer Operation

Operationssaal mit Operationsbesteck

Unklare Schmerzen nach einem operativen Eingriff, Veränderungen an der Haut, möglicherweise gar Einschränkungen in Sensorik und Motorik – all das kann auf Morbus Sudeck hindeuten!

Datum:
13.06.2018
Verfügbarkeit:
Video leider nicht mehr verfügbar

Morbus Sudeck wird heute meist als komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS) bezeichnet und ist die Folge einer Gewebsverletzung nach Unfällen oder operativen Eingriffen. Bei etwa zwei bis fünf Prozent der Patienten kommt es posttraumatisch zu anhaltenden Schmerzen in der betreffenden Region, die durch die ursprüngliche Verletzung nicht mehr zu erklären sind. Außerdem können Körperwahrnehmung, Beweglichkeit und andere Körperfunktionen gestört sein. Am häufigsten sind die Arme oder Beine (Extremitäten) betroffen, in seltenen Fällen aber auch das Gesicht oder andere Körperregionen.

Wird Morbus Sudeck früh erkannt und adäquat behandelt, können bei einem unkomplizierten Verlauf bei über der Hälfte der Patienten die Beschwerden nachlassen oder ganz verschwinden. Wird die Krankheit lange Zeit nicht diagnostiziert, nicht die richtige Therapie angewendet oder kommen verkomplizierende Faktoren wie zum Beispiel ein psychisches Leiden hinzu, kann Morbus Sudeck chronisch verlaufen.

CRPS I oder II?

Man unterscheidet zwei Typen des CRPS. Beim CRPS I ist keine direkte Nervenschädigung bei der ursprünglichen Verletzung nachweisbar. Das kann zum Beispiel bei einem verstauchten Sprunggelenk der Fall sein. Etwa 90 Prozent der Fälle sind ein CRPS Typ I und somit ein klassischer Morbus Sudeck.

Beim CRPS II liegt der Erkrankung eine nachweisbare Nervenschädigung zu Grunde, zum Beispiel durch eine große Operation oder einen Knochenbruch, bei dem es praktisch immer auch zur Verletzung von Nervenbahnen kommt. Etwa zehn Prozent der CRPS-Fälle sind ein CRPS vom Typ II, der auch als Kausalgie bezeichnet wird.

Drei Phasen

Symptome äußern sich direkt an oder zumindest nahe der ursprünglichen Verletzungsstelle. Die Störungen betreffen sowohl die Empfindung, als auch die Bewegung und die unbewusste Steuerung von Körperfunktionen. Der Namensgeber der Erkrankung, der Chirurg Paul Sudeck, beschrieb bei der Symptomatik drei Stadien, welche im Laufe der Erkrankung aufeinander folgen. Dieser phasenhafte Verlauf ist aber in der Praxis fast nie so deutlich zu erkennen.

Grundsätzlich geben die drei Phasen aber einen guten Überblick über mögliche Symptome: Im entzündlichen Stadium I ähneln die Symptome denen einer akuten Entzündung. Es zeigen sich an der betroffenen Stelle Rötungen, Schwellungen, Spontanschmerzen, Überwärmung und Funktionseinschränkungen. Im dystrophen Stadium II gehen die Schmerzen zurück. Die Haut ist eher kühl und blass. Betroffene Gelenke können sich versteifen und die Muskulatur kann abgebaut werden. Im Röntgenbild fällt eine Entkalkung der Knochen in der betroffenen Körperregion auf. Im atrophen Stadium III sind die Schmerzen viel schwächer oder ganz verschwunden. Die Haut sieht auffallend dünn und glänzend aus. Insgesamt fällt ein deutlicher Schwund von Bindegewebe und Muskulatur auf. Betroffene Gelenke können vollkommen versteift und funktionsuntüchtig sein.

Sensorik, Motorik und Nervensystem betroffen

Das Syndrom hat Auswirkungen auf alle drei Bereiche des Nervensystems: die Sensorik, die Motorik und das autonome Nervensystem. Bei der Sensorik treten dauerhafte Schmerzen auf - sowohl in Ruhe als auch bei Belastung -, eine übermäßige Schmerzempfindlichkeit auf harmlose Reize wie eine Berührung sowie eine Störung der Körperwahrnehmung. Motorische Ausfälle können gekennzeichnet sein durch eingeschränkte Beweglichkeit - sowohl aktiv als auch passiv - oder dass die Ausführung kleiner, präziser Bewegungen gestört ist. Selten können auch unwillkürliches Muskelzittern, -zucken und –anspannen auftreten.

Anzeichen der Schädigung des autonomen Nervensystems sind eine veränderte Hautdurchblutung und eine andere Hautfarbe und –temperatur im Vergleich zur gesunden Extremität, vermehrtes Schwitzen an der betroffenen Körperstelle, Wassereinlagerungen und ein vermehrtes Wachstum von Haaren an der betroffenen Körperstelle. Nicht außer Acht zu lassen ist auch die psychische Belastung, unter der Betroffene von Morbus Sudeck durch die chronischen Beschwerden leiden. Die ständigen Schmerzen und eingeschränkte Beweglichkeit können zu Niedergeschlagenheit und sozialem Rückzug führen, typische Symptome einer depressiven Störung.

Diagnose: Es kann jeden treffen

Theoretisch kann man nach jeder Verletzung einen Morbus Sudeck entwickeln. Dabei steht das Ausmaß der Verletzung nicht zwingend im Zusammenhang mit der Stärke der Schmerzen. Mögliche Risikofaktoren, die das Auftreten nach einer Verletzung wahrscheinlicher machen, sind gelenknahe Knochenbrüche, schmerzhaftes Einrenken von ausgekugelten Gelenken, langanhaltende, unbehandelte Schmerzen nach einem Knochenbruch sowie einengende Verbände nach einer Verletzung. Als weiterer Risikofaktor gelten traumatisierende, unzureichend-verarbeitete Erlebnisse in der Vergangenheit.

Welche Mechanismen genau dahinter stecken, ist noch nicht bekannt. Es wird vermutet, dass die Schädigung von Nervenfasern aufgrund der Gewebeverletzung den Heilungsprozess stört. An der betroffenen Stelle werden verstärkt schmerzverursachende Substanzen ausgeschüttet. Diese wiederum stören den Blutfluss und es bilden sich Wassereinlagerungen.

Der Körper erinnert sich

Zunehmend kommt es zum sogenannten „Schmerzgedächtnis“ im Gehirn, weshalb die Schmerzen und Funktionsstörungen anhalten. Patienten irren häufig von Arzt zu Arzt, bis die Diagnose gestellt wird. Dies liegt unter anderem an der Vielfalt der möglichen Symptome der Erkrankung.

Grundsätzlich sollte aber immer an einen Morbus Sudeck gedacht werden, wenn Wochen nach einer Verletzung oder nach einer Operation Schmerzen auftreten und die betroffene Körperstelle auch optisch verändert ist. Die richtigen Ansprechpartner bei diesem Verdacht können beispielsweise der Hausarzt, ein Chirurg oder ein Arzt mit der Zusatzbezeichnung Schmerztherapie sein. Auch Physio- und Ergotherapeuten haben häufig viel Erfahrung mit der Diagnose und Behandlung eines Morbus Sudeck.

Diagnose gestellt – und nun?

Die Morbus-Sudeck-Therapie sollte von einem erfahrenen Spezialisten, etwa einem Neurolgen oder Schmerztherapeuten durchgeführt werden, da die Behandlung relativ komplex ist und zudem die Zusammenarbeit von Fachleuten verschiedener Disziplinen (Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Ärzte) erfordert. Außerdem müssen sowohl Patient als auch Therapeut sehr geduldig sein.

Beim Morbus Sudeck steht die fächerübergreifende Schmerztherapie im Vordergrund. Diese setzt sich zusammen aus: medikamentöser, Physio-, Ergo-, Psycho- und interventioneller Therapie. Abhängig von den auftretenden Beschwerden werden zudem verschiedene Medikamentengruppen eingesetzt.

Nur operieren, wenn es notwendig ist!

Da Morbus Sudeck in seltenen Fällen auch nach operativen Eingriffen auftritt, sollten ganz prinzipiell nicht notwendige operative Eingriffe unterlassen werden. Für eine Operation sollte immer ein medizinisch-rechtfertigender Grund bestehen. Auch wenn ein Morbus Sudeck bei sachgerechter Operationstechnik und Schmerzbetäubung äußerst unwahrscheinlich ist, können so unnötige Erkrankungsfälle verhindert werden.

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