Unter einer außerklinischen Geburt versteht man, dass das Kind entweder in einem Geburtshaus, einer Hebammenpraxis oder sogar im persönlichen Zuhause zur Welt kommt. Dabei werden die gebärenden Frauen nicht von Ärzten, sondern von Hebammen betreut und begleitet. Obwohl viele Frauen insbesondere eine Hausgeburt als äußerst positives Ereignis wahrnehmen, kommen die meisten Kinder nach wie vor in Kliniken zur Welt. Das könnte an den Bedenken der Gynäkologen liegen, die Hausgeburten als riskant einstufen. Nach wie vor gibt es entschiedene Gegner und ebenso vehemente Befürworter der außerklinischen Geburt. Wofür sich eine Frau letztlich entscheidet, hängt zum einen von ihrem medizinischen Risikoprofil ab, aber auch vom persönlichen Sicherheitsbedürfnis und der eigenen Vorstellung, wie der Geburtsprozess ablaufen soll.
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Voraussetzungen für eine Hausgeburt
Wer zuhause gebären will, darf keine besonderen Risiken oder Vorerkrankungen haben. In folgenden Fällen ist eine außerklinische Geburt von vorneherein ausgeschlossen:
- bei Mehrlingsschwangerschaften,
- nach bereits erfolgtem Kaiserschnitt,
- Alter bei erster Geburt über 35 Jahre,
- bei einer Beckenend- oder Querlage des Babys,
- bei einer vor dem Muttermund liegenden Plazenta oder
- wenn sich die Nabelschnur laut Ultraschall um den Hals des Kindes geschlungen hat.
- Auch bei Herzfehlern des Babys oder ausgeprägtem Bluthochdruck oder Übergewicht der Mutter sollte die Geburt im Krankenhaus erfolgen.
Argumente für die Hausgeburt
Quelle: dpa Hebammen argumentieren, dass die Mehrheit aller Frauen mit einer risikolosen Schwangerschaft in der Lage wäre, ihr Kind alleine ohne Fremdeingriff zu gebären. Stattdessen müsste aber jede vierte Frau damit rechnen, dass in der Klinik die Geburt künstlich eingeleitet wird, bei jeder dritten Frau würden während des Geburtsvorgangs Wehenmittel verabreicht und mehr als die Hälfte der Gebärenden erhalte grundlos eine Anästhesie.
Hebammen plädieren dafür, sich auf den Rhythmus der Gebärenden einzulassen und die Frauen sanft zu begleiten. Diese Begleitung beginnt bereits während der Schwangerschaft und setzt sich dann über Geburt und Wochenbett fort. Ziel ist es, die Geburt so natürlich wie möglich ablaufen zu lassen und die Schwangere zu ermutigen, die angenehmste Geburtsposition einzunehmen und dem eigenen Pressdrang zu folgen. Auf diese Weise können die werdenden Mütter die Geburt selbst mitgestalten, was letztlich die Geburt zu einem positiven Erlebnis macht und der Beziehung zum Baby und auch dem Partner zugutekommt.Argumente gegen eine Hausgeburt
Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) kritisiert, dass die Risiken der außerklinischen Geburten verharmlost werden und hat in einem Positionspapier zur außerklinischen Geburtshilfe Zahlen der QUAG dahingehend ausgelegt, dass es auch ohne jegliche Risikofaktoren bei unerwarteten Komplikationen für das Baby sehr gefährlich werden kann. So sei die Sterblichkeitsrate bei außerklinisch geborenen Kindern, die unter der Geburt als Notfall in die Klinik verlegt werden mussten, dreimal so hoch war wie bei Geburtsnotfällen ohne Verlegung. Auch sei die Krankheitsrate der unter der Geburt verlegten Kinder doppelt so hoch.
Aufgrund dieser Zahlenlage argumentiert die DGGG, dass es auch bei einer Null-Risiko-Schwangerschaft keine hundertprozentige Prognose geben kann, dass die außerklinische Geburt ohne Komplikationen abläuft. Auch der Präsident des Berufsverbands der Frauenärzte e.V. (BVF), Dr. Christian Albring, bezieht hier eine klare Stellung:
Hebammen legen die Statistik anders aus
Während DGGG und Berufsverbände die QUAG-Erhebungen zuungunsten außerklinischer Geburten auslegen, deuten Hebammen diese hingegen dahingehend, dass die außerklinische Geburt in der Regel sehr sicher ist. So würden nur 17 von 100 Frauen während der Geburt in eine Klinik verlegt, meist wegen eines Geburtsstillstands ohne lebensbedrohliche Auswirkungen auf das Kind. Nur eine von hundert Frauen musste in Eile verlegt werden. Außerdem hätten 99 von 100 außerklinisch geborenen Babys den optimalen APGAR-Wert (Wert, der die Vitalität des Neugeborenen anzeigt). Die Neugeborenensterblichkeit bei außerklinischen Geburten betrage nur 0,17 Prozent, dass seien nur ein bis zwei Kinder auf tausend Geburten, wobei bereits die Todesfälle nicht überlebensfähiger Kinder enthalten seien.
Vorbereitung einer Hausgeburt
Wer sich für eine Hausgeburt entscheidet, sollte auf einen möglichen Notfall insofern vorbereitet sein, als dass im Vorfeld eine möglichst nahe gelegene Notfallklinik festgelegt wird. Die Angaben dieser Klinik samt Krankenkassenkarte und gepackter Kliniktasche sollten am Geburts-Tag griffbereit zur Verfügung stehen. Auch eine Wunschklinik – falls sich die Mutter auch ohne Notfall in letzter Minute für die Klinik entscheidet – sollte festgelegt werden.
Wichtig ist auch abzuklären, ab wann und wie lange die betreuende Hebamme die Hausgeburt begleiten kann. In der Regel besprechen erfahrene Hebammen spätestens einen Monat vor dem errechneten Geburtstermin die genaue Geburtsvorbereitung. Die werdende Mutter bekommt dabei vorab eine Liste, was zu Hause alles vorhanden sein muss: darunter viele praktische Dinge wie u.a. Endloswindeln, ein Wickeltisch mit Wärmestrahler, gefrorene Erbsen bei Blutungen, eine Tüte für die Plazenta, Malervlies zum Unterlegen und sogar eine Thermoskanne starker Kaffee. Dieser ‚Dammschutzkaffee‘ dient dazu, die Durchblutung des Dammgewebes anzuregen, den Damm dehnbarer zu machen und das Einreißen zu verhindern, wenn der Kopf des Kindes durchgepresst wird.Unterschiede zur Klinikgeburt
Abgesehen vom fehlenden Eingreifen in den Geburtsvorgang verzichten Hebammen bei der Hausgeburt auf das Öffnen der Fruchtblase. Statt des kontinuierlichen Abhörens der kindlichen Herztöne und der Wehentätigkeit mittels CTG hört die Hebamme die Herztöne nur intermittierend über ein Hörrohr ab. In der Regel bleiben die Babys noch eine Weile an der Nabelschnur, bis die Nachgeburt vollständig herausgekommen ist. So soll dem Kind das Maximum an Nährstoffen zukommen. Die Hebammen raten von Dammschnitten ab und versuchen, keinerlei Druck von außen auf die Gebärmutter auszuüben.
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