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Wenn die Nacht zum Tag wird

Das moderne Leben bringt uns aus dem Takt

Schlaf gehört zum natürlichen Rhythmus des Menschen. Die innere Uhr signalisiert uns, wann es Zeit zum Schlafen ist. Im Schlaf erholen wir uns. Das Gehirn findet Zeit, die Eindrücke des Tages zu verarbeiten und Gelerntes im Gedächtnis zu festigen. Einige Körperfunktionen werden im Takt der inneren Uhr heruntergefahren, Blutdruck und Herzfrequenz sinken, die Körpertemperatur fällt. Gegen vier Uhr morgens erreicht sie ihren Tiefpunkt, der Körper läuft auf Sparflamme.

Im Alltag erntet jedoch oft derjenige Bewunderung, der keine "Schlafmütze" ist. Die Nacht wird zum Tag gemacht. Doch bis in die Nacht aktiv zu sein, ist nicht ohne Risiko. Denn sobald wir zur Ruhe kommen, schlafen wir zu Unzeiten ein. In öffentlichen Verkehrsmitteln birgt das keine große Gefahr, aber als Autofahrer schon. Untersuchungen ergaben, dass in den frühen Morgenstunden und am Nachmittag gegen zwei Uhr deutlich mehr Unfälle als sonst passieren. Um diese Zeit überfällt den Körper ein ohnmächtiges Ruhebedürfnis.

Neue Pillen für natürlichen Schlaf


Wie bestimmend unsere innere Uhr ist, spürt man bei einer Flugreise über mehrere Zeitzonen. Während unsere innere Uhr an den heimischen Tagesrhythmus gewöhnt ist, muss sich der Körper bei der Ankunft plötzlich an den Takt der neuen Umgebung gewöhnen. Der Jetlag lässt spüren, was das bedeutet. Besonders Stewardessen haben unter den ständigen Veränderungen zu leiden. Der Körper kommt mit der Anpassung nicht hinterher.

Die Folge sind oft Schlafstörungen gegen die Schlafmittel helfen sollen. Doch viele dieser Medikamente wirken lediglich wie ein "Schalter" im Gehirn. Sie lösen keinen natürlichen Schlaf aus. Das, was im natürlichen Rhythmus abläuft, wie die aufeinander abgestimmten Aktivitäten der Organe, lässt sich mit Pillen nicht einfach nachbilden. Neue Schlafmittel, die in das Melatonin-System der inneren Uhr eingreifen, versuchen den natürlichen Nachtrhythmus nachzuahmen. Morgens soll man daher entsprechend erholt aufwachen. Ob das tatsächlich gelingt, ist allerdings noch nicht völlig geklärt.

Macht Nachtdienst krank?

Schichtarbeiter, Menschen im Nachtdienst leben in ständigem Konflikt mit dem Takt ihrer inneren Uhr. Häufig wechselnde Arbeitszeiten führen genauso zum Jetlag wie Fernreisen. So kann es Tage dauern, bis sich der innere Rhythmus auf eine neue Zeitplanung eingestellt hat. Immerzu gegen die eigene innere Uhr zu leben und zu arbeiten, kann krank machen. Die Folgen sind Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und auch psychische Leiden.

Frauen, die häufig im Nachtdienst arbeiten, könnten sogar ein erhöhtes Brustkrebsrisiko haben, das legen neue Studien aus den USA nahe. Auch scheint bei Männern das Prostatakrebsrisiko zu steigen. Als mögliche Ursachen gelten die Entkopplung vom Tag-Nacht-Rhythmus und das lange Arbeiten unter Kunstlicht. Die Zusammenhänge wissenschaftlich zu belegen und aufzuklären, ist Gegenstand aktueller Forschung.

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