In Deutschland sind derzeit 157 Wolfsrudel erfasst. Das geht aus den Erhebungen der Bundesländer für das Monitoring-Jahr 2020/21 hervor, die das Bundesamt für Naturschutz und die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf am Donnerstag in Bonn veröffentlichten.
Wölfe sterben bei Verkehrsunfällen
Demnach leben 49 Rudel in Brandenburg, 35 in Niedersachsen und 29 in Sachsen. Neben den Rudeln wurden 27 Wolfspaare und 19 sesshafte Einzelwölfe bestätigt. Von allen nachgewiesenen Wölfen waren mindestens 403 ausgewachsen.
Für das Wolfsmonitoring haben die Bundesländer mehr als 27.000 Hinweise ausgewertet. Im vorhergehenden Monitoring-Jahr 2019/20 waren 131 Rudel, 45 Paare und neun Einzelwölfe nachgewiesen worden. 138 Wölfe wurden im letzten Monitoringzeitraum tot gefunden. 107 davon starben bei Verkehrsunfällen.
Gefahr für Nutztiere
Nach Ansicht der Naturschutzorganisation WWF zeigen die aktuellen Zahlen zum Wolfsbestand, dass in Deutschland flächendeckend ein wolfsabweisender Herdenschutz nötig ist. "Weidetierhalter brauchen dafür geeignete Zäune, gut trainierte Herdenschutzhunde, ausreichende Schulungs- und Beratungsangebote sowie finanzielle Unterstützung." Im Jahr 2020 wurden Wolfsübergriffe mit 3959 getöteten, verletzten oder vermissten Nutztieren gemeldet.
Denken wie ein Wolf, um das Schaf zu schützen
Um das wahre Wesen und der Wölfe und die Gefahren, die von ihnen ausgehen, richtig einzuschätzen ist ein Perspektivwechsel nötig:
Ilka Reinhardt, Biologin: "Die öffentliche Wahrnehmung fokussiert extrem auf diese Übergriffe auf Nutztiere, sodass manche Leute den Eindruck haben, Wölfe ernähren sich in Deutschland von Schafen – und das ist nicht so. Sie ernähren sich von Rehen, Wildschweinen und Hirschen. Aber wenn sie die Chance haben, an ein Schaf ranzukommen, weil es ungeschützt ist, dann werden sie diese Chance ergreifen. Und diese Fälle, in denen Wölfe Nutztierübergriffe machen, die werden in den Medien oft überproportional dargestellt. Das andere, wie der Wolf normalerweise lebt, das findet ja fast nicht statt in der öffentlichen Wahrnehmung."