Hamburg und Bremen gehören zu den Städten, die vom steigenden Meeresspiegel stark betroffen wären, aber auch Inselgruppen wie die Malediven. Höhere Deiche nutzen nicht mehr. Deshalb entwerfen Architekten neue Siedlungen, die auf dem Wasser schwimmen.
Malediven: Stadt mit 5.000 Häusern geplant
Die Malediven trifft der Klimawandel besonders hart. Hier wird deshalb gegenwärtig die erste richtige schwimmende Stadt der Welt gebaut: Maldives Floating City, 5000 Häuser für 20.000 Menschen mit Schulen, Geschäften und kleinen Plätzen. Gerade sind die ersten Häuser fertig geworden. "planet e." war bei dem ersten Umzug dabei. Auf den Malediven bedroht nicht nur der Klimawandel die Menschen in ihrer Sicherheit und Lebensgrundlage, Malé platzt aus allen Nähten: Auf 5,7 Quadratkilometern leben etwa 134.000 Menschen. Das sind 23.500 Menschen auf einem Quadratkilometer. Zum Vergleich: Berlin hat eine Bevölkerungsdichte von knapp 4.100 Einwohnern pro Quadratkilometer. In Malé teilen sich oft mehrere Familien eine kleine und teure Wohnung. Mehr Wohnraum muss her.
Der Niederländer Koen Olthuis hat die schwimmende Stadt auf den Malediven entworfen. Für Koen ist sie der nächste logische Schritt: Mit der Erfindung des Fahrstuhls wuchsen die Häuser der Städte in die Höhe. Jetzt sei es Zeit für die nächste Dimension: Die Städte expandieren auf dem Wasser. Um den Energieverbrauch so gering wie möglich zu halten, wird möglichst ressourcenschonend gebaut: Die Häuser werden mit kaltem Wasser gekühlt statt mit einer Klimaanlage, und die Fußwege filtern das Abwasser.
Schwimmende Siedlung in Amsterdam
Auch in den Niederlanden lebt man seit Jahrhunderten mit dem Wasser. Wie sich das tägliche Leben in einem schwimmenden Haus anfühlt, wissen Sacha und Jan. Sie wohnen mit ihrem Sohn schon seit elf Jahren in Steigereiland, einer schwimmenden Siedlung dicht am Stadtzentrum Amsterdams. Sie haben den Kauf ihres schwimmenden Hauses nie bereut, auch wenn Wind und Wasser jetzt schon an der Substanz nagen. Bieten schwimmende Wohnungen am Ende eine Lösung, um günstigen, urbanen Wohnraum auch in Deutschland zu schaffen, indem man die Wasserflächen der Städte im größeren Stil nutzt?
Eine andere Frage ist, wie man schwimmende Städte möglichst "regional" mit Nahrung versorgen kann. Im Auftrag eines Innovationsprojekts der Uni Kiel forscht die Bioökologin Martina Mühl zur Kreislaufwirtschaft in deutschen Gewässern. Die Ostsee ist überfischt und von zu vielen Nährstoffen belastet. Algen und Muscheln nehmen jedoch die überflüssigen und damit schädlichen Nährstoffe auf und wandeln sie in Biomasse um, die auch noch schmeckt. So können beispielsweise Fisch- und Algenzucht austariert werden und so umweltschonend wie möglich Nahrung produzieren. Bei schwimmenden Städten ginge das sogar direkt vor der Haustür. So zeigen sich schwimmende Städte flexibler, sicherer als Städte auf dem Land.
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Team
Ein Film von Kristin Siebert
Kamera: Sebastian Wagner / Boris Mahlau / Jonny Müller-Goldenstedt
Schnitt: Fabian Teichmann
Redaktion: Manfred Kessler
Leitung der Sendung: Cathérine Kipp