Mit Einfallsreichtum und immensem Aufwand engagieren sich Einheimische und Besucher*innen. Ob nachhaltige Hütten, das Instandhalten von Almen oder Auswildern von Geiern: Jedes Umdenken und Andersmachen hilft, die einmalige Natur- und Kulturlandschaft zu erhalten.
Mitten im Nationalpark Berchtesgaden thront auf 1930 Metern Höhe eine der meistbesuchten Hütten des Deutschen Alpenvereins – das Watzmannhaus. Längst ein Vorreiter in Sachen Umwelttechnik. Doch Wasserknappheit, die Verpflegung der Gäste und Verpackungsmüll stellen Hüttenwirtin Annette Verst immer wieder vor neue Herausforderungen. Nachhaltigkeit fängt für sie mit der Anreise der Gäste an. Die müssten sich bewusst machen, sagt sie, "dass es manches, wie warme Duschen und WLAN, nicht gibt. Und dass man seinen Müll wieder mitnimmt." Wie kann sie die Gäste zum Mitmachen bewegen und ihr Watzmannhaus noch grüner machen?
Auch im Tiroler Bergsteigerdorf Gschnitztal sind die Tourist*innen gefragt. Saftig grüne Almen, steile Berghänge und Lärchenwiesen gehören hier zur typischen Kulturlandschaft. Doch die ist von Verwilderung bedroht. Statt einfach nur zu wandern, will die Kölnerin Gabriele Albrecht-Lohmar deshalb einen sinnstiftenden Urlaub machen: "Nicht nur die Landschaft genießen, sondern eben auch was tun, um sie zu erhalten", sagt sie. Ausgestattet mit Handschuhen und Astschere schuftet sie unter großem Krafteinsatz in steilen Hanglagen. Gemeinsam mit anderen Gästen und Einheimischen versucht sie so, die Wiesen der Bergbauern und -bäuerinnen von kleinen Fichten und Sträuchern zu befreien.
Mehrmals die Woche klettert Biologe Toni Wegscheider vom Landesbund für Vogelschutz auf rund 1300 Meter Höhe zu einer schwer zugänglichen Felsnische im Nationalpark Berchtesgaden. Im Gepäck: jede Menge Knochen - Futter für seine beiden Schützlinge Bavaria und Wally. Die beiden Bartgeier werden hier wieder angesiedelt, nachdem die Art vor über 100 Jahren ausgerottet wurde. Für Wegscheider ein echtes Herzensprojekt: "Wochenlang zu beobachten, wie sie sich entwickeln, jeden Erstflug, dann die Kämpfe mit den Steinadlern – wir werden uns schwertun, wenn sie demnächst verschwinden", sagt er. "Aber sie sollen ja selbstständig werden." Und dann übernehmen die beiden eine Aufgabe, die Bartgeier in den Alpen immer hatten: Als Aasfresser schließen sie die Lücke in der natürlichen Nahrungskette der Alpen.