Aktive Suche nach Arian eingestellt: Wie es jetzt weitergeht

    Aktive Suche eingestellt:Arian vermisst: Wie die Behörden weitermachen

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    Die Behörden haben die aktive Suche nach dem vermissten sechsjährigen Arian aus Bremervörde eingestellt. Sein Schicksal bewegt weiter viele. Wie es jetzt weitergeht.

    Niedersachsen, Bremervörde: Ein gebasteltes Kleeblatt mit der Aufschrift "Ich hoffe das Arian bald wieder kommt" hängt vor dem Bürgerhaus.
    Die Behörden ermitteln bei der Suche nach Arian in alle Richtungen.
    Quelle: dpa

    Im Fall des seit Tagen verschwundenen sechsjährigen Arian aus Bremervörde im Norden Niedersachsens ermittelt die Polizei in alle Richtungen. Nach einer Woche stellte sie die aktive Suche am Dienstag jedoch ein. Eine Ermittlungsgruppe soll den Fall weiter bearbeiten.
    Ein Sprecher der Polizei sagte am Dienstag:

    Es ist immer ganz wichtig, dass man sich nicht zu sehr auf eine Richtung fokussiert und etwas anderes dabei aus den Augen verliert.

    Sprecher der Polizei

    Demnach wertet die "Ermittlungsgruppe Arian" Hinweise und Spuren aus und versucht, Hypothesen aufzustellen, was am Tag des Verschwindens passiert sein könnte und wie wahrscheinlich das ist.
    Suche nach Arian eingestellt
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    "Da stecken wir im Moment aber noch ganz im Anfang", sagte der Sprecher mit Blick auf die Arbeit der Gruppe, die aus insgesamt fünf Ermittlern und Ermittlerinnen besteht. Bremervörde liegt im Landkreis Rotenburg (Wümme) zwischen Bremerhaven und Hamburg.

    Schicksal des vermissten Arian bislang ungeklärt

    Das Schicksal des autistischen Jungen ist bislang ungeklärt. Seit mehr als einer Woche wird nach ihm gesucht. Möglicherweise sei Arian in den Fluss Oste gefallen, sagte der Sprecher. Die Fließgeschwindigkeit sei hoch. Mehrfach hatte die Polizei mit Booten und Tauchern die Oste und kleinere Gewässer in der Nähe des Wohnortes des Jungen abgesucht.
    Es könne aber auch sein, dass sich das Kind irgendwo versteckt habe, so der Sprecher. "Wir ermitteln in alle Richtungen." Und:

    Vielleicht gibt es am Ende doch noch ein Wunder.

    Sprecher der Polizei

    Tagelange Suche zu Land, Luft und Wasser

    Arian wird seit Montagabend, 22. April, vermisst. Sein Vater alarmierte die Polizei, als er bemerkte, dass sein Sohn nicht mehr zu Hause war. "Der Junge hat erst vor Kurzem gelernt, wie man verschlossene Türen öffnet", hatte der Polizeisprecher kurz nach dem Verschwinden des Kindes gesagt. "Das mag der Hintergrund sein."
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    Die Polizei leitete sofort Suchmaßnahmen mit Hunderten Einsatzkräften ein. Eine Woche lang suchten Tag und Nacht Einsatzkräfte und Freiwillige aus dem Ort nach Arian - zeitweilig mit Hunden, Pferden, Helikoptern, Drohnen, einem Tornado-Flieger, Amphibienfahrzeug, Booten und Tauchausrüstung.

    Hoch motivierte Führungs- und Einsatzkräfte

    Dass tagelang Hunderte Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr, Bundeswehr, Technischem Hilfswerk und Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellschaft am Boden, von der Luft aus und im Wasser nach Arian suchten, hatte dem Sprecher zufolge vor allem einen Grund: "Das hat etwas damit zu tun, dass wir hoch motivierte Menschen in Entscheidungspositionen hatten", erklärte er. "Es ging darum, ein Menschenleben zu retten."
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    Die Entscheidungen seien nicht an einer Stelle getroffen worden, sondern immer in Absprache mit dem Team. Auf die Frage nach den Kosten sagte der Sprecher:

    Sicherlich sind Kosten entstanden, aber das ist in diesem Fall erst mal nachrangig. Wir haben pragmatisch über Maßnahmen entschieden. Wir haben viele Freiwillige gehabt.

    Sprecher der Polizei

    Viele Hinweise aus der Bevölkerung

    Die Ermittler gehen weiter davon aus, dass der Junge eigenständig sein Zuhause verließ. Das deckt sich auch mit den Aufnahmen einer privaten Überwachungskamera. Diese zeigen, wie der autistische Junge alleine Richtung Wald läuft. Bei Vermisstenfällen rückten sonst auch die familiären Verhältnisse in den Fokus, erklärte er.
    Dem Sprecher zufolge gibt es weiter viele Hinweise aus der Bevölkerung. Darunter seien auch Tipps von Menschen, die sich mit dem Thema Autismus auskennen. Die Polizei sei grundsätzlich dankbar für Hinweise.

    Trauer und Hoffnung im Wohnort

    In Elm, Stadtteil von Bremervörde, in dem der Junge wohnt, ist die Anteilnahme weiter hoch. "Die Betroffenheit ist riesengroß", sagte der Anwohner Hans-Hermann Tiedemann am Dienstag. "Es gibt niemanden, der - wenn er irgendwo ist - nicht guckt", berichtete er mit Blick auf die Menschen in dem Ortsteil. Alle suchten irgendwie weiter.
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    Christian Dilissen, der stellvertretende Ortsbürgermeister von Elm, Stadtteil von Bremervörde, in dem der Junge wohnt, sagte, die vergangenen Tage seien für die Gemeinde sehr bewegend gewesen. Demnach war innerhalb kürzester Zeit nach dem Aufruf von Arians Familie das gesamte Dorf auf den Beinen und suchte nach dem Kind. Nun sei die Stimmung getrübt. "Wir sind alle voller Euphorie gewesen. Unser Ziel war es natürlich, ihn auch zu finden."

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    von Anja Braunwarth
    Spielende Kinder in der Kita.
    mit Video
    Quelle: dpa

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