Während des Wetter-Phänomens El Niño kommt es zu Wetterextremen im Pazifikraum. Das hat verheerende Folgen.31.05.2023 | 1:32 min
In der menschengemachten
Klimakrise steigt die globale Durchschnittstemperatur unaufhörlich und mit verheerenden Folgen. Das heißeste Jahr seit Beginn der Industrialisierung war 2016 und das ist keine Überraschung: Zusätzlich zu dem langfristigen Trend war 2016 durch das
Wetterphänomen El Niño geprägt. Es tritt natürlich alle paar Jahre auf und treibt die globale Durchschnittstemperatur oft zusätzlich nach oben.
Am Dienstag hat die Weltwetterorganisation (WMO) offiziell festgestellt, dass im tropischen Pazifik nun El-Niño-Bedingungen herrschen. Wenn der El Niño so stark wird wie 2015/2016, könnte schon dieses oder das nächste Jahr heißer werden als 2016, warnen Experten.
Damit könnte die globale Durchschnittstemperatur schon in diesem oder im nächsten Jahr 2016 getoppt werden, warnen Experten.
Was ist ein El Niño?
Erstes Anzeichen des Phänomens ist eine starke Erwärmung der oberen Wasserschichten im Pazifik in Tropennähe, entlang der mittel- und südamerikanischen Küste. Eigentlich drücken Passatwinde das warme Wasser nach Westen und kühleres strömt aus tieferen Schichten nach.
Bei El Niño-Lagen sind die Winde aber schwächer. Der schnelle, bandförmige Windstrom Jetstream verschiebt sich Richtung Süden und die Stratosphäre mehr als zehn Kilometer über der Erde wird wärmer, wie Bob Leamon von der University of Maryland erklärt.
Das Gegenstück dazu ist La Niña, mit umgekehrten Vorzeichen. La Niña drückt auf die globale Durchschnittstemperatur. Eine ungewöhnlich lange, dreijährige La Niña-Phase ist gerade zu Ende gegangen. Beide Phänomene passieren in unterschiedlichen Abständen alle paar Jahre.
Woher kommt der Name El Niño?
Der Name stammt von Fischern in Peru, die den Temperaturanstieg des Meeres oft in der Weihnachtszeit bemerkten. El Niño cristo bedeutet das Christkind. Die Kurzform ist also El Niño.
Was sind die Folgen?
Das kommt auf die Weltregion an. Trockener und heißer wird es in der Regel etwa in Südostasien, im südlichen Afrika und in Australien. Dort steigt das Risiko von Wald- und Buschbränden. In Australien war der heißeste je gemessene Sommer die durch einen El Niño geprägte Jahreswende 2018/2019. Auch in Brasilien und dem nördlichen Teil Südamerikas wird es trockener, ebenso im mittleren Westen der
USA, wo es deshalb in El Niño-Jahren oft besonders gute Getreideernten gibt.
Feuchter wird es dagegen in Ostafrika, das gerade durch eine verheerende Dürre gegangen ist, ebenso an der Westküste Nord- und Südamerikas und in Sri Lanka vor der Südspitze Indiens.
Im Golf von Mexiko sinkt die Gefahr von
Hurrikans, weil weniger Feuchtigkeit in der Luft ist. Über dem Atlantik auch, weil stärkere Scherwinde Hurrikane auseinanderreißen, so Leamon. Im Pazifik drohen dagegen mehr gefährliche Stürme.
Ist Europa von El Niño betroffen?
"Der Fingerabdruck von El Niño ist auf den tropischen Pazifik konzentriert, mit spürbaren Auswirkungen auf den größeren Pazifikraum und entlang des Äquators, aber mit nur geringen Auswirkungen in Europa", sagt Helge Gößling vom Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven.
Angst vor Wasserknappheit in Südeuropa: Die Weltwetterorganisation WMO warnt vor einer schlimmeren Dürre als im letzten Sommer. Die 1,5-Grad-Schwelle könnte überschritten werden.
Was ist der Auslöser eines El Niño?
Die Wissenschaft weiß es noch nicht. Es gilt als natürliches Phänomen wie der Monsun, tritt allerdings in unregelmäßigen Abständen auf. Bekannt ist, dass die Stärke sowohl von El Niño als auch La Niña von anderen Phänomenen beeinflusst wird. Wenn die Passatwinde sich im Laufe des Jahres normalisieren, wie 2014, kann sich ein beginnender El Niño auflösen, wie Klimawissenschaftlerin Michelle L'Heureux von der US-Klimabehörde NOAA erklärt.
Dass das jüngste La Niña-Ereignis so lange dauerte, lag zum Beispiel mit an den
schweren Bränden 2019/20 in Australien, glaubt John Fasullo vom National Center for Atmospheric Research im US-Bundesstaat Colorado. Rauch-Aerosole in der Atmosphäre hätten Sonnenlicht reflektiert, was über dem Pazifik Luftschichten und in der Folge die Meeresoberfläche kühlte.
El Niño bringt haushohe Wellen, sintflutartige Regenfälle, orkanartige Stürme aber auch verheerende Hitze und extrem Dürren mit sich. Wo kommt das Phänomen her, und betrifft uns das Phänomen in Deutschland überhaupt?10.01.2019 | 4:10 min
Wieso steigt die globale Durchschnittstemperatur in El Niño-Jahren?
Das hat der Klimawissenschaftler Richard Allan von der Universität Reading untersucht. Zum einen zeigten 2015/16 Satellitenaufnahmen und Computersimulationen, dass sich mehr tiefe Wolken über dem Pazifik auflösten und mehr Sonnenlicht das Wasser zusätzlich erwärmte. Zudem binde die Atmosphäre deutlich mehr Wasser als in anderen Jahren.
Ist das Klimaziel durch den aufziehenden El Niño in Gefahr?
Das Ziel ist zwar in Gefahr, aber das liegt nicht an El Niño. Es geht um unterschiedliche Dinge. Das
1,5 Grad-Ziel aus dem Pariser Klimaabkommen - das Experten zufolge kaum noch zu erreichen ist - bezieht sich auf einen Durchschnittswert über mehrere Jahre. Einzelne wärmere Jahre, die jetzt durch El Niño wahrscheinlicher sind, sind dafür nicht ausschlaggebend. Viele Wissenschaftler gingen schon vor den ersten Anzeichen für einen El Niño davon aus, dass die 1,5-Grad-Grenze demnächst in einem einzelnen Jahr überschritten wird.
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von Moritz Zajonz
Quelle: Christiane Oelrich, dpa