"Bowling for Columbine": Regisseur Michael Moore wird 70

    "Bowling for Columbine":US-Dokumentarfilmer Michael Moore wird 70

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    Doku-Aktivist oder linker Populist? Regisseur Michael Moore polarisiert seit jeher in den USA - und legt sich auch mit Präsidentschaftsbewerber Trump an. Nun wird er 70 Jahre alt.

    Michael Moore, aufgenommen am 25.05.2019
    Seinen Durchbruch hatte Moore mit "Bowling for Columbine". Heute poltert er gegen Missstände in einem Podcast. (Archivfoto)
    Quelle: AP

    Der Kampf von Michael Moore will einfach nicht aufhören. 2016 war der Star-Regisseur, der am heutigen Dienstag 70 Jahre alt wird, einer der wenigen Menschen, die öffentlich den Sieg von Donald Trump bei der damaligen US-Präsidentschaftswahl vorhersagten.
    Im November will Trump, den Moore einmal als "unseren Frankenstein" bezeichnet hat, ein weiteres Mal zum Präsidenten gewählt werden - und der Filmemacher ist natürlich schon wieder auf den Barrikaden.

    Held oder linker Populist?

    Moore polarisiert. Für die einen ist der Regisseur und Oscarpreisträger ein Held, der die Welt radikal und gnadenlos über die Probleme und Unzulänglichkeiten Amerikas aufklärt - und nun erneut den Kampf gegen Trump anführt. Als "einen der großen Kommunikatoren der westlichen Linken" bezeichnete ihn einmal der britische "Guardian".
    Für die anderen ist das Schwergewicht, das sich meist im Schlabberlook mit Brille und Basecap zeigt, ein linker Populist, der es mit der Wahrheit nicht immer ganz genau nimmt. Moore sagt:

    Ich versuche nicht, einer breiten Zuschauerschaft zu gefallen, weil man dann immer alles verwässert.

    Michael Moore

    "Man muss sich nur selbst gefallen und daran glauben, dass andere Menschen da draußen dasselbe fühlen."
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    Moore - der "wütendste Mann Amerikas"

    Der "wütendste Mann Amerikas" kämpft eigentlich nicht in erster Linie gegen Trump, sondern für strengere Waffengesetze und ein besseres Sozial-, Schul- und Gesundheitssystem in den USA. Alles Themen, bei denen er und Trump fundamental gegensätzliche Positionen vertreten.
    Moore ist ein Radikaler, ein Getriebener und ein Ruheloser, der damit vielen Menschen auf die Nerven geht, aber auch Aufmerksamkeit auf seine Themen lenken kann wie nur wenige andere in der Branche.
    Kritiker werfen ihm immer wieder vor, Fakten zu verdrehen und sich in seinen Filmen vor allem selbst darzustellen. Zuletzt veröffentlichte Moore 2018 den Film "Fahrenheit 11/9" über den Zustand der Demokratie in den USA unter Trump. Seitdem äußert er sich hauptsächlich über Interviews, Newsletter und Podcasts.
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    Moore engagiert sich in Heimat Michigan

    Geboren wurde der Regisseur 1954 in der vom Autoriesen General Motors dominierten Stadt Flint im US-Bundesstaat Michigan. Seine Eltern arbeiteten für den Autohersteller.
    Fast 40 Jahre später sollte Moore seinen ersten Dokumentarfilm über den Niedergang seiner Heimatstadt nach dem Wegzug von General Motors drehen: "Roger & Me". Bis heute lebt Moore in seiner Heimat Michigan und hängt stark an der in weiten Teilen strukturschwachen Region. In der Stadt Traverse City hat Moore, der sich 2013 nach mehr als 20 Jahren Ehe von seiner Frau Kathleen Glynn getrennt hatte, ein Kino renoviert und veranstaltete dort viele Jahre lang ein Filmfestival.

    1989: Roger & Me
    1995: Canadian Bacon (deutscher Titel: Unsere feindlichen Nachbarn)
    1998: The Big One (deutscher Titel: Der große Macher)
    2002: Bowling for Columbine
    2004: Fahrenheit 9/11
    2007: Sicko
    2008: Slacker Uprising
    2009: Capitalism: A Love Story (deutscher Titel: Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte)
    2015: Where to Invade Next
    2016: Michael Moore in TrumpLand
    2018: Fahrenheit 11/9
    2019: Planet of the Humans

    Den weltweiten Durchbruch schaffte Moore 2002 mit "Bowling for Columbine", einer Dokumentation über den Amoklauf an einer Schule im US-Bundesstaat Colorado, bei dem zwei 17- und 18-jährige Schüler zwölf Mitschüler, einen Lehrer und dann sich selbst erschossen. Die Debatte um Waffengewalt und schärfere Gesetze in den USA war damals noch ganz am Anfang, viele Menschen auf der ganzen Welt erfuhren erst von Moore mehr über das Thema.

    Skandal bei Oscar-Verleihung

    Moore gewann für den Film einen Oscar und sorgte bei der Verleihung für einen Skandal, als er den damaligen US-Präsidenten George W. Bush wegen des Irak-Kriegs scharf angriff. "Schande über Sie, Mr. Bush", rief Moore - und wurde rasch vom Gala-Orchester übertönt.
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    Den Krieg gegen den Terror und die Präsidentschaft von Bush kritisierte Moore auch in seinem nächsten erfolgreichen Film. "Fahrenheit 9/11" - in dem es um zwielichtige Geschäftsverbindungen der Familie Bush geht - wurde beim Filmfestival in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. In weiteren Filmen griff Moore später das US-Gesundheitssystem ("Sicko") und den Kapitalismus ("Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte") an. Auch seine Bücher, wie beispielsweise "Stupid White Men", wurden besonders in Europa zu Bestsellern.
    Was die Wahl im November angeht, ist Moore gewohnt pessimistisch, wie er zuletzt in seinem Podcast "Rumble" betonte.

    Wir wollen es nicht laut aussprechen, aber ich werde es tun, und der Grund dafür, dass wir besorgt sein müssen, ist, dass Trump schlauer ist als wir.

    Michael Moore

    Quelle: dpa

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