Zecken wieder aktiv - teils früher als sonst

    Anstieg bei FSME-Zahlen:Zecken wieder aktiv - teils früher als sonst

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    Die Temperaturen steigen, damit beginnt die Zecken-Zeit - in diesem Jahr früher als sonst, sagen Experten. Mit der Klimaerwärmung könnten zudem neue Arten hierzulande Fuß fassen.

    Warnhinweise auf Zecken in einem Naturschutzgebiet
    Warnhinweise auf Zecken in einem Naturschutzgebiet
    Quelle: imago

    Sobald die Temperaturen steigen, beginnt die Zecken-Zeit - und das teilweise schon recht früh im Jahr. "Wir hatten heuer bereits Phasen, wo Zecken schon stellenweise aktiv waren", sagt Gerhard Dobler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München.
    Generell gebe es eine Verschiebung der Aktivität nach vorne, erläutert der Experte. "Das zeigt sich auch daran, dass die FSME-Fälle früher auftreten."
    Erst Anfang des Monats hatte das Robert Koch-Institut (RKI) drei neue deutsche FSME-Risikogebiete in Bayern und Sachsen ausgewiesen. Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine Hirnentzündung. Zecken können die Viren übertragen.

    FSME: Erkrankung startet mit grippeähnlichen Symptomen

    Die meisten Infektionen verlaufen ohne Symptome. Das Risiko einer schweren Erkrankung ist bei Menschen über 60 Jahren deutlich erhöht. In der ersten Phase gibt es dabei häufig grippeähnliche Symptome, später kann eine Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute oder des Rückenmarks folgen.
    Ein Infektionsrisiko besteht laut RKI vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen, in Sachsen und seit dem Vorjahr auch im südöstlichen Brandenburg. In den Risikogebieten empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) eine FSME-Impfung.

    Lyme-Borreliose kommt deutschlandweit vor

    Zecken können außerdem die Erreger der Lyme-Borreliose übertragen. Sie ist laut RKI wesentlich häufiger und kommt deutschlandweit vor. Erstes Symptom ist oft eine größer werdende Rötung um die Einstichstelle herum.
    Grafik: Wie sich Borreliose und FSME unterscheiden
    Quelle: Boulanger et al.: Ticks and tick-borne diseases, 2019; Zecken.de; Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung; RKI

    Nicht nur in Süddeutschland, sondern auch in Tschechien, Österreich und der Schweiz gebe es trotz Impfung seit 2015 einen Anstieg bei den FSME-Zahlen, sagt Dobler.

    Wir glauben, dass der Klimawandel dabei eine Rolle spielt. Wir wissen nur noch nicht wie.

    Gerhard Dobler, Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr

    Zurzeit sammeln Dobler und sein Team deshalb in den Risikogebieten
    Zecken ein, um diese auf das Virus zu untersuchen. So habe er bereits im Februar Zecken in einem Münchner Park entdeckt, sagt Dobler. Die Klimakrise könnte seiner Ansicht nach auch dafür verantwortlich sein, dass sich die FSME-Fälle in höheren Lagen häuften.
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    Klimaerwärmung kann neue Zeckenarten bringen

    Mehr als 20 verschiedene Zeckenarten gibt es den Angaben von Experte Volker Fingerle vom bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit nach in Deutschland. Weltweit seien es rund 900. Mit der Klimaerwärmung könnten auch neue Arten hierzulande Fuß fassen, meint Fingerle.
    Ein Beispiel sei die sogenannte Hyalomma-Riesenzecke, die in den Trocken- und Halbtrockengebieten Afrikas, Asiens und Süd-Europas beheimatet ist. Zugvögel bringen diese mit nach Deutschland.
    Normalerweise sterbe diese Zecke im Winter, weil sie die Kälte nicht ertrage, sagt Fingerle. "Uns wird sicherlich bevorstehen, dass das Klima so wird, dass sie den Winter übersteht oder dass sie sich anpasst." Auch wenn dies noch nicht etabliert ist: Erste überwinternde Hyalomma-Zecken wurden in Deutschland bereits nachgewiesen, wie die Universität Hohenheim 2019 mitteilte - fünf in einem Pferdehof in Nordrhein-Westfalen, eine auf einem Pferd in Niedersachsen.

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    Quelle: dpa

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