Israel: Nicht alle Geisel-Angehörigen wollen Deal mit Hamas

    Israels Verhandlungen mit Hamas:Nicht alle Geisel-Angehörigen wollen Deal

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    Viele Angehörige der von der Hamas verschleppten Geiseln wollen einen Deal. Doch längst nicht alle Familien sehen das so. Unterdessen wollen andere die Hamas-Anführer verklagen.

    Ein israelischer SOldat läuft an einer Wand vorbei, an der mehrere Plakate mit Bilder der verschleppten Geiseln befässtigt sind.
    Während viele in Israel einen Deal mit der Hamas fordern, drängen anderen auf weiteren militärischen Druck zur Freilassung der verschleppten Geiseln (Symbolbild).
    Quelle: REUTERS/Susana Vera

    "Jetzt! Jetzt! Jetzt!", rufen Demonstranten seit Wochen in israelischen Städten. Ihre Wut richtet sich gegen die eigene Regierung, die eine neue Feuerpause im Gegenzug für eine Freilassung von weiteren Geiseln bisher ablehnt.
    Eine kleine Gruppe betroffener Familien dagegen wendet sich mit einer anderen Botschaft an die Öffentlichkeit. Aus ihrer Sicht sollten die Streitkräfte zunächst ihren Job erledigen - so sehr das die Rückkehr der Geiseln verzögern mag.
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    Angst vor Freilassung von Terroristen

    Die Argumentation der Familien: Ein Deal mit der Hamas, in dessen Rahmen wohl auch viele der in Israel inhaftierten palästinensischen Extremisten freikämen, wäre mit einem hohen Risiko für die Zukunft des Landes verbunden. Das sieht auch Tsvika Mor so. Dessen 23-jähriger Sohn Eitan wurde vor gut vier Monaten auf dem Musikfestival entführt.

    Wenn man Terroristen freilässt, werden sie zurückkehren, um zu morden. So ist es immer gewesen.

    Tsvika Mor, Angehöriger einer Hamas-Geisel

    "Wie kann man sich vor andere Leute hinstellen und sagen: "Ich will meinen Sohn zurück und ihr seid mir egal"?", betont Mor in einem Telefongespräch. "Wir sorgen uns nicht nur um unseren Sohn, sondern um unser gesamtes Land."

    Emotionale Debatte in Israel

    Bei den meisten Angehörigen überwiegt klar die Sorge um das Leben der Liebsten. Denn ohne Verhandlungslösung wird es wegen der Bedingungen in Gaza immer unwahrscheinlicher, dass die Geiseln lebend zurückkehren. Die jüngsten Forderungen der Hamas lehnte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Mittwoch trotzdem ab und kündigte an, den Gaza-Krieg bis zum "vollständigen Sieg" fortzusetzen.
    Das Schicksal der Geiseln steht seit dem Terrorangriff der Hamas im Fokus der israelischen Öffentlichkeit. Die Proteste, mit denen die Regierung zu einem Deal aufgefordert wird, werden immer emotionaler. Mor sagt, er wisse, dass seine Haltung von dem abweiche, was allgemein als akzeptabel gelte.
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    Während einer Live-Debatte im israelischen Fernsehen im Dezember sagte Alon Nimrodi, der Vater des ebenfalls verschleppten Tamir Nimrodi: "Nur weil du deinen Sohn aufgegeben hast, heißt das nicht, dass ich auch meinen aufgeben werde." Mor brach daraufhin in Tränen aus.

    Interessenvereinigung für militärischen Druck

    Gemeinsam mit zwei weiteren betroffenen Familien haben die Mors das Tikva-Forum gegründet, eine lose organisierte Gruppe, deren Mitglieder überwiegend aus dem rechts-religiösen Spektrum der Gesellschaft stammen. Sie vertreten offen die Position, dass militärischer Druck und nicht ein Abkommen der beste Weg sei, die Geiseln wieder nach Hause zu bringen.
    Mor sagt, seine Kritiker könnten nicht verstehen, dass er Ideologie über die natürliche Reaktion stelle, sich für eine sichere Rückkehr seines Sohnes einzusetzen. Er und die anderen Mitglieder des Forums argumentieren, sie selbst seien rational, während sich die Kritiker von ihren Emotionen leiten ließen.

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    Demonstranten mit Plakaten, darunter eines mit der Geisel Noa Argamani

    Netanjahu lehnt Vorschlag der Hamas ab

    Insgesamt wurden bei dem Terrorangriff etwa 250 Menschen verschleppt. Im November wurden während einer einwöchigen Feuerpause etwa hundert Geiseln freigelassen. Im Gegenzug kamen auch etwa 240 Palästinenser frei, überwiegend Frauen und Minderjährige.
    In ihrem jüngsten Vorschlag forderte die Hamas im Gegenzug für die Freilassung der restlichen Geiseln die Freilassung von Hunderten weiteren Palästinensern, darunter auch solchen, die wegen Tötung von Israelis verurteilt worden sind. Das lehnt das Tikva-Forum ab - ebenso wie Netanjahu. Auf die "wahnhaften Forderungen der Hamas" einzugehen, würde nicht die Rückkehr der Geiseln sichern, sagte der Ministerpräsident.
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    Netanjahus Haltung spaltet die Geisel-Angehörigen

    Für die meisten Angehörigen von Geiseln war die deutliche Ablehnung Netanjahus erschütternd. Wenn die israelische Regierung diese Haltung beibehalte, habe sie "extreme Angst", dass es bald "keine Geiseln mehr zu befreien" geben werde, sagt die 72-jährige Adina Mosche. Sie war selbst von den Terroristen verschleppt worden und während einer Feuerpasue im November freigekommen.
    Mor sagt dennoch, er sei sich sicher, dass er im Sinne seines Sohnes handle. Wenige Monate vor dem Terrorangriff habe er mit seinen Kindern über den Deal im Jahr 2011 gesprochen, bei dem mehr als tausend palästinensische Gefangene freigelassen wurden, um den mehr als fünf Jahre zuvor verschleppten israelischen Soldaten Gilad Schalit zurückzuholen. Der Hamas-Führer Jihia al-Sinwar, der als Drahtzieher des Massakers vom 7. Oktober gilt, war einer von denen, die damals freikamen.
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    Er habe den damaligen Austausch kritisiert und sein Sohn habe ihm zugestimmt, betont Mor. "Eitan sagte, er wolle nicht, dass es zu einer Situation komme, in der man ihn im Gegenzug für Mörder freilasse", sagt der Vater.

    Wir wissen, dass sie erneut morden werden, genau wie sie es nach Gilad Schalit getan haben.

    Tsvika Mor, Angehöriger einer Hamas-Geisel

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    Liran Berman kann mit dieser Haltung wenig anfangen. Seine 26-jährigen Zwillingsbrüder Gali und Ziv Berman wurden aus dem Kibbuz Kfar Asa entführt. Es habe sich gezeigt, dass im Rahmen eines Deals tatsächlich Geiseln zurückkämen, ansonsten aber nur Leichen, sagt er. Sobald es eine Chance auf ein Abkommen gebe, müsse die Regierung diese ergreifen.

    Nur durch einen Deal werden wir meine Brüder zurückbekommen.

    Liran Berman, Angehöriger zweier Hamas-Geisel

    Vergewaltigungen durch Hamas
    :"Sie hätten unsere Töchter sein können"

    Ihre Stimmen sollen gehört werden: Menschen, die von sexueller Gewalt der Hamas gegen israelische Frauen berichten - die Zeugnis ablegen von unvorstellbaren Gräueltaten der Hamas.
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    Einige Angehörige wollen Hamas-Anführer verklagen

    Unterdessen wollen einige andere Angehörige Medienberichten zufolge vor dem Internationalen Strafgerichtshof Anklage gegen die Anführer der Hamas erheben. Wie die israelische Nachrichtenseite "Ynet" und die "Jerusalem Post" am Samstagabend berichteten, will eine Delegation des Forums der Geiselfamilien zu diesem Zweck am Mittwoch zum Sitz des Strafgerichtshofs nach Den Haag reisen.
    Ziel ihrer Klage sei es, Haftbefehle gegen die Anführer der Hamas zu erwirken. Auf diese Weise wolle man den Druck erhöhen, eine Freilassung der Geiseln zu erwirken.
    Quelle: AP, dpa

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