Ukraine erzielt Erfolge auf See - Moskau hält seltsam still

    Militäranalyse zum Ukraine-Krieg:Ukraine erzielt große Erfolge auf See

    von Christian Mölling, András Rácz
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    Die Ukraine erzielt große Erfolge auf See und kleine an Land im Abwehrkampf. Auffällig ist, dass spezifische russische Vergeltungsschläge ausgeblieben sind. Eine Militäranalyse.

    Rauchschwaden steigen aus dem vom Feuer betroffenen südlichen Teil der Sewastopoler Werft auf.
    Mit einem Angriff auf die Sewastopol-Werft erzielte die Ukraine Erfolge.
    Quelle: imago images

    Schwere Angriffe auf Hafen von Sewastopol

    Am 13. September gelang es der Ukraine, den von der russischen Marine genutzten Militärhafen von Sewastopol anzugreifen. Durch den Einsatz von Storm Shadow-Raketen hat die Ukraine ein großes Landungsschiff der Ropucha-Klasse sowie ein U-Boot der Kilo-Klasse schwer beschädigt, die beide in einem Trockendock repariert wurden.
    Nach den vorliegenden Bildern ist das Landungsschiff nicht mehr zu reparieren, während die Schäden an dem U-Boot aus offenen Quellen noch nicht richtig eingeschätzt werden können.
    Die Tatsache, dass die beschädigten Schiffe zwei der drei Trockendocks von Sewastopol belegen, stellt jedoch eine ernsthafte Einschränkung der russischen Schiffsreparatur- und Wartungskapazitäten dar.

    Fehlende russische Reaktion wirft Fragen auf

    Interessanterweise hat Russland bisher keine spezifischen Vergeltungsschläge als Reaktion auf den Angriff auf Sewastopol durchgeführt. In den Nächten nach dem Angriff hat Russland lediglich die "üblichen" Shaheed-Drohnen gegen ukrainische Ziele eingesetzt, von denen die meisten von der ukrainischen Luftabwehr abgeschossen wurden.
    Durch diese Passivität wird die Glaubwürdigkeit von Russlands Darstellung der "roten Linien" weiter beeinträchtigt.

    Erneut Flugabwehrbatterie zerstört

    Einen Tag nach dem Angriff auf Sewastopol zerstörte die Ukraine erfolgreich eine Batterie von S-400-Flugabwehrraketen in Jewpatoria, auf der Westseite der besetzten Krim. Innerhalb eines Monats war dies bereits der zweite erfolgreiche Angriff auf solche küstennahen Luftverteidigungsanlagen.

    Karte: Ukraine - Kiew, Cherson, Saporischschja, Krim
    Quelle: ZDF

    Die Krim, mit 26.000 Quadratkilometern knapp so groß wie das Bundesland Brandenburg, hat eine wechselhafte Geschichte. Jahrhundertelang von Griechen, Türken oder Tataren beherrscht, gehörte die strategisch bedeutsame Halbinsel im Schwarzen Meer nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst zu Russland. Zuvor galt die Krim im Zuge der Oktoberrevolution noch als autonome Republik innerhalb Sowjetrusslands.

    1954 erklärte der aus der Ukraine stammende damalige Kremlchef Nikita Chruschtschow die mehrheitlich von Russen bewohnte Halbinsel zu einem Teil der Ukrainischen Sowjetrepublik.

    Nach dem Zerfall der UdSSR erklärte sich die Ukraine 1991 für unabhängig. Ein Jahr darauf verhinderte die Zentralregierung in Kiew ein von pro-russischen Kräften angestrebtes Referendum über die Unabhängigkeit der Krim. Als Zugeständnis wurde sie zur Autonomen Republik mit weitreichenden Rechten erklärt.

    2010 schlossen Russland und die Ukraine einen Vertrag über russische Gaslieferungen - im Gegenzug wurde der Pachtvertrag mit der russischen Marine auf der Krim verlängert. Das auf der Halbinsel gelegene Sewastopol ist seit dem 19. Jahrhundert Hauptstützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte.

    Im März 2014 annektierte Russland die Halbinsel.

    Beide wurden mit einer Kombination aus Drohnen und modifizierten Neptun-Schiffsabwehrraketen durchgeführt. Offenbar ist Russland nicht in der Lage, seine an der Küste gelegenen Luftverteidigungssysteme gegen solche Angriffe zu verteidigen.
    Angriff auf die Krim: Militäranalyst Franz-Stefan Gady erklärt die Strategie der Angriffe und die Chancen von Kiew Gegenoffensive - im Video:

    Neue russische Einheiten verfrüht im Einsatz

    An der Frontlinie von Kupjansk halten die ukrainischen Streitkräfte ihre Positionen fest. Russland ist es nicht gelungen, in nennenswertem Umfang vorzurücken. Inzwischen hat Moskau damit begonnen, hier Einheiten der neu aufgestellten 25. Armee zu stationieren. Diese Formation sollte ihre Ausbildung eigentlich erst im Dezember dieses Jahres abschließen, aber ihr Kampfeinsatz hat dennoch begonnen.
    Die Entsendung unzureichend ausgebildeter Einheiten auf das Schlachtfeld ist ein Indiz für den zunehmenden Mangel an kampffähigen Soldaten, insbesondere an Infanteristen, in Russland.

    Ukraine befreit weitere wichtige Dörfer

    An der Bachmut-Front gelang es den ukrainischen Streitkräften am Morgen des 15. September, Andriyivka und Klishchiivka, zwei kleinere Siedlungen südlich von Bachmut, zu befreien. Beide Dörfer waren während der monatelangen Kämpfe völlig zerstört worden.
    Die Befreiung dieser Siedlungen ist nach wie vor von Bedeutung, da sie es den ukrainischen Streitkräften ermöglicht, weiter nach Osten vorzustoßen und so den Druck auf die russischen Streitkräfte, die Bachmut verteidigen, zu erhöhen.

    Verlangsamter Vormarsch an der Südfront

    An der Frontlinie in Saporischschja blieb die Lage weitgehend unverändert. Die ukrainischen Streitkräfte versuchten, eine dritte Offensivlinie in Richtung Priyutne zu eröffnen, wurden jedoch durch die dichten russischen Minenfelder und den Artilleriebeschuss aufgehalten.
    Die Autoren der Militäranalyse:



    Auch der ukrainische Vormarsch bei Robotyne und Verbove verlangsamte sich, und es wurden nur noch einige hundert Meter pro Tag gewonnen. Offenbar hat die Verlegung von zwei Regimentern der russischen  76. Luftlandedivision, einer Eliteeinheit, in diesen Frontabschnitt die Erwartungen Moskaus erfüllt und den ukrainischen Vormarsch verlangsamen können.
    Es bleibt abzuwarten, ob Russland, sobald die ukrainische Artillerieüberlegenheit auch die Luftlanderegimenter schwächt, noch über einsatzfähige Reserven von gleichem Kampfwert verfügt.
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    Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
    Auf dem Bild sieht man ukrainische Soldaten von hinten.
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