Nicaragua klagt: Deutschland weist Völkermord-Vorwurf zurück

    Nicaragua klagt vor IGH:Deutschland weist Völkermord-Vorwurf zurück

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    Die Bundesregierung hat in Den Haag den Vorwurf der Beihilfe zum Völkermord im Gazastreifen zurückgewiesen. Nicaragua hatte vor dem Internationalen Gerichtshof geklagt.

    Während des zweiten Tages der Anhörung vor dem IGH in dem von Nicaragua gegen Deutschland angestrengten Verfahren über die finanzielle und militärische Hilfe für Israel in Den Haag, am 09.04.2024.
    Anhörung vor dem Internationalen Gerichtshof zum Streit zwischen Nicaragua und Deutschland über Israel.
    Quelle: epa

    Deutschland hat vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) den von Nicaragua erhobenen Vorwurf der Begünstigung eines "Völkermords" im Gazastreifen entschieden zurückgewiesen. Die Anschuldigungen hätten "weder eine faktische noch eine rechtliche Grundlage", sagte die Leiterin der Rechtsabteilung und Völkerrechtsberaterin des Auswärtigen Amts, Tania von Uslar-Gleichen, in Den Haag.
    Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) betonte in Berlin, dass Deutschland dem internationalen Recht verpflichtet sei. 
    Richter des Internationalen Gerichtshofs während des Prozessauftakts zwischen Nicaragua und Deutschland
    Nicaraguas Präsident Ortega hat vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag Klage gegen Deutschland eingereicht. Er beschuldigt das Land der Beihilfe zum Völkermord in Gaza.08.04.2024 | 1:32 min

    Nicaragua wirft Deutschland Begünstigung zum Völkermord vor

    In dem seit Montag vor dem IGH verhandelten Fall wirft Nicaragua Deutschland vor, mit seinem Zahlungsstopp an das UN-Palästinenserhilfswerk (UNRWA) einen "Völkermord" im Gazastreifen zu begünstigen.
    Bis zu einer endgültigen Entscheidung des Gerichts fordert das zentralamerikanische Land die Verhängung von fünf Sofortmaßnahmen, darunter den Stopp von Waffenlieferungen und anderer Unterstützung durch Berlin an Israel. Auch die Aussetzung der deutschen Zahlungen an das UNRWA soll demnach rückgängig gemacht werden.

    Putins Einfluss?
    :Warum Berlin in Lateinamerika kritisiert wird

    Nicaragua verklagt Deutschland, Venezuela nimmt die Deutsche Welle aus dem Kabelnetz. Linksautokratien in Lateinamerika nehmen Berlin zunehmend ins Visier. Was sind die Gründe?
    von Tobias Käufer
    Archiv: Venezuelas Präsident Nicolas Maduro trifft sich am 20. Februar 2024 im Miraflores-Palast in Caracas, Venezuela, mit Russlands Außenminister Sergej Lawrow (nicht abgebildet).
    mit Video
    Vor Gericht nannte der Vertreter Nicaraguas, der deutsche Anwalt Daniel Müller, die deutsche Haltung "erbärmlich": Einerseits liefere Berlin Waffen an Israel, gleichzeitig leiste es humanitäre Hilfe an die Zivilbevölkerung im Gazastreifen, sagte er am Montag. 

    Deutsche Verteidigung stützt sich auf Völkerrecht

    Deutschland liefert Waffen nur auf der Grundlage einer sorgfältigen Prüfung, die weit über die Anforderungen des Völkerrechts hinausgeht.

    Tania von Uslar-Gleichen, Völkerrechtsberaterin des Auswärtigen Amts

    Das Handeln Berlins in diesem Konflikt sei fest im Völkerrecht verankert. Weiter betonte sie, dass die Sicherheit Israels aufgrund der deutschen Geschichte "im Zentrum der deutschen Außenpolitik" stehe.
    Christian Tams, der Deutschland ebenfalls vor dem IGH vertritt, verwies auf die Unterstützung Berlins bei der humanitären Hilfe im Gazastreifen, die weiterhin auch unter extrem schwierigen Bedingungen geleistet werde.

    Sobald wir genau hinschauen, fallen die Anschuldigungen Nicaraguas in sich zusammen.

    Christian Tams vertritt Deutschland vor dem IGH

    Baerbock: "Sind internationalem Recht verpflichtet"

    Außenministerin Baerbock unterstrich bei einer Pressekonferenz mit ihren moldauischen Kollegen Mihai Popsoi in Berlin die wichtige Rolle Deutschlands bei den Hilfslieferungen im Kriegsgebiet. Das Land sei "einer der größten humanitären Geber", sagte sie. Weiter verwies sie auf das Dilemma, vor dem Deutschland nach dem Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober gestanden habe.
    Vor 6 Monaten überfielen palästinensische Terroristen israelische Orte und richteten ein Massaker an.
    Vor 6 Monaten überfielen palästinensische Terroristen israelische Orte und richteten ein Massaker an. Es war der Auslöser eines immer noch andauernden Krieges.07.04.2024 | 1:31 min
    Kämpfer der Hamas hätten sich hinter den Zivilisten im Gazastreifen verschanzt. "Wir haben von Anfang an deutlich gemacht, dass wir dem internationalen Recht verpflichtet sind", sagte Baerbock. Dies beinhalte sowohl das Selbstverteidigungsrecht Israels als auch das Einstehen für das humanitäre Völkerrecht.

    Eskalation in Nahost
    :Aktuelle News zur Lage in Israel und Gaza

    Mit dem Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert. Israel greift infolge der Terrorattacke Ziele im Gazastreifen an. Aktuelle News im Blog.
    Menschen in einem Flüchtlingscamp im Gazastreifen
    Liveblog
    Quelle: AFP

    Aktuelle Nachrichten zum Nahost-Konflikt