Nach Absturz: Kreml will Wagner-Deals in Afrika übernehmen

    Prigoschins Erbe:Kreml will Wagner-Deals in Afrika übernehmen

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    Die lukrativen Geschäfte von Wagner-Chef Prigoschin reichen bis nach Afrika. Nach dessen mutmaßlichem Tod steht der Kreml nun bereits für die Übernahme der Netzwerke bereit.

    Prigoschin mit Gewehr vor der Kamera.
    Baute sich ein mächtiges Imperium auf: Jewgeni Prigoschin. (Archivbild)
    Quelle: dpa

    Die Trauer um den mutmaßlichen Tod von Söldnerführer Jewgeni Prigoschin dürfte im Kreml zwei Monate nach dessen versuchter Meuterei gegen die Moskauer Militärführung nicht allzu groß sein. Nach innen ist Russlands Präsident Wladimir Putin damit einen gefährlichen Konkurrenten losgeworden.
    Und Prigoschins Netzwerk im Ausland versucht der Kreml schon seit einiger Zeit zu übernehmen. Mit seinen Söldnern verdiente Prigoschin speziell in Afrika gutes Geld. Schutz gegen Beteiligung an Bodenschätzen - das war oft die Formel.
    Darum braucht Russland Afrika:

    Prigoschin baute sich mächtiges Imperium auf

    Der 62-jährige Prigoschin hatte ein mächtiges Imperium aufgebaut. Mit seinen Cateringfirmen war er unter anderem Proviantmeister der russischen Armee. Zu seinem Konglomerat gehörten nicht nur die bekannte Privatarmee Wagner, sondern auch Bau- und Förderunternehmen, Finanzdienstleister, Logistikfirmen und Medien wie die berüchtigte St. Petersburger Troll-Fabrik.
    Da er durch seine Geschäfte mit Autokraten und Militärjuntas in Afrika zugleich Russlands Einfluss stärkte, ohne dass Moskau sich selbst die Hände schmutzig machen musste, wurde er vom Kreml jahrelang gefördert.

    US-Denkfabrik: 5.000 russische Kämpfer in verschiedenen Ländern Afrikas

    Erst Anfang der Woche prahlte er in einem angeblich in Afrika aufgenommenen Video, seine Wagner-Truppe trage dazu bei, "Russland noch größer auf allen Kontinenten zu machen und Afrika noch freier."
    Der US-Denkfabrik Council on Foreign Relations zufolge sollen rund 5.000 russische Kämpfer in verschiedenen Ländern Afrikas tätig sein - allein im westafrikanischen Mali laut Schätzungen bis zu 2.000. Dort will sich Wagner als Alternative zu westlichen Militäreinsätzen gegen den sich ausbreitenden Dschihadismus inszenieren.
    Geheimdienstexperte Soldatow erklärte im Juni, dass Putin Prigoschin in Afrika brauche:
    Im Sudan, der seit Monaten von schweren Gefechten zwischen den zwei stärksten Militärblöcken des Landes erschüttert wird, soll Prigoschin Lizenzen für Goldminen erhalten haben - im Gegenzug gab's wohl Waffenlieferungen. 2018 kam Prigoschins Truppe dem Präsidenten der Zentralafrikanischen Republik, Faustin-Archange Touadéra, zu Hilfe, als dieser von Rebellen gestürzt zu werden drohte.
    Auch hier erhielt Prigoschin als Gegenleistung die Erlaubnis, Gold abbauen zu dürfen. Medienberichten zufolge beteuerte ein Berater Touadéras nun, dass Wagner trotz Prigoschins möglichem Tod weiterhin im Land bleibe.

    Wagner-Truppe wird Geschäfte nicht eigenstädnig regeln können

    Eigenständig wird die Wagner-Truppe das aber wohl nicht mehr regeln können. Auf der Passagierliste des am Mittwoch in Nordrussland abgestürzten Fliegers stand nicht nur Prigoschin, sondern auch der militärische Anführer, der für seine Vorliebe zu Nazisymbolik bekannte Ex-Geheimdienstoffizier Dmitri Utkin.
    Was bedeutet Prigoschins Tod für Russland?
    Der für Logistik und Sicherheit zuständige Waleri Tschekalow war auch Führungskraft. Ihr Tod wäre gleichbedeutend mit der Enthauptung der Söldnertruppe.

    Kreml könnte Lücke schließen, die nach Flugzeugabsturz entstanden ist

    In diese Lücke könnte der Kreml stoßen, indem er Schlüsselpositionen mit eigenen Leuten besetzt. Ein Kandidat für einen Führungsposten ist Wagner-Mitbegründer Andrej Troschew. Putin schlug ihn schon bei einem Treffen im Kreml nach dem Prigoschin-Aufstand als neuen Chef der Söldnerorganisation vor.
    Auch General Andrej Awerjanow vom Militärgeheimdienst GRU gilt als Kandidat. Putin ließ ihn jüngst bei seinem Afrika-Gipfel in St. Petersburg mit den angereisten Staatschefs plaudern.

    Experte: Russland wird neue Strukturen für Söldnergeschäft finden

    Auch in Westafrika dürfte Russland versuchen, Militärkooperationen fortzusetzen, sagt der Sahel-Experte der Konrad-Adenauer-Stiftung, Ulf Laessing:

    Die Verträge mit der Zentralafrikanischen Republik und Mali sind finanziell in Zeiten westlicher Sanktionen sehr lukrativ.

    Ulf Laessing, Konrad-Adenauer-Stiftung

    Zudem gehe es Moskau darum, geopolitisch zu expandieren. "Russland ist gerade mit Malis Hilfe dabei, Kontakte zu den Putschisten im Niger zu knüpfen. Da wird Russland alles daran setzen, die Verträge mit Mali zu erfüllen", so Laessing weiter.
    Nach der Machtübernahme der Armee im Niger könnte der russische Einfluss dort wachsen:
    Im Niger, einem der letzten westlichen Verbündeten in der Region, übernahmen vor knapp einem Monat Militärs die Macht. Laessing ist überzeugt:

    Russland wird neue Strukturen für das Söldnergeschäft finden, falls Wagner als Firma nicht überlebt und Prigoschin tatsächlich tot sein sollte.

    Ulf Laessing, Sahel-Experte

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    Quelle: A. Ballin, A. Rajab, D. Renke, dpa

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