Scholz verteidigt Arbeitnehmer: "Nicht alle Latten am Zaun"
Kanzler verteidigt Arbeitnehmer:Scholz: "Nicht mehr alle Latten am Zaun"
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Olaf Scholz hat in einem Interview eine "gewisse Elite" kritisiert, die abfällig über Arbeitnehmer spricht. Debatten über Arbeitszeit erteilt der Bundeskanzler eine Absage.
Olaf Scholz ist gegen die Vier-Tage-Woche, deutsche Arbeitnehmer hält er aber keineswegs für faul.
Quelle: picture alliance / CHROMORANGE | Christian Ohde
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die Debatte über die Vier-Tage-Woche und über die Arbeitszeit in Deutschland kritisiert. "Wir haben die höchste Zahl an Erwerbstätigen in der Geschichte der Bundesrepublik, mit steigender Tendenz", sagte Scholz dem Magazin "Stern". Im Interview übt er Kritik an einer "gewissen Elite", die sich abschätzig über Arbeitnehmer äußerten.
Zudem verwies der Kanzler auf Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit. Demnach haben Arbeitnehmer in Deutschland im letzten Jahr 1,3 Milliarden Überstunden geleistet. "Das heißt: Niemand drückt sich, ganz viele wollen arbeiten. Und sehr viele arbeiten auch viel länger als vertraglich vereinbart", so Scholz.
Die schwache wirtschaftliche Lage in Deutschland dürfe nicht auf die Faulheit der Beschäftigen geschoben werden, mahnt die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Yasmin Fahimi.02.05.2024 | 1:24 min
Scholz: Viele Gründe für Teilzeit
"Tausende junge Männer und Frauen versuchen verzweifelt, Familie und Arbeit miteinander in Einklang zu bringen. Es gibt eben nicht überall gleichermaßen Ganztagsbetreuung in der Kita oder der Grundschule“, sagte Scholz.
Es gebe zahlreiche Gründe für Arbeit in Teilzeit, betont der Kanzler.
Mit dem Fünf-Punkte-Plan, den die FDP beschließen will, fordern die Liberalen "generationengerechte Haushaltspolitik". Streitpunkt ist vor allem die Abschaffung der Rente mit 63.13.05.2024 | 1:27 min
Scholz stärkt Lindner den Rücken
Im Haushaltsstreit der Ampel-Koalition stellt sich Scholz an die Seite von Bundesfinanzminister Christian Lindner von der FDP. "Der Finanzminister hat den Ressorts Limits genannt – das war mit mir abgesprochen. Nun beginnt der übliche mühsame Prozess, Wünsche und Wirklichkeit in Einklang miteinander zu bringen", so der SPD-Politiker. Er habe zu möglichen Einsparungen seine Vorstellungen, sagte Scholz, ohne konkreter zu werden.
Auf die Frage nach erneuten Ausnahmen von der Schuldenbremse, gegen die Lindner und die FDP sich sträuben, antwortete Scholz: "Wir sollten uns das Leben nicht zu leicht machen. Jetzt ist erstmal Schwitzen angesagt." Der Kanzler mahnte, "wir dürfen uns weder am sozialen Zusammenhalt versündigen noch darauf verzichten, das Wachstum anzukurbeln". Scholz sagte auch, er sei "klar dafür", den Mindestlohn anzuheben: zunächst auf 14 und dann auf 15 Euro. Zudem kritisierte er die zuständige Kommission.
Die Wirtschaftspolitik offenbart Differenzen der Ampel. Was den kommenden Haushalt angeht, gibt sich Finanzminister Lindner eisern. Und: Die CDU betont die Nähe zu den Liberalen.