Historisches WM-Aus von Deutschlands DFB-Frauen in Brisbane

    Nach Pleite gegen Südkorea:Historisches WM-Aus der DFB-Frauen

    von Frank Hellmann
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    Die deutschen Fußballerinnen scheitern bei der WM-Mission zum dritten Stern früh. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg wirkt konsterniert - und bittet um Geduld.

    Svenja Huth (l)  und Chantal Hagel
    Tränen und Enttäuschung nach dem WM-Aus: Svenja Huth (l.) und Chantal Hagel
    Quelle: dpa

    Es mutete fast schon sarkastisch, was sich die Regie im Brisbane Stadium an diesem aus deutscher Sicht schmachvollen Abend mit Schlusspfiff leistete: Aus den Lautsprechern dröhnte "Happy" von Pharrell Williams, als auf dem Rasen nur Trauer herrschte.
    Alexandra Popp suchte einen kurzen Dialog mit Sturmpartnerin Lea Schüller, während Torhüterin Merle Frohms schon tieftraurig auf dem Hosenboden hockte. Abwehrspielerin Marina Hegering schaute entgeistert auf die sich rasch leerenden Tribünen. Bald flossen die Tränen nahe dem Brisbane River in Sturzbächen.

    DFB-Frauen standen bislang immer im Viertelfinale

    Das für die meisten Unfassbare war geschehen: Die deutschen Fußballerinnen haben sich von dieser Frauen-WM in Australien und Neuseeland verabschiedet, ehe das Turnier richtig begonnen hat. Das ist den DFB-Frauen auf der Weltbühne noch nie passiert: Diese Auswahl stand seit der Erstauflage 1991 mindestens immer im Viertelfinale.
    "Es braucht Zeit, das zu verarbeiten", stammelte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. "Halt und Trost", wollte sie spenden, doch solche Versuche wirkten so vergeblich wie zuvor die Bemühungen ihrer Spielerinnen.
     

    Blamage von Brisbane ähnelt Katastrophe von Kasan

    Ein verzweifeltes 1:1 gegen Südkorea war in einer der vermeintlich leichtesten Vorrundengruppen zu wenig, weil Marokko tatsächlich im Parallelspiel gegen Kolumbien 1:0 siegte. Mit der kargen Ausbeute von nur vier Punkten geht es für einen zweifachen Weltmeister also schon auf die Heimreise, der die Mission zum dritten Stern in den Sand gesetzt hat. Voss-Tecklenburg räumte ein:

    Es war eine große Verunsicherung zu spüren. Wir haben gekämpft, aber unsere Leistung nicht gebracht. Im Endeffekt war es zu wenig.

    Martina Voss-Tecklenburg

    Wohl wahr. Der Vizeeuropameister hat sich dieselbe Peinlichkeit geleistet, die bei der WM 2018 die Männer-Nationalmannschaft in derselben Konstellation gegen denselben Gegner im russischen Kasan erlitten hatte. Die Parallelen zur Katastrophe von Kasan sind bei der Blamage von Brisbane unverkennbar.
    Auch die DFB-Frauen zogen diesmal ein Lehrbeispiel der Planlosigkeit auf. Die Cheftrainerin kritisierte ein "zu statisches Spiel", das die 55-Jährige indes mit der Umstellung auf zwei kopfballstarke Stürmerinnen selbst höchst eindimensional ausgerichtet hatte. Die gebürtige Duisburgerin war letztlich noch deutlicher als bei der WM 2019 in Frankreich (Viertelfinalaus) unter der Vorgabe geblieben.

    War der Druck für die DFB-Frauen bei der WM zu groß?

    Der Sportliche Leiter Nationalmannschaften, Joti Chatzialexiou, sprach von einem "gebrauchten Sommer, für den DFB und den gesamten deutschen Fußball - das nimmt mich persönlich mit". Der sich stets eng mit der Bundestrainerin austauschende 47-Jährige führte rückblickend die hohen Erwartungen als Erklärung an: "Ein Turnierfavorit zu sein, hat was im Kopf gemacht. Der Druck hat gelähmt."
    Vor der EM in England hatte tatsächlich die Öffentlichkeit kaum etwas erwartet - und auch nicht so viele von Beginn an mitgefiebert. Für Chatzialexiou war in Anbetracht der famosen Einschaltquoten fatal, "dass wir verpasst haben, neue Vorbilder zu schaffen." Nun tragen auch die Frauen den Versager-Stempel. Doch aus seiner Sicht müsse "niemand infrage gestellt werden". Auch die Bundestrainerin nicht?

    Alexandra Popp lässt Zukunft offen

    Voss-Tecklenburg wollte sich der "Verantwortung stellen" - das Wort Rücktritt nahm sie nicht in den Mund. Sie stehe dazu, "dass wir es nicht geschafft haben, aber gebe mir die Möglichkeit, nicht vorschnell etwas zu sagen: Ich brauche jetzt auch etwas Zeit, um das verarbeiten zu können." Es gehe darum, die WM "sauber zu analysieren und die entsprechenden Schlüsse zu ziehen". Das DFB-Team habe "zweimal ein Ergebnis erzielt, das nicht ausreicht. Dem müssen wir uns stellen - und das in erster Linie in meiner Person."
    Mit ihrer Vertrauten Popp wirkte auch die einzige richtige Führungsspielerin fast entgeistert. "Grundsätzlich war es holprig in allen Spielen. Das kann nicht unser Anspruch sein. Ich kann es nicht greifen und nicht verstehen", sagte die tieftraurige Torjägerin, deren Einsatz und Willen am Ende nicht reichte. Sie müsse das alles "erst verarbeiten, aber grundsätzlich steht die Qualität nicht infrage." Da aber könnte die 32-Jährige - die zu ihrer Zukunft im DFB-Dress nichts sagen wollte - offenkundig irren, denn es gibt zu viele, die dem gestiegenen Niveau nicht folgen konnten.

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