Siemens-Chef: Wie KI uns aus der Altersfalle führen kann

    Interview

    Siemens-Chef Busch:Wie KI uns aus der Altersfalle führen kann

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    Im Interview mit dem ZDF spricht Siemens-Chef Roland Busch über die Zukunft des Konzerns und erklärt, warum Arbeitende keine Angst vor Künstlicher Intelligenz haben müssen.

    ZDF: Herr Busch, früher einmal stand Siemens für Telefone und Turbinen - wofür steht Siemens heute?
    Roland Busch: Man kann unsere Strategien in einen Satz packen: Wir verbinden die reale mit der digitalen Welt. Wir stehen für Digitalisierung auf der einen Seite, also Software, aber auch für die Hardware auf der anderen Seite.

    Wenn man sich heute die Frage stellt, wie erwirtschaften wir Wohlstand, dann kommen Sie auf die erfolgreiche Fertigung in Deutschland: Automobiltechnik, Chemie, Pharmazeutika, kurz Industrie.

    Roland Busch

    Das müssen Sie automatisieren, digitalisieren, wenn Sie wettbewerbsfähig sein sollen, wenn Sie wachsen und gleichzeitig Ressourcen sparen wollen. Technologie ist die Antwort. Siemens macht das in den Industrien, die das Rückgrat von Gesellschaften ausmachen, wie Energienetzen, der Gebäudetechnik, der Mobilität und im Gesundheitswesen.
    Auch das kann Künstliche Intelligenz: Eine KI namens ChatGPT kann Texte schreiben, die kaum noch zu unterscheiden sind von menschlichen Autoren:
    ChatGPT
    24.01.2023 | 2:14 min
    ZDF: Wie werden diese Automatisierung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz die Arbeitswelt verändern?
    Busch: In Zukunft werden wir Jobs sehen, die es heute noch gar nicht gibt. Die Art zu arbeiten, wird sich ändern. Ein Beispiel: unsere digitale Fertigung in Amberg. Dieses Werk beschäftigte vor 20 Jahren 1.200 Menschen, heute sind es immer noch 1.200 Menschen. Die Produktivität ist massiv gestiegen. Wir reden über einen Faktor von 20- bis 25-mal mehr Umsatz.

    Roland Busch, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG, steht während der virtuellen Hauptversammlung auf der Bühne. Aufgenommen am 09.02.2023, in München
    Quelle: dpa


    ... ist seit 2007 in verschiedenen Funktionen im Siemens-Konzern tätig, seit 2021 ist er Vorstandsvorsitzender. Busch hat in Erlangen und Grenoble Physik studiert.

    Quelle: Siemens AG

    Die Art und Weise, wie die Menschen vor 20 Jahren dort gearbeitet haben, war komplett anders als heute.

    Die Arbeitswelt hat sich massiv geändert. Ich glaube zum Besseren, weil die Jobs interessanter und spannender sind.

    Roland Busch

    Damit das so bleibt, investieren wir kontinuierlich in Aus- und Weiterbildung, bei Siemens rund 300 Millionen Euro pro Jahr. Für mich ist das die Antwort auf die Frage: Wie bleiben Menschen relevant, auch in einer Welt von Automatisierung und Digitalisierung?

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    ZDF: Digitalisierung und Künstliche Intelligenz spielen in der Arbeitswelt eine immer größere Rolle. Viele Menschen haben Angst davor - können Sie diese Angst verstehen?
    Busch: Ganz ehrlich: Ich kann sie nur teilweise verstehen. Wir leben in einer überalterten Gesellschaft. Wenn Sie heute auf den Arbeitsmarkt blicken, gibt es mehr offene Stellen, als es Menschen gibt. Überall ringen Firmen um Arbeitskräfte.

    Die Überalterung der Bevölkerung braucht Technologie und Innovation, um mit weniger Menschen den gleichen Output zu erzielen.

    Roland Busch

    Ich glaube, dass Digitalisierung und Technologie eine Antwort für diese Herausforderungen sind.
    Mithilfe von KI rekonstruieren Forscher Keilschrifttafeln und machen so die Anfänge der Weltliteratur zugänglich.
    ZDF: Wird der Mensch durch die Maschine ersetzt?
    Busch: Es gibt repetitive Aufgaben, da wird der Mensch ersetzt. Das ist gut so. Niemand möchte in der Fertigung ein 20-Kilo-Teil wie ein Cockpit in ein Auto wuchten. Das macht ein Roboter besser.

    Wenn wir über neue Technologien reden, dann werden diese nicht den Menschen ersetzen, aber es werden Teile des Arbeitspensums ersetzt und verschoben auf Arbeiten, bei denen der Mensch seine Stärken ausspielen kann.

    Roland Busch

    Ich glaube, da liegt die große Chance, dass wir spannendere, interessantere Aufgaben generieren für die Zukunft.
    Siemens hat trotz Milliardenbelastungen schon 2022 enorme Gewinne erzielt:
    ZDF: Viele Firmen in Deutschland haben es zurzeit schwer - Siemens macht Rekordgewinne - wie geht das?
    Busch: Das war in der Tat der beste Start in ein Geschäftsjahr, den wir je hatten. Wir haben ein tolles Ergebnis erzielt. Wir haben die richtige Strategie, die richtigen Technologien und die richtigen Menschen.
    Das Interview führte Peter Aumeier, ZDF-Korrespondent im Landesstudio Bayern.

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